Reportage

Pilgern und mehr – Grafendorf

Foto: Olga Seus

Ein Besuch der Gemeinde Grafendorf bietet Etliches: Zum einen stoßen Kultursuchende und religiös Motivierte auf interessante Pfade, denn schließlich führt der Pankratius Pilgerweg über das Gemeindegebiet. Aber auch andere Wanderbegeisterte kommen in und rund um diese Gemeinde, die so herrlich in die oststeirische Landschaft eingebettet ist, auf ihre Kosten. Generationsübergreifend ist das Gemeindeleben aufgestellt und beim Standlfest im Juli kommen ohnehin alle miteinander ins Gespräch.

Damals …

Grafendorfs Geschichte lässt sich zurückverfolgen bis ins 12. Jahrhundert. Ebenso früh, genauer gesagt 1130, findet sich eine Erwähnung der Kirche, die bis heute das Kernstück von Grafendorf bildet und auf dem Hauptplatz steht. Im Barock wurde die Kreuzkapelle zugebaut. Eine genaue zeitliche Zuordnung ist hier zwar schwer möglich, doch finden sich in ihr die einzigen frühen Totentanzdarstellungen in der ganzen Steiermark. Diese sind auf das Jahr 1724 datiert. Gefertigt wurden sie vom Vorauer Stiftsmaler Johann Cyriak Hackhofer. Dargestellt werden Szenen, die die Allgegenwärtigkeit des Todes, vom frühen Kindes- bis ins hohe Greisenalter, verdeutlichen sollen.
Passend dazu wird die Kreuzkapelle inzwischen als Aufbahrungsraum genutzt; durch eine Glastür sind die Fresken jederzeit zu besichtigen.

Heute …

Grafendorf ist eine Zuzugsgemeinde. Das liegt zum einen an der Lage zwischen Wien und Graz mit guter Anbindung an die Autobahn, aber auch daran, dass Grafendorf zu Recht eine zertifizierte „familienfreundliche Gemeinde“ ist.

Für Einwohner aller Altersgruppen findet sich hier etwas: Neben einer allgemein gut ausgebauten Infrastruktur gibt es einen Kindergarten mit Krippe, der sowohl Nachmittags- als auch Ferienbetreuung anbietet. Die Volksschule ist seit Kurzem mit interaktiven Tafeln ausgestattet worden, die Landjugend hat sich in Eigenarbeit einen neuen Jugendraum hergerichtet und ein neuer Bauhof wurde 2021 eröffnet. Sportbegeisterte können sich in den über 30 Vereinen austoben. Die Umgebung von Grafendorf bietet sich für Wander- und Fahrradtouren an und die älteren Mitbürger*innen werden ab dem 80. Geburtstag im Fünf-Jahresrythmus von Gemeindeseite zu einem gemütlichen Geburtstagsessen eingeladen. Die älteste Gemeindebürgerin ist übrigens Halina Maria Szyman, die stolze 102 Jahre zählt. Bei diesem Angebot in der Gemeinde wundert es nicht, dass neue Siedlungshäuser und Wohnungen nicht nur errichtet, sondern auch bereits verkauft sind, doch der Wohnausbau geht weiter. Neben bereits bestehenden renommierten Fach-Betrieben wie Haas Fliesen, Elektro GF, Rupo Fenster; L&M Tor Center, Schwarhofer Planung und Bau GmbH und Hackl Haustechnik GmbH wird mit dem Ausbau des Industriegebietes die Betriebsansiedelung forciert. Hier stehen Gründe zur Erweiterung zur Verfügung.

Morgen …

Vor allem die Vereine haben in den letzten zwei Jahren durch die pandemiebedingten Maßnahmen starke Einschränkungen hinnehmen müssen. Um ihnen wieder ein Forum zu bieten, auf sich aufmerksam zu machen, zusammenzukommen und zu feiern, veranstaltet die Gemeinde mit den Vereinen am 9. und 10. Juli 2022 ein „Standlfest“, zu dem es auch ein ansprechendes Rahmenprogramm für Jung und Alt geben wird. Eine gute Gelegenheit auch für neue Bürger*innen, sich über das Angebot zu informieren und neue Kontakte zu knüpfen.

Die Gemeinde macht sich überdies zukunftsfit: Nachdem der erste Bauabschnitt des Glasfaserausbaus bis Ende Mai abgeschlossen sein wird, wird der zweite Bauabschnitt in Angriff genommen.

Typisch für …

Wenn man den Pankratius-Pilgerweg von Pöllauberg entlangwandert, kommt man auf dem Weg nach Vorau etwa in der Mitte zum historischen Mesnerhäusl, das auf einer Ortshöhe von 926 Meter im Grafendorfer Ortsteil Stambach liegt. Ob wegen der frommen Absicht, der Aussicht auf eine gute Jause oder Straube oder um an diesem herrlichen Kraftort, der einen Blick ermöglicht, der über den Dingen liegt, den Kopf frei zu bekommen: Von hier aus hat man nicht nur eine wunderbare Weitsicht – an schönen Tagen kann man sowohl das unterhalb liegende Grafendorf überblicken als auch sogar bis zum Plattensee nach Ungarn schauen. Auch das Mesnerhaus an sich ist sehenswert: Von 1760 bis 1885 diente es als Schulhaus, war anschließend Wohnhaus für den zuständigen Mesner und geriet 1945 unter Beschuss, wovon bis heute ein Einschussloch Zeugnis ablegt. Seit 1986 wird es als bewirtschaftete Schutzhütte geführt, von Karsamstag an ist hier Freitag-Sonntag Betrieb.

Vor Ostern sollte man zudem keinesfalls verpassen, in die Pfarrkirche Grafendorf zu schauen. Dort ist die steiermarkweit größte Passionskrippe ausgestellt. Die nach einem Entwurf der ortsansässigen Künstlerin Waltraude Lechner entworfene Krippe stellt die verschiedenen Szenen aus dem Passionsweg Jesu dar. Sehr anschaulich und eine echte Rarität!


Johann Handler
Bürgermeister

St. Pankrazen
Die Kirche St. Pankrazen neben dem Mesnerhäusl.

Fresken
Die Fresken in der Grafendorfer Kreuzkapelle sind die einzigen frühen Totentanzdarstellungen in der Steiermark.

Bauhof
Der neue Bauhof wurde 2021 eingeweiht.

Passionskrippe
Die Passionskrippe, entworfen von Waltraude Lechner, ist zu Ostern in der Pfarrkirche Grafendorf zu sehen.

Detailansicht der Passionskrippe

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