Reportage

Soundnerd

Das ganze Leben ist ein Soundtrack – so sieht es zumindest Laura Weingrill. Denn während sich die Welt dreht, hört sie Musik. Und wem die eigene Playlist mit der Zeit zu eintönig wird, dem verpasst sie hier jeden Monat eine neue Portion aufregender Sounds.

Nostalgie im Programm

„Früher war alles besser.“ Diese Aussage hört man vielfach, egal ob von jung oder alt, und egal welches Thema betreffend. Immer wieder sehnen sich die Menschen nach Dingen, Momenten, Gefühlen früherer Zeiten. So auch bei Musik. Nicht viele Alben schaffen dabei die Verbindung zu einer längst verstrichenen Zeit, einer Zeit des Funks, Psycho-Pops und Discofeelings. Doch der Band HalfNoise, auch bekannt als das Psych-Rock-Projekt des Paramore-Schlagzeugers Zac Farro, gelingt mit ihrem neuesten Studioalbum „Natural Disguise“ genau dies. Track für Track zieht der Longplayer den Hörer weiter in eine Reise in die Vergangenheit.

Schon als 14-jähriger Schlagzeuger trat Frontman Farro, der aus Nashville, USA, stammt, in die Musikbranche ein und entwickelte sich Jahr über Jahr zu einem künstlerischen Genie. Vom intelligenten Texter und talentierten Schlagzeuger bis zum Produzenten, Regisseur und Fotografen kennt sein Können schon lange keine Grenzen mehr. Kein Wunder also, dass der weltweite Erfolg mit Poppunkband Paramore dem kreativen Kopf lange nicht genug war. Kurzerhand holte er Gitarristen Logan MacKenzie und Daniel Kadawatha, Schlagzeuger Joe Mullen und Gavin McDonald sowie Bassist Joey Howard, der ebenfalls in Paramore gespielt hatte, ins Boot und erfüllte sich damit den Traum einer eigenen Band, mit der er seit 2010 die Welt des Funks und Grooves erkundet.

Ihr drittes Album „Natural Disguise“, das am 4. Oktober veröffentlicht wurde, ist die bisher umfangreichste Werksammlung der Band und wurde vollkommen von Farro selbst aufgenommen und produziert. Dabei erinnert es stark an Psych-Rock-Album der 60er und 70er Jahre, denen eine große Portion Disco eingeflößt wurde. Dabei ist es ein atemberaubendes Beispiel für zusammenhängenden Sound. Groove-zentriert, tanzfreundlich und letztendlich wahnsinnig eingängig ist jeder Song in seinem Sein einzigartig, verliert dabei aber nie seine Kohäsivität. Lässt man sich erst einmal auf die musikalische Reise ein, hat man schnell das Gefühl, die Platte nehmen und damit einen entspannten Roadtrip machen zu müssen. Am besten um sich selbst zu finden.

Passend, denn einen Blick hinter die Kulissen des eigenen Ichs zu machen ist genau das Thema, das wie ein roter Faden durch das gesamte Album verläuft. So wurde etwa der Titelsong von einer solchen Selbsterkenntnis inspiriert. Aber natürlich lindert das nichts an dem Strahlen der Lieder. Groovig und facettenreich fassen sie alles zusammen, was in den Jahrzehnten, nach denen sie sich selbst modellieren, großartig war. Süchtig machend, aber nicht überheblich, tanzen die Tracks um harmonisierten Gesang, lebhafte Drum Beats und sich selbst entwickelnde Gitarre, von denen man einfach nicht genug haben kann. Wenn es jemals einen guten Grund für Nostalgie gegeben hat, dann wurde mit „Natural Disguise“ genau der richtige geschaffen.


Die Band HalfNoise.

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