Eva Maria KAMPER / 1. November 2023
© Eva Maria Kamper
Aus Alt mach Neu, in detailverliebter Kleinstarbeit wurde ein verfallener burgenländischer Streckhof zum Blickfang in Oberwart.
„Es war eine Zufallsentdeckung und Liebe auf den ersten Blick“, schwärmt Christa Pichlhöfer über den alten burgenländischen Streckhof in Oberwart, wenn sie das Bild des verwucherten Hauses vor fast 35 Jahren in Händen hält. Ende der 1980er-Jahre hat sie die verfallene Liegenschaft gemeinsam mit ihrem Ehemann Bernhard erworben. Erbaut 1898, war das Haus im Besitz einer Immobilienfirma, vollmöbliert mit inventarischen Zeitzeugen und die ursprünglichen Hausherren nicht mehr am Leben.
Liebe zum Detail
„Wir wurden von allen belächelt, als wir den Plan verkündet haben, dass wir dieses Haus renovieren werden“, erzählt Christa Pichlhöfer von der Skepsis aus dem Umfeld. Abreissen, mehr geht sich da nicht aus für diese Gemäuer, war der Tenor. „In jahrelanger Kleinstarbeit mit viel Liebe zum Detail haben wir dieses Projekt aber umgesetzt, in der Freizeit, mit der Hilfe von vielen fleißigen Helfern und einer Baufirma, Zimmerern und Installateuren.“ Nach und nach wurde das alte Haus zu neuem Wohnraum: Nach der Entrümpelung kam die Drainage zum Trockenlegen, die Abschlagung des alten Verputzes, das Auskratzen der maroden Fugen, all dies war eine Mammutaufgabe. Ebenso sollte der alte Stil so gut wie möglich erhalten bleiben, zum Beispiel mit neuen Fenstern ebenfalls aus Holz, um die verspielten Details so gut wie möglich zu erhalten.
Bauliche Adaptierungen
Um auch den Dachstuhl bewohnen zu können, waren eine Betonzwischendecke sowie ein neues Stiegenhaus nötig und auch das Dach wurde angehoben, um den Anforderungen der modernen Mindesthöhe des Dachzimmergeschoßes gerecht zu werden. „Wasseranschluss, Kanal, Heizungsrohre und Stromleitungen mussten in die baulichen Gegebenheiten integriert werden, da dies von früher nicht existiert hat“, schildert Christa Pichlhöfer und schmunzelt bei der Erinnerung an das „Plumpsklo“ im Innenhof. Die Wohnraumaufteilung ist nun eine große Wohnküche mit Bad und WC im Erdgeschoß und vier sogenannte Mansarden-Zimmer mit dachschrägen Wänden im Obergeschoß.
Auch die ehemaligen Stallungen, die Tenne und die Wirtschaftsräume wurden als Aufenthaltsraum, Pergola, Hobbyraum, Werkstatt und Garage umfunktioniert. Die charakteristischen Rundbögen, die Arkaden, sind der Blickfang des Streckhofes, an denen Blumentröge das Haus lebendig machen. Der Innenhof ist als Gartenoase rund um den alten Brunnen angelegt, auf den die Hobbygärtnerin besonders stolz ist: „Immer wieder machen Passanten Fotos und bewundern das Gesamtbild des alten Hauses!“
Wohnklima
Und obwohl diese Renovierung über die Jahre viel „Nerven, Fleiß und Kraft“ gekostet hat, wie Christa Pichlhöfer betont, würde sie nicht mit einem modernen Wohnhaus tauschen wollen. „Das Wohnklima ist sehr besonders. Durch die enorm breiten Wände von über einem halben Meter ist es im Sommer kühl und im Winter leicht zu heizen.“ Einfach ein besonderes Flair.
Förderung und Prämierung
Das Land Burgenland hat zur Erhaltung der urtypischen Streckhöfe inzwischen spezielle Wohnbauförderungen für die Renovierung ins Leben gerufen, um die Wurzeln der Ortsbilder und die Baukultur zu bewahren. Ebenso wurde vor Kurzem der Preis von „35 Jahre Ortserneuerung“ vergeben, um die schönsten burgenländischen Streckhöfe zu prämieren.
Aus Alt mach Neu, in detailverliebter Kleinstarbeit wurde ein verfallener burgenländischer Streckhof zum Blickfang in Oberwart.
Die Erdgeschoßräume sind – im Sommer wie Winter – ein gut gedämmter Wohnbereich.
Ein Ort zum Wohlfühlen – der Wohnbereich.
Mit viel Liebe zum Detail hat Christa Pichlhöfer mit ihrem Mann den Streckhof in Oberwart saniert.
Der Arkadeninnenhof ist das charakteristische Merkmal der Streckhöfe
Die Zimmer in Obergeschoß haben dachschräge Wände.
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