Chiara PIELER / 29. November 2023
Chiara PIELER / 29. November 2023
Auf dem Areal der Oberen Mühle befindet sich das Sägewerk und das alte Mühlengebäude. Auch heute noch befindet sich hier mit der Freilichtbühne das Kommunikationszentrum der Gemeinde Unterwart.
Eine turbulente Vergangenheit
Inmitten der Gemeinde Unterwart befindet sich eine historische Mühle, die eine turbulente Geschichte durchlaufen ist. „Die Mühlen entlang der Pinka waren oft von den Gemeinden errichtet und dann verpachtet worden. Genauso war es auch mit unserer“, erzählt Sylvia Szabo. Bereits in dritter Generation sind die beiden Gebäude, zu denen die Mühle selbst und ein Sägewerk zählen, Eigentum ihrer Familie. Trotz zweier verheerender Brände während des 18. Jahrhunderts wurden sie immer wieder aufgebaut und es blieb ein Dorfmittelpunkt. Früher von Wasserkraft angetrieben – mithilfe einer Turbine wurde Elektrizität aus dem Mühlwasser gewonnen – musste die Mühle nach der Pinkaregulierung im Jahr 1962 die Stromproduktion aufgeben. Fünf Jahre später ersteigerten Szabos Eltern das gesamte Areal, um den Zimmereibetrieb von Wien ins Burgenland zu erweitern: „Mein Vater wollte das Holz, das er für den Bau von Dachstühlen verwendete, selbst zuschneiden und somit wurden Tischlereimaschinen in die Mühle implementiert.“
Der rote Faden
Bereits vor der Pinkaregulierung war die Obere Mühle ein Kommunikationszentrum, wo sich Kinder und Jugendliche gerne verabredeten. „Die meisten Kinder aus dem Ort haben damals hier das Schwimmen und auch das Eislaufen gelernt. Zwischen Mühl- und Sägewerksgebäude gab es eine ausreichende Tiefe, sodass die Kinder von einer Brücke in die Pinka springen konnten“, erzählt Szabo. Sie selbst zog es im Alter von 35 Jahren der Liebe wegen von Wien nach Unterwart. „Mein Mann Ferdinand und ich beschlossen, ein Haus gegenüber der Mühle zu bauen“, so die ehemalige Bänkerin. Das kulturliebende Paar entschied sich dazu, diese Leidenschaft in der Mühle weiterleben zu lassen. Gemeinsam mit ihrem Mann, der zu diesem Zeitpunkt bereits Obmann des Unterwarter Theatervereins war, schuf Sylvia Szabo mit Hilfe des Vereins eine Freilichtbühne für Aufführungen. Der organisch gewachsene Wald steht heute da, wo früher ein Teich war und dient fortan als beeindruckende Kulisse für diverse Aufführungen, Theaterworkshops und auch Jubiläumsfeiern. „Es war also immer ein Kommunikationspunkt, man hat sich vor Jahrzehnten gerne hier getroffen und das ist auch heute noch so“, fügt Szabo stolz hinzu.
Die Mühle als Herzstück der Gemeinschaft
Als einer von wenigen Theatervereinen wird in Unterwart vor allem die Zweisprachigkeit immer wieder zelebriert. Dazu sagt die Kulturschaffende: „Im Verein arbeiten momentan zirka 50 Personen. Heuer haben wir mit sehr großem Erfolg erstmalig Deutsch gespielt, das würden wir auch gerne wieder machen.“ Damit dies weiterhin möglich ist, sei die Unterstützung seitens der Gemeinde gefragt. Nur mit öffentlicher Unterstützung können noch mehr Veranstaltungen organisiert und so die kulturelle Vielfalt in Unterwart weiterhin gewährleistet werden. Die Obere Mühle in Unterwart ist ein lebendiges Beispiel dafür, dass vereintes Engagement und Kultur eine Gemeinschaft bereichern und das Gemeindeleben stärken können.
An den ehemaligen Handwerksbetrieb erinnern noch heute alte
Tischlereimaschinen.
Foto©Chiara Pieler
Der Innenraum des Mühlengebäudes wird zur Lagerung aller Requisiten, die für die Aufführungen gebraucht werden, benutzt.
Foto©Chiara Pieler
Der Platz zur linken Seite der Mühle wird für die Bühne genutzt.
Die hohen Bäume im Hintergrund bieten dabei eine schöne Kulisse.
Foto©Chiara Pieler
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