Bauwirtschaft fordert Maßnahmen von der Regierung
Unkontrollierbare Kostensteigerungen und Lieferengpässe machen der Bauwirtschaft zu schaffen. Ein Ende ist nicht in Sicht. Der Energiepreis müsse kontrolliert werden, so der Appell in Richtung Bundespolitik.
Foto: Nicole Mühl
Klären auf über die Lage der Bauwirtschaft: LAbg. Gerhard Hutter (Wirtschaftssprecher der SPÖ Burgenland), KR Dr. Alfred Kollar (Obmann der Landesgruppe der GBV Burgenland, OSG-Chef), KR Anton Mittelmeier (Obmann-Stv. GBV Burgenland, GF der Neuen Eisenstädter), KR Bm. Bernhard Breser (Landesinnungsmeister Bau)
Die Auftragsbücher sind gefüllt, die Nachfrage – vor allem nach Reihenhäusern – ist hoch, doch beinahe täglich kommt es zu neuen Preissteigerungen und Lieferengpässen, berichtet die Bauwirtschaft Burgenland. Nachdem man die Pandemie bisher mit einem blauen Auge überstanden hat, hat der Krieg Russlands gegen die Ukraine der Bauwirtschaft einen Faustschlag verpasst.
„Die unberechenbare Kostenentwicklung ist dafür verantwortlich, dass es in den nächsten Tagen zu einer Verschiebung geplanter Bauprojekte kommen könnte“, heißt es von Seiten des gemeinnützigen Wohnbaus. OSG-Chef Alfred Kollar und Anton Mittelmeier, Chef der Neuen Eisenstädter, geben als oberste Vertreter des GBV Burgenland (Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen) Einblick in die derzeitige Situation. Bislang konnte durch Eigenmittel einiges abgefedert werden, wenn der Preis weiterhin steigt, wird das nicht mehr möglich sein. „Bereits im Bau befindliche Projekte sind davon nicht betroffen und werden abgeschlossen“, beruhigt Kollar. Es könne hier aber zu einer Verzögerung kommen, weil Materialien schlichtweg nicht lieferbar seien, ergänzt Mittelmeier. „Wir waren bislang nie in einer solchen Situation, doch Projekte, die in einem halben Jahr abgeschlossen werden sollten, könnten sich verzögern“, meint Mittelmeier.
Hinzu komme, dass Grundstücke für die Bauträger kaum mehr auf dem Markt zu bekommen sind.
Sozialer Wohnbau betroffen
Reihenhausprojekte stehen bei den gemeinnützigen Wohnbauträgern weiterhin am Plan. Diese seien im Vergleich zu einem Einfamilienhaus, das derzeit unter 600.000 Euro kaum zu bauen sei, für Familien noch leistbar. Betroffen ist aber vor allem der soziale Wohnbau. „Junges Wohnen und Seniorenwohnen könnten zukünftig nach hinten verschoben werden, wenn die Kosten weiterhin explodieren. Baukosten lassen sich hier nicht mehr genau festlegen. „Ein Wohnhaus, das wir im Oktober 2020 ausgeschrieben haben, kostet heute, eineinhalb Jahre später, um rund 20 Prozent mehr.“
Derzeit kaufe man teurer ein als zum Zeitpunkt der Kalkulation, weist Bernhard Breser von der Landesinnung Bau hin. Die Baufirmen haben nur mehr mit Tagespreisen zu tun und erfahren beinahe täglich neue Teuerungen. Die Bauwirtschaft könne die Lage nicht mehr alleine abfangen. Die Bundespolitik müsse Regelungen schaffen. „Die Teuerungen sind unserer Meinung nach zum Teil gesteuert. Wir brauchen die Bundespolitik, um etwa den Energiepreis zu regulieren, da damit auch andere Kosten automatisch verbunden sind.“ Als Bau-Innung sei man alleine zu schwach. Man könne die Baustofflieferanten nicht zwingen. Diese Preisregulierung müsse von der Regierung sofort kommen.
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