Bericht

Brot aus eigenem Korn

Das Gute liegt oft so nah. Manchmal bedarf es Krisen, die unser Leben und unsere Gewohnheiten einschränken und so den Blick frei machen für das, was im Ort, in der Region verfügbar ist. Bäckermeister Heinz Bayer hat Regionalität schon lange vor Corona zum Prinzip erhoben.

Foto: Christian Keglovits

Die Eier stammen aus Kemeten und aus Längenbach, die Kürbiskerne kommen aus Markt Allhau, und die Nüsse bezieht man direkt vor Ort in Wolfau, dem Stammsitz der Traditionsbäckerei Bayer. Beim Hauptrohstoff Mehl – es kommt natürlich auch aus der Region und wird zu einem Gutteil von der Sagmeister Mühle in Litzelsdorf geliefert – möchte Heinz Bayer noch einen Schritt weiter gehen: nämlich Mehl aus eigenem Getreide verwenden. „Wir leben in einem tollen Anbaugebiet für Getreide. Das Korn hat eine hohe Qualität“, schwärmt der Bäcker, der dabei nicht selbst Hand anlegt, sondern auf die Erfahrung und Expertise heimischer Landwirte setzt. „Der Landwirt weiß um die Bodenbeschaffenheit, er weiß, welche Getreidesorte auf welchem Boden am besten gedeiht, und ich brauch keinen Traktor. So lass ich mein eigenes Bayer-Mehl produzieren, das wir ab Herbst im Betrieb verwenden werden und unsere Kundinnen und Kunden in den Filialen auch kaufen können.“

200 Tonnen Mehl aus eigenem Anbau

Bayer konnte dafür zwei Landwirte gewinnen, die auf ihren Feldern in Litzelsdorf und Markt Allhau insgesamt 40 Hektar Korn anbauen, davon 15 Hektar Roggen und 25 Hektar Weizen. „Ich hab mit beiden Landwirten einen Kontrakt abgeschlossen, mit fix vereinbarten Preisen im Vorhinein“, erklärt Bayer. Bei einer Anbaufläche von 40 Hektar darf er mit einem effektiven Ertrag von circa 200 Tonnen Mehl rechnen. Den Jahresbedarf von 300 bis 350 Tonnen deckt er damit noch nicht ab, aber „es ist immerhin mehr als die Hälfte. Wir sammeln wertvolle Erfahrungen für die Zukunft und verkleinern damit den eigenen ökologischen Fußabdruck.“

Umweltschutz und Arbeitsplätze als Argument

Wirtschaftliche Überlegungen spielen natürlich eine Rolle, stehen aber nicht im Vordergrund. Überhaupt taugt der Preis eines Produktes oder einer Dienstleistung für Konsumenten nicht unbedingt als Argument, regional einzukaufen. Vielmehr geht es Heinz Bayer in all seinen Überlegungen um den Schutz der Umwelt und um einen verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen. „Ich weiß ja auch nicht, ob ich immer alles richtig mache, aber eines weiß ich: Wir müssen einfach wegkommen von unserem Konsumwahn, von 20 Euro Flügen, von alles jederzeit verfügbar und alles sofort haben wollen. Wir haben nur eine Welt. Das müssen wir uns immer wieder bewusst machen. Außerdem schützt regionale Wertschöpfung nicht nur die Umwelt, sondern sichert auch Arbeitsplätze. Regionalität steht für die Existenz eines jeden Einzelnen, dort wo er gerade wohnt.“

Apropos Regionalität: Eines hat die Corona-Krise und die mit ihr einhergehenden Beschränkungen deutlich gemacht: In puncto Versorgungssicherheit haben sich regionale Strukturen bewährt. Dass sich in den letzten Wochen viele Menschen ihr Brot zu Hause selbst gebacken haben, sieht Bayer eher als vorübergehende Erscheinung, aber grundsätzlich positiv: „Es ist nie verkehrt, wenn man weiß, wo ein Lebensmittel herkommt und wie es entsteht.“
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