Bericht

Die Bäume der Zukunft

Wie wäre eine Umwelt ohne Bäume? Auch wenn sie uns in unserem tagtäglichen Tun nicht ständig auffallen, so gehören Bäume zum Erscheinungsbild unserer Landschaft – sei es als Straßenbaum, als Schattenspender, als Lieferant für heimische Obstsorten oder als Schmuck für den eigenen Garten. Sie sind als Sauerstoffproduzent Basis für unser Leben und nehmen die von Menschen verursachten klimaschädlichen CO2-Emissionen auf. Doch was ist, wenn die Bäume selbst aufgrund der veränderten Umweltbedingungen schwächeln oder gar absterben?

Foto: zVg

Dass sich das Klima verändert und dass das die Bäume in Stress bringt, ist eine Tatsache, an der wir nicht vorbeikommen.

Peter Loidl und sein Sohn Gabriel Loidl von der gleichnamigen Baumschule in Kaindorf beschäftigen sich bereits seit Längerem mit diesem Thema und haben eine Liste an Zukunftsbäumen, wie sie es nennen, zusammengestellt. „Das sind Baumsorten, die gut an das Klima angepasst sind, das wir in Zukunft in unseren Breiten wohl haben werden. Wir haben nicht mehr das ausgeglichene Wetter von vor vielleicht 20 Jahren mit richtigen vier Jahreszeiten. Unser Klima nähert sich nach und nach dem der Balkanregionen an“, so Gabriel Loidl, der 2019 seinen Gärtnermeistertitel an der renommierten „Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim“, kurz LWG, erworben hat.

Klassischen Baumsorten macht das veränderte Klima zu schaffen

Hier forscht man ebenfalls seit geraumer Zeit zu den Baumsorten der Zukunft. Diese müssen sowohl Frost im Winter aushalten als auch ziemlich hohen Temperaturspitzen und Trockenperioden im Sommer standhalten können. Klassische Sorten kommen da nicht mehr mit. Von dem Begriff „heimisch“ hingegen halten weder Vater noch Sohn viel. „Man hat ein willkürliches Datum gesetzt. Alles, was vor Napoleon hier schon gewachsen ist, wird als heimisch bezeichnet, was danach kam, nicht. Botanisch ist das nicht haltbar“, so Peter Loidl.

Klimaveränderungen hat es immer wieder gegeben und damit auch unterschiedliche Pflanzen, die sich hier wohl gefühlt haben. Fichte, Kiefer, Linde, Bergahorn und Rotbuche werden es in Zukunft, so prophezeien es die beiden Fachleute, wohl deutlich schwerer haben. Besonders die Hitzezeiten im Sommer schwächen die Bäume und machen sie anfälliger für Schädlinge, die sich ihrerseits aufgrund weniger langer Frostzeiten im Winter stärker vermehren können. Bei entsprechender Pflege und vor allem Wässerung oder an geschützten Standorten können die jetzigen Bäume natürlich weiterleben.

Wichtig ist, dass man, wenn ein Baum auffällige Symptome zeigt, rasch reagiert und sich mit Fotos und Zweigen des kränklichen Baumes sofort an einen Fachmann wendet. Der kann die Lage einschätzen und feststellen, ob es mehr Wässerung, einen Weißanstrich oder auch Schädlingsbekämpfung benötigt. Bei Loidl setzt man dazu übrigens eher auf altbewährte natürliche Mittel wie Wasser mit Knoblauch und Backpulver zu vermischen, was gegen Mehltau wirkt. In manchen Fällen hilft allerdings gar nichts mehr, dann muss ein Baum weg. Wichtig ist nur, dass dafür entsprechend neue gepflanzt werden.

Robinien, Schnurbäume und Gleditsien: Das sind unsere Zukunftsbäume

Was für Baumsorten werden aber nun den geänderten Klimabedingungen besonders gut standhalten können? Robinien, Schnurbäume und, da sind sich beide Loidls wiederum einig, ganz besonders Gleditsien sind unsere Bäume der Zukunft. Alle drei Sorten zeichnet unter anderem aus, dass sie widerstandsfähiger sind, und, da sie sogenannte Ringporer sind, mit den Wasserporen eine Art Kühlmantel bilden und damit geschützter vor Frost- und Hitzerissen der Rinde sind.

In anderen Klimaregionen sieht das natürlich anders aus, vermutlich wird unsere Klimazone nebst typischem Bewuchs in Zukunft in den nordeuropäischen Ländern wie Schweden zu finden sein. Doch wie auch immer sich das Klima entwickelt, so mahnt Gabriel Loidl: „Jeder Baum, überhaupt jede Pflanzung wirkt dem Klimawandel entgegen!“


Wussten Sie, dass …

… es bei Bäumen Zerstreut- und Ringporer gibt, beide zwar die gleiche Anzahl an Wassergefäßen haben, sie bei den Ringporern aber systematisch wie ein Ring unter der Rinde angeordnet sind?

… es an die 200 verschiedene Arten von Ahornen gibt, aber nicht jede gleichermaßen mit unserem veränderten Klima zurecht kommt? Der Bergahorn z.B., eine bislang hierzulande sehr gut etablierte Sorte ist anfällig für einen den Baum schwächenden Pilz und stirbt daher oft an der sog. Rußrindenkrankheit. Diese ist auch für den Menschen gefährlich, weil sie in höchstem Maße Allergien auslösen kann, befallene Baumstellen müssen als Sondermüll entsorgt werden.

… der Versuchsgarten in der LWG deswegen im fränkischen Veitshöcheim nahe Würzburg angesiedelt ist, weil dort der „Hotspot“ der schwierigen Bodenbedingungen zu finden ist? Oder anders gesagt: Wenn ein Baum in Veitshöchheim gut gedeiht, gedeiht er überall in Deutschland und Österreich.


BÄUME und ihre Funktionen

Baumfreunde Oberwart*
Ohne Bäume kein Leben – die Serie zur Bewusstseinsbildung für mehr Baumschutz

Bäume sind Nahrungsgrundlage, Lebensraum und Energiequelle. Sie reinigen die Luft, kühlen die Umgebung, schützen vor Hitze, Wind und Regen. Ob Straßenbaum, Alleebaum oder Parkbaum, jeder einzelne hat vielfältige Funktionen, welche die Lebensqualität von Mensch und Tier maßgeblich beeinflussen. Sie verleihen Städten und Plätzen einen individuellen Charakter, beleben das Stadtbild und eröffnen somit Erholungsräume, die zum Verweilen und Kommunizieren einladen. Grünflächen im Wohnumfeld wirken sich positiv auf die Gesundheit, das individuelle Wohlbefinden sowie den sozialen Zusammenhalt aus.

8 Gründe, warum Bäume für uns lebensnotwendig sind:

• Bindung von klimaschädlichem CO2 und atemwegsschädigendem Feinstaub (in einem Kubikmeter Holz ist durchschnittlich eine Tonne CO2 gespeichert!)
• Produktion von Sauerstoff (eine 100-jährige Buche erzeugt 4.600 kg Sauerstoff/Jahr = Jahresverbrauch von 13 Menschen), Wasserdampf, Terpene, die unser Immunsystem stärken
• Schutz vor Hitze, UV-Licht, Wind und Wetter, Lärm und Feinstaub (z.B. ein 40-jähriger Ahorn filtert ca. 100 kg Staub/Jahr )
• positive Wirkung auf unsere körperliche und psychische Gesundheit. Studien belegen, dass ein Blick ins Grüne positive Auswirkungen auf die Genesung hat sowie Kindern eine längere Konzentrationsspanne ermöglicht
• Lebensraum für viele Lebewesen z.B. Bodenlebewesen, Insekten, Vögel, kleine Säuger (eine 100-jährige Eiche kann bis zu 1.000(!) Tierarten einen Lebensraum bieten)
• Einsparung von Energiekosten (ein gut platzierter Baum vor dem Haus kann bis zu 25% der Energie zum Heizen und Kühlen einsparen)
• ästhetische und kulturelle Wirkungen: Landschaftsbildend, Tradition, Schaffung von Wohlfühlräumen, die dem sozialen Austausch dienen
• Nahrungsgrundlage für Mensch und Tier

Ohne Bäume gäbe es keinen Sauerstoff, keine Nahrung und kein Leben.
Jedoch Baum ist nicht gleich Baum. Je größer und älter dieser ist, desto größer ist sein Nutzen für die Gesellschaft. Bäume in der Stadt sind kostbar, alte Stadtbäume sind unbezahlbar. Diese haben sich über Jahrzehnte an den Standort und die Bedingungen angepasst.

Neupflanzungen benötigen über Jahre intensive Pflege. Jungbäume benötigen unsere Hilfe, wir benötigen die Kraft der älteren Bäume. Deswegen sollte im Umgang mit Bäumen jener Spruch von Eugen Roth stets beachtet werden: „Zu fällen einen schönen Baum, braucht‘s eine halbe Stunde kaum. Zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenk‘ es, ein Jahrhundert.“


Ina Gangoly von den Baumfreunden Oberwart
* Die Baumfreunde Oberwart ist eine überparteiliche und unabhängige private Initiative engagierter OberwarterInnen.

Gabriel Loidl
Gabriel Loidl hat seinen Gärtnermeister letztes Jahr in Veitshöchheim gemacht – an einer der renommiertesten Gartenbaufachschulen, die überdies selbst in Punkto Zukunftsbäume forscht.

Peter Loidl
Peter Loidl, Mitinhaber der Baumschule Loidl aus Kaindorf


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