Edler Tropfen
Das Burgenland gilt über alle Grenzen hinaus als exzellentes Weinland, das im österreichischen Ranking noch vor der Wachau gereiht wird. Die günstigen klimatischen Bedingungen und vor allem die geologischen Unterschiede zwischen Nord- und Südburgenland resümieren in einer Vielfalt an Weinsorten, die zu diesem ausgezeichneten Ruf berechtigen. Eine Ode an den edlen Tropfen.
Foto: Shutterstock / Subbotina Anna
„Kraftvoll und saftig!“ „Elegant, frisch und animierend.“ Oder „Von sehr hoher Reife, mit schöner Harmonie und gutem Trinkfluss“, sind nur ein Bruchteil der klingenden Eigenschaften, die man über Weine aus dem Burgenland zu hören bekommt. Und durch die unterschiedlichen Anbaugebiete vom Neusiedlersee über den Leithaberg, die Rosalia, das Mittelburgenland bis zum Eisenberg hinunter nach Heiligenbrunn sind die Weine in ihrem Charakter so facettenreich, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist.
Guter Jahrgang
„2020 war generell ein gutes Jahr für den burgenländischen Weinbau“, schildert der Geschäftsführer der Wein Burgenland, Georg Schweitzer. „Unsere Winzer hatten zwar im Sommer ein wenig mit dem Regen zu kämpfen, aber zum Beispiel die spätreifende Sorte Blaufränkisch, die erst im Oktober gelesen wird, hat wunderbar vom warmen Herbst profitiert. Das Ergebnis sind fruchtige Weine, die Spaß machen, mit wunderbarer Säureunterstützung und Langlebigkeit“, schwärmt der professionelle Weinkenner. Das Burgenland sei mit einem Anteil von 55 Prozent eher das Rotweinland. Die Leitsorten als Aushängeschild sind unter anderem der Blaufränkisch und Zweigelt, beim Weißwein schätzt man den Welschriesling und Grünen Veltliner. Aber auch der legendäre Ruster Ausbruch oder der Uhudler stehen für die burgenländische Weinkompetenz.
85 Millionen Flaschen
Produziert werden im Burgenland auf einer Weinbaufläche von 13.100 Hektar jährlich an die 60 Millionen Liter Rot-, Weiß-, Süß- und Schaumweine. In abgefüllter Form sind das zwischen 80 und 85 Millionen Flaschen. Vor dem inneren Auge visualisiert, ergibt das schon eine beachtliche Menge, verglichen mit den insgesamt 240 Millionen Litern aus ganz Österreich. „Und genauso viel wie produziert wird, wird jährlich auch getrunken“, weiß Georg Schweitzer. Eine wichtige Rolle spielt natürlich auch der Export, etwa ein Viertel des pannonischen Weines erobert bereits 35 Länder EU-weit und auch in Übersee. „Der burgenländische Wein hat einen starken Namen, den man bis über alle Grenzen kennt und schätzt.“
Nachhaltigkeit und Bio-Wein
Ganz hoch im Kurs stehe inzwischen auch das Bekenntnis zur zertifizierten, nachhaltigen Weinwirtschaft und auch der Trend zum biologischen Weinbau. „Immer mehr Winzerinnen und Winzer springen auf diesen Zug auf, um die Umweltressourcen zu schonen. Auch die Nachfrage auf dem Markt steigt spürbar“, sagt Georg Schweitzer. Dies sei auch ganz im Sinne der Landesregierung, die das Burgenland längst zum Bio-Vorreiterland erklärt hat. Aber auch der Klimawandel sei definitiv im Weingarten angekommen. „Wobei man sagen muss, dass der Weinbau derzeit noch der Profiteur des wärmeren Wetters ist, das die Qualität der Weine begünstigt“, formuliert Georg Schweitzer vorsichtig. „Früher waren es vielleicht drei gute Jahrgänge pro Jahrzehnt, sind es jetzt bereits sieben bis acht gute Jahrgänge.“ Wo die Reise hingeht, könne man aber schwer prognostizieren. „Es kann sein, dass sich neue Rebsorten durchsetzen oder sich das Geschmacksprofil der gängigen Sorten ändern wird. Aber ich bin überzeugt, dass unsere Winzer sehr gut damit umgehen werden.“
Pioniergeist der Winzer
Neben der Art, wie der Wein produziert wird, gibt es auch Trends für neue Weintypen. Da sind zum Beispiel die Natural Wines oder Orange Wines ein neuer Weinstil. Auch gibt es den Trend zu leichteren Weinen, welcher als einer der vielen Zukunftsmärkte gilt. „Unsere Winzer lernen sehr viel dazu. Und für jede Sorte Wein ist immer noch die Qualität der Trauben der wesentliche Faktor!“
Geschlossene Gastronomie
Die Coronakrise habe in die Weinwirtschaft natürlich eine tiefe Kerbe geschlagen. „Durch die geschlossene Gastronomie sind 58 Prozent der Weine, die üblicherweise im öffentlichen Bereich getrunken werden, übrig geblieben, die jetzt in den Lagern warten“, kalkuliert der Geschäftsführer der Wein Burgenland. „Doch anders als Bier, das ein Ablaufdatum hat, besteht bei Wein glücklicherweise ein Reifepotenzial. So schwierig die Situation gerade ist, muss man doch das Positive dahinter sehen, dass uns der Wein bald ein neues Geschmacksprofil ermöglichen wird, weil er ein bisschen mehr Zeit hatte, zu reifen!“ In diesem Sinne: Auf diese Verkostung freuen wir uns! Auf die Gesundheit!
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Was Sommelier Tobias Galfusz empfiehlt …
„Über Geschmack lässt sich streiten und grundsätzlich ist guter Wein immer so gut, wie er jedem selber schmeckt. Und mit etwas Übung und entsprechender Neugierde kann jeder Mensch zum Weinkenner werden. Am spannendsten finde ich Blindverkostungen, um die Merkmale eines Weines kennenzulernen.
Wie wird Wein beurteilt?
Die unterschiedlichen Kriterien spalten sich zum Beispiel in Restzuckergehalt, also Trocken, Halbtrocken oder Süß. Auch die Säure ist ein wesentlicher Faktor, meistens haben Jungweine eine intensive Säure. Der Körper beschreibt, wie ‚breit‘ bzw. vollmundig der Wein am Gaumen erscheint. Die ‚Harmonie‘ steht für das Verhältnis zwischen Körper und Alkohol. Die ‚Fruchtigkeit‘ ist ein weiteres feines Kriterium. Und nicht zu vergessen, der ‚Abgang‘, also wie lange bleibt der Geschmack im Gaumen hängen.
Wo sollte man Wein am besten beziehen?
Die Coronakrise hat dazu geführt, dass man auch Wein vom renommierten Winzer im Supermarkthandel kaufen kann. Trotzdem sollte man es wagen, den Winzer direkt zu kontaktieren und das Weingut zu besuchen. Man baut Vertrauen auf, erfährt Details zum Wein und die Philosophie des Weinbaues.
Wie weiß man, welcher Wein zum Essen passt?
Als eine der Faustregeln gilt: Weißes Fleisch, weißer Wein, rotes Fleisch, roter Wein, Süßspeise, Süßer Wein. Wichtig ist, dass es harmonisch ist, und sich Wein und Essen nicht gegenseitig im Geschmack ausstechen. Also zu einer reschen, sauren Vorspeise nicht unbedingt einen Wein mit hohem Säuregehalt wählen.
Was muss man beachten, wenn man die Flasche Wein öffnet?
In der Gastronomie gibt es dafür ein aufwendiges Prozedere, von der Auswahl und Präsentation am Tisch des Gastes bis hin zum Belüften, bzw. Dekantieren des Weines und des ersten Schlucks. Wer sich zuhause eine Flasche Wein gönnt, dem sei auch empfohlen, den Wein vorab zu öffnen und etwas Zeit zum Atmen zu geben – um den besten, harmonischen Geschmack des Weines zu erhalten.
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Fachvorstand der Abteilung Tourismus an der HBLA Oberwart Helmut Hofer
Profession: Weinkenner
„Die Ausbildung zum Jungsommelier ist in der Hotelfach- und Tourismusschule ein beliebtes Wahlpflichtfach. Dieses dauert zwei Jahre, und endet mit einer praktischen Prüfung, die auch von der Wirtschaftskammer anerkannt wird. Fachwissen über Wein wird in der Gastronomie immer wichtiger, da die Vielfalt und Qualität der Weine genauso wie steigt wie der Anspruch der Gäste. Von dieser Zusatzqualifikation können unsere Schülerinnen und Schüler nur profitieren. Viele können direkt nach dem Schulabschluss im mittleren Management starten. Sommeliere haben internationale Berufschancen, wobei Frauen gleichermaßen gefragt sind wie Männer. Während der Ausbildung, die ab 16 Jahren beginnt, ist der Jugendschutz oberstes Gebot. Es lässt sich auch beobachten, dass die Jugendlichen durch diese Ausbildung einen sehr bewussten Umgang mit dem Thema Alkohol lernen und Qualität der Quantität vorziehen. Das Schönste am Beruf des Sommelier ist, dass man nie auslernt, wenn man bedenkt, dass es 2.500 Rebsorten auf der Welt gibt.“
Uhudler als burgenländische Spezialität
Landtagspräsidentin Verena Dunst hat sich sehr für den Uhudler eingesetzt, der in der Vergangenheit mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Ausrottung der traditionellen Reben, Rodungsbescheide wegen illegalem Anbau, Verleumdung als gesundheitsgefährdend oder Bekämpfung von ertragreichen, naturbelassenen und gleichzeitig widerstandsfähigen Sorten, bereiteten den Uhudler-Weinbauern lange Zeit Sorgen. 2016 wurde der Uhudler ins burgenländische Weingesetz aufgenommen und darf auch nur im Burgenland angebaut werden.
„Für die Menschen, die ins Südburgenland kommen, ist diese regionale Spezialität etwas ganz Besonderes. Der Uhudler ist Teil unserer kulturellen Identität und spiegelt die Seele und Gemütlichkeit der Menschen hier wider“, so die Landtagspräsidentin.
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