„Erstes Demenzzentrum des Burgenlandes” vorgestellt

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil und Landesrat Leonhard Schneemann präsentierten im Alten- und Pflegewohnheim der Caritas die Pläne für ein Demenzzentrum in Rechnitz und setzten den Spatenstich.

Nicole MATSCH / 7. Jänner 2025

Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Bischof Ägidius J. Zsifkovics und Landesrat Leonhard Schneemann gemeinsam mit SOWO-Geschäftsführerin Melanie Piskernik, Vertretern der Caritas, der Gemeinde und Architekt Alexander Mayer-Niepel beim Spatenstich für das neue Demenzzentrum

Das Demenzzentrum ist laut Landeshauptmann Doskozil die erste spezialisierte Einrichtung dieser Art im Burgenland. Es wird Menschen mit schweren und mittelschweren Demenzerkrankungen ein modernes Zuhause bieten. Im Gegensatz zu bereits existierenden Einrichtungen handle es sich dabei um eine stationäre Einrichtung, die ausschließlich auf Demenzpatienten spezialisiert ist.

Enge Zusammenarbeit zwischen Land, Caritas und Diözese

Bei der Präsentation im Alten- und Pflegewohnheim der Caritas in Rechnitz, die auch das neue Zentrum betreiben wird, betonte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil: „Nachdem die Zahl der Demenzerkrankungen steigt, benötigt es ein gut funktionierendes Pflegemodell, das auch auf diese speziellen Bedürfnisse zugeschnitten ist. Daher entsteht hier in Rechnitz das erste burgenländische Demenzzentrum für 63 Bewohnerinnen und Bewohner.“  

Auch Landesrat Leonhard Schneemann unterstrich die Bedeutung dieses Projekts: „Das Burgenland befindet sich gerade in der größten Ausbauoffensive im Pflegebereich – diese erfolgt bedarfsorientiert. Wir wollen beste Pflege und Betreuung auch für die kommenden Generationen sicherstellen, dazu gehen wir mit dem Zukunftsplan Pflege neue und innovative Wege.“

Das Zentrum entsteht auf einem Grundstück der Diözese. Dort hat die SOWO – So Wohnt Burgenland GmbH – ein Baurecht für 90 Jahre erhalten. „Hausherr” Bischof Ägidius J. Zsifkovics betonte die enge Zusammenarbeit zwischen dem Land Burgenland, der Caritas, der Landesimmobilien-Tochter SOWO und der Diözese.

Demenz – eine zentrale Herausforderung der Pflege

Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics erklärte: „Aus unserer täglichen Arbeit im Pflegebereich wissen wir: Demenz ist eine Tatsache der heutigen Zeit und die häufigste Ursache von Pflegebedürftigkeit. Bereits 70 bis 80 Prozent der Bewohner:innen in allen Wohn- und Pflegezentren sind an Demenz erkrankt. Das Demenzzentrum soll sich an jene Personen richten, die an mittelschwerer bis schwerer Demenz erkrankt sind und in einem klassischen Wohn- und Pflegezentrum nicht mehr entsprechend betreut werden können.“

Das moderne Gebäude, das von plusminusnull Architektur aus Eisenstadt geplant wurde, wird 63 Einzelzimmer umfassen. Davon werden acht als sogenannte „Demenzoasen“ speziell für Menschen mit weit fortgeschrittener Demenz gestaltet. Überhaupt ist das gesamte Konzept baulich auf die speziellen Herausforderungen in Bezug auf Demenzerkrankungen ausgerichtet.
Das bestehende Pflegeheim Haus Elisabeth im Ortszentrum von Rechnitz ist im Besitz der Caritas und wird laut Caritas einer neuen Bestimmung zugeführt werden.

Pflegestützpunkt als regionaler Versorgungsknoten

Nach der Präsentation setzten Landeshauptmann Hans Peter Doskozil, Landesrat Leonhard Schneemann, Bischof Ägidius J. Zsifkovics, Caritas-Direktorin Melanie Balaskovics und Melanie Piskernik, Geschäftsführerin der SOWO – So Wohnt Burgenland GmbH, gemeinsam mit Vertretern der Gemeinde den Spatenstich für das neue Demenzzentrum im Süden der Gemeinde.

Neben dem Demenzzentrum entsteht in Rechnitz auch ein Pflegestützpunkt. Er wird als regionaler Versorgungsknotenpunkt für die Gemeinden Weiden bei Rechnitz, Markt Neuhodis und Schachendorf fungieren. Insgesamt sind im Bezirk Oberwart sechs Pflegestützpunkte geplant, zwei davon – in Grafenschachen und Unterkohlstätten – befinden sich bereits im Bau.

UPDATE!

vom 8.1.2025, 17:25 Uhr

Die Aussage des Landeshauptmannes Hans Peter Doskozil, die Einrichtung in Rechnitz sei „das erste burgenländische Demenzzentrum”, stößt den Betreibern der Seniorenwohngemeinschaft PLUS „Demenz(im)Zentrum“ in Oberwart sauer auf. Die seit 2017 existierende Einrichtung der Diakonie Südburgenland, die in Zusammenarbeit mit der OSG und der Evangelischen Pfarre Oberwart errichtet wurde, bietet 24 Wohneinheiten für Menschen mit Demenz. Zwar orientiere sich der Aufenthalt in dieser stationären „alternativen Wohnform” an einer familiären Wohnumgebung, die Betreuung durch speziell ausgebildetes Pflegepersonal sei jedoch rund um die Uhr gewährleistet. Notwendige Pflegeleistungen werden durch die Hauskrankenpflege erbracht.

Sollte aufgrund eines intensiveren Pflegebedarfes ein Transfer in eine Langzeitpflegeeinrichtung erforderlich sein, erfolgt dies nahtlos in eine Einrichtung der Diakonie im Burgenland, heißt es seitens der Diakonie.

Melanie Balaskovics, Direktorin der Caritas, die das neue Demenzzentrum in Rechnitz betreiben wird, sieht den Unterschied zu existierenden Einrichtungen so: „Das Demenzzentrum soll sich an jene Personen richten, die an mittelschwerer bis schwerer Demenz erkrankt sind und in einem klassischen Wohn- und Pflegezentrum nicht mehr entsprechend betreut werden können. 

Neben dem von der OSG errichteten Demenzzentrum in Oberwart betreibt die Diakonie dort seit 2007 zusätzlich den Seniorengarten. Dabei handelt es sich um eine spezielle Tagesbetreuungseinrichtung für Menschen mit Demenzerkrankungen. Initiator war der Palliativmediziner Dr. Peter Schuh, der auch als „Geburtshelfer” der Seniorenwohngemeinschaft PLUS, Demenz (im) Zentrum gilt.

Moderne Pflegeeinrichtung mit Garten und Menschen im Außenbereich, gestaltet von ±0 architektur.
© plusminusnull Architektur
plusminusnull Architektur ZT GmbH aus Eisenstadt gewann die Ausschreibung für die Planung des Demenzzentrums in Rechnitz

Die Planung von plusminusnull Architektur ZT GmbH ist speziell auf die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz ausgerichtet, die nicht mehr mobil oder in Tageseinrichtungen betreut werden können. Auf dem 11.709 m² großen Grundstück im Süden der Gemeinde entstehen unter anderem 63 Einzelzimmer. Die Gartenbereiche und überdachten Dachterrassen sind ebenso barrierefrei wie das gesamte Gebäude. 

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