Bericht

„Es gibt Momente, da brauchst du einen Buddy“

Diagnose Krebs. Lisa Schuh hat sie mit 25 erhalten. Sie weiß, wie belastend es ist, wenn man plötzlich gefordert ist, sein Leben vollkommen neu zu ordnen. Der aus dem Südburgenland stammende Nationalratsabgeordnete Christian Drobits will Menschen, die an Krebs erkrankt sind, unterstützen, die richtigen Anträge für ihre finanzielle Absicherung zu stellen.

Foto: Lexi

Lisa Schuh sitzt am Fenster, lächelt und hebt kurz die Hand, um zu winken. Der Duft von Wildragout steigt ihr in die Nase. Heute freut sie sich darauf. Heute hat sie Hunger. Ein seltenes Gefühl. Auf dem Parkplatz vor dem Fenster sitzt ihr Lebensgefährte Jürgen auf einem Campingsessel und blickt zu ihr hoch. Auch er hat einen Teller auf seinem Schoß. Heute ist Valentinstag. Zu Lisa ins Zimmer gehen darf er nicht. Das ist für sie zu gefährlich, denn Lisa hat Krebs. Leukämie. Das bedeutet wochenlange Aufenthalte auf der Hämatologie in Graz. Wochenlang getrennt sein voneinander, denn ihr Immunsystem ist zu diesem Zeitpunkt auf dem Tiefpunkt. Aber heute an diesem Valentinstag 2021 hat er gekocht, alles ins Auto gepackt und so sitzt er nun auf seinem Campingsessel am Parkplatz des LKH Graz unter Lisas Fenster und wieder einmal versuchen sie, das Beste aus der Situation zu machen.

Ein Jahr später sind die Bilder für Lisa Schuh nach wie vor lebendig. Sie spricht langsam, weil es Tage gibt, da ist selbst das Reden anstrengend. Das Leben sei generell anstrengend geworden, sagt sie. Auch nachdem sie als „krebsfrei“ gilt. Es gibt Tage, da könne sie nicht glauben, was ihr damals im Juli 2020 passiert ist. Wegen blauer Flecken sei sie ins Krankenhaus gegangen. Den weiteren Verlauf kann sie bis ins kleinste Detail erzählen. Sie erinnert sich an alles. An die Uhr im Zimmer, als die beiden Ärzte zur Befundbesprechung kamen. An deren Gesichtsausdruck, als sie sich zu ihr setzten, an einzelne Wortfetzen, die irgendwann zu ihr durchdrangen. Während die ganze Welt wegen Corona stillstand, brach die Welt von Lisa Schuh an diesem Mittwoch im Juli 2020 um kurz nach 11 Uhr zusammen. „Ich dachte, das war es jetzt. Es ist vorbei“, sagt sie. Aber es war nicht vorbei. Fünf Chemotherapie-Zyklen und eineinhalb Jahre später hat sie den Krebs besiegt. Auch wenn das Leben und ihr Körper seither „anders“ seien.

Neuordnung. Aber wie?

Rund 200 Tage hat Lisa Schuh in den letzten eineinhalb Jahren stationär im Krankenhaus verbracht. In den ersten Monaten ging es ums Überleben, sagt sie. „Zwischendurch kamen zwar Gedanken über die finanzielle Situation in mir hoch, aber zum Glück habe ich einen wunderbaren Partner, der mir diese Sorge abnahm“, sagt Lisa Schuh. Wenn der Körper ums Überleben kämpft, sei es nicht möglich, Energie für das Denken aufzubringen. Sie sei absolut nicht in der Lage gewesen, sich um Anträge für ihre finanzielle Absicherung zu kümmern. Wie solle man in einem solchen Zustand sein Leben neu sortieren und sich um sein wirtschaftliches Überleben kümmern? „Es gibt Momente, da brauchst du eine Art Buddy in deinem Leben. Ich frage mich, wie es Betroffenen geht, die niemanden an ihrer Seite haben.“ Und diese Menschen gibt es.

Die drei ersten Schritte

Der Nationalratsabgeordnete Christian Drobits (SPÖ) hat von der Erkrankung von Lisa Schuh erfahren und sofort seine Hilfe angeboten. „Wenig später saß ihr Lebensgefährte vor mir, mit einer richtigen Zettelwirtschaft und da war mir klar: So wie es dieser Familie geht, so geht es vielen Betroffenen, die an Krebs erkrankt sind. Sie wissen nicht, welche Anträge sie jetzt stellen müssen, um in dieser Situation finanziell über die Runden zu kommen“, sagt Drobits. Der erste wichtige Schritt sei, das Gespräch mit dem Arbeitgeber zu suchen, um das Beschäftigungsverhältnis zu klären. „Es ist eine schwerwiegende Entscheidung, ob man kündigt oder mit dem Dienstgeber eine Karenzierung vereinbart, um die Arbeit später wieder aufzunehmen“, erklärt Drobits. Und natürlich stellt sich für Betroffene dabei die zentrale Frage: „Wovon werde ich jetzt meine Rechnungen bezahlen? Wovon soll ich leben?“ Für viele beginnt damit die große Hürde der Antragstellungen. „Das heißt, dass der zweite Schritt der Weg zur Pensionsversicherung ist. Hier wird der Antrag auf Berufsunfähigkeitspension gestellt. Für unter 50-Jährige resultiert daraus der Bezug auf Rehabilitationsgeld“, weiß Drobits, der nicht zuletzt auch als langjähriger Leiter der burgenländischen AK-Regionalstelle Süd die Unterstützungsmöglichkeiten kennt. Eine weitere finanzielle Schiene während der Krankheit kann durch den Antrag auf Pflegegeld gesichert werden. „Das wäre der dritte wichtige Schritt“, sagt Drobits und auch hier brauchen viele Hilfe beim Ausfüllen der Formulare. Individuell gelte es auch zu klären, ob man abhängig vom Pflegegeld-Status beispielsweise eine Rezept- oder GIS-Gebührenbefreiung beantragen kann.

Christian Drobits befürchtet, dass die Pandemie wie ein Brandbeschleuniger wirkt: „Vier Prozent der Bevölkerung Österreichs erkranken an Krebs. Etwa 20.000 Menschen sterben jährlich daran. Covid hat alles verstärkt, denn die Vorsorgeuntersuchungen sind während der Pandemie zurückgegangen. Dadurch kann es nicht zu einer Früherkennung kommen.“ Auch die burgenländische Krebshilfe berichtet, dass während der Pandemie die Zahl der Beratungen um 50 Prozent gestiegen ist. Für Drobits habe aber auch die Politik hier eine Bringschuld zu leisten und müsse Erkrankte mehr unterstützen. „Der Fall von Lisa Schuh war für mich Anlass, dass ich mich zukünftig als eine Art ‚Buddy‘ zur Verfügung stelle und bei den diversen Antragstellungen meine Hilfe anbiete – natürlich in Koordination mit diversen zur Verfügung stehenden Stellen“, so die Botschaft von Christian Drobits. Kontakt können Betroffene telefonisch oder per Mail mit ihm aufnehmen.


Lisa Schuh und NR Mag. Christian Drobits
Durch das Schicksal von Lisa Schuh wurde NR Mag. Christian Drobits (SPÖ) aufmerksam, dass Menschen, die an Krebs erkrankt sind, oftmals Hilfe beim Ausfüllen von Anträgen benötigen. Hier bietet er seine Unterstützung an.

NR Mag. Christian Drobits

Telefonnummer: 0664 392 61 20
christian.drobits@parlament.gv.at

Professionelle Beratung und Hilfe in allen Bereichen zum Thema Krebs finden Betroffene bei der Österreichischen Krebshilfe (www.krebshilfe.net).

Burgenland: www.krebshilfe-bgld.at
Steiermark: www.krebshilfe.at



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