Geht ihr noch essen?

Seit dem ersten offiziellen Lockdown im März 2020 musste die Gastronomiebranche zahlreiche Rückschläge einstecken. Es gab nach der Pandemie eine kurze Zeitspanne, in der sich eine kleine Besserung im Konsumverhalten zeigte, aber dann folgt bereits der Ukraine-Krieg und die damit einhergehende Inflation – diese sorgte für erneute Einbrüche bei der Lust, diese Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Mit Jänner 2024 begann die Inflationsrate zu sinken und wenn man sich die Gastronomiebetriebe im Burgenland ansieht, scheint hier die Freude am Essen gehen wieder zu steigen. Doch der Blickwinkel ist entscheidend, betont Franz Perner,Fachgruppengeschäftsführer der Gastronomie der Wirtschaftskammer Burgenland.

Saskia KANCZER/ 1. Mai 2024

Die befragten Restaurants aus dem Bezirk Oberwart können die Aussage der Wirtschaftskammer Burgenland bestätigen: Die Gastronomie hat es weiterhin schwer.

Eine Einbuße nach der anderen macht es der Gastronomiebranche schwer, sich über Wasser zu halten. Während der Coronakrise schafften es viele zu überleben, da sie To-Go Mahlzeiten anboten, aber auch hier mussten viele in den neuen Lieferservice investieren. Der Alltag findet mit Ende des Lockdowns und strikten Ausgeh-Regelungen wieder Normalität. Die Leute haben zwar Lust, wieder Lokale zu besuchen, aber im Gegensatz zur Vorpandemiezeit eher verhalten. „Das Konsumverhalten hat sich massiv geändert mit der Pandemie. Es gibt nicht mehr wirklich Stammgäste, die immer Mittagessen kommen oder zum Morgenkaffee bzw. zum Feierabendgetränk. Diese Nachfrage ist komplett zurückgegangen“, erklärt Franz Perner von der Wirtschaftskammer Burgenland. Dieser Abfall der Nachfrage hält laut Perner bis heute an, mit Ausbruch des Ukraine-Kriegs kam es zu immensen Teuerungen bei Energiekosten und dem
Wareneinkauf für die Betriebe selbst und somit schlussendlich auch für die Endkonsumentinnen und -konsumenten. In
Einzelfällen gibt es Betriebe, die aus diesem Dornröschenschlaf erwacht sind, aber die Mehrheit hat zu kämpfen. „Ich bin im ganzen Burgenland unterwegs und es gibt überall ein paar Hotspots, die wirklich gut funktionieren und den Eindruck
vermitteln, dass sich die Branche zu erholen scheint – das ist aber nicht der Fall“, betont Perner. Einmal Umsehen genüge und man könne erkennen, dass viele kleinere Lokale so gut wie leer sind, obwohl diese früher gut besucht waren. „Die Leute schauen verständlicherweise aufs Geldbörserl. Nicht nur einzelne Gäste, sondern auch größere Vereine veranstalten viele Feierlichkeiten und versorgen die Gäste dort auch selbst – also geht auch hier das Geschäft für die Gastronomie verloren. Die Prognose der Wirtschaftskammer Burgenland für das restliche Jahr 2024 ist, dass es leider nicht viel Besserung geben wird. „Die Inflationsrate sinkt zwar, aber die Betriebs- und Lohnkosten für Gastronominnen und Gastronomen sind weiterhin sehr hoch. Es kommen eventuell ein paar mehr Leute wieder in die Lokale, aber das veränderte Konsumverhalten bleibt bestehen und es wird als Ausgleich der Erhaltungskosten der Betriebe für viele nicht reichen, es wird für viele ein schweres Jahr werden“, fasst Franz Perner zusammen.

Bezüglich der derzeitigen Lage in der Steiermark wurde trotz Anfrage an die WK Steiermark kein weiteres Statement gegeben.

Nachgefragt: Was Tun Restaurants dagegen?

prima! hat bei Betrieben aus dem Bezirk Oberwart noch genauer nachgefragt, um den Blickwinkel der Betroffenen festzuhalten. Die Erfahrungen der Restaurants, bestätigen das Statement der WK Burgenland und zeigen, dass sich eine
größere Nachfrage bei Catering zu bilden scheint. Die Restaurants versuchen, sich so gut wie möglich an das Konsumverhalten anzupassen und ihren Gästen etwas Neues zu bieten und gleichzeitig die Qualität zu halten.

„Unsere Situation bessert sich ein wenig, dennoch ist es budgettechnisch schwerer geworden. Nicht nur bei unseren Kosten, sondern auch bei dem, was die Kundschaft ausgeben kann. Die Catering-Anfragen sind um einiges angestiegen“, so das Oberschützer Lokal PRANGER Event-Lokal, Foodtruck, Catering.

Auch das Restaurant–Pizzeria Fuith in Pinkafeld kann das veränderte Konsumverhalten bestätigen und passt sich dem
Ganzen an: „Die Auswirkungen der Inflation bekommen wir erst jetzt richtig zu spüren. Das ist das erste Jahr, in dem wir
nicht auf Betriebsurlaub gehen, da es personal- und kosten- technisch nicht geht. Wir möchten unsere Qualität halten, und irgendwann kann man mit den Preisen für die Gerichte nicht mehr nach oben. Wir bieten ab jetzt auch Catering an und versuchen, mit Pizza-Pässen den Gästen etwas Neues zu bieten.“

Ebenfalls mit dem Preis jonglieren muss das Hotel Restaurant Spiegel in Bad Tatzmannsdorf: „Also bei uns merkt man, dass sich die Pralinen-Manufaktur nach der Pandemie rascher erholt hat als das Restaurant. Die Leute gehen unter der Woche nicht mehr unbedingt auf ein Feierabendgetränk und gehen wirklich nur noch selten essen. Wir merken, dass sehr viel Wert auf Qualität gelegt wird und diese bieten wir in Form von biologischen als auch regionalen Produkten an. Wir versuchen, so saisonal wie möglich zu kochen, um unseren Gästen immer etwas Neues auf der Karte zu bieten.“

Porträt Von Franz Perner der WKO. Er ist für die Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft zuständig im Burgenland.
© Perner
Franz Perner

Fachgruppengeschäftsführer der Gastronomie der Wirtschaftskammer Burgenland.

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