Bericht

„Ihr Paket ist da!“

Ein Leben ohne Internet, Smartphone & Co. ist heute für viele Menschen undenkbar – gleichzeitig steigen auch die Vorfälle von Internetkriminalität und Datenklau im Netz. 2020 gab es in Österreich 35.915 Anzeigen gegen Cybercrime-Delikte, ein Viertel mehr als noch im Vorjahr. Der internationale „Computer Security Day“ am 30. November soll Menschen weltweit für das Thema Cyber-Sicherheit sensibilisieren.

Foto: Shutterstock / ViChizh

Die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, gebückte Haltung vor dem Bildschirm, stundenlanges Programmieren im abgedunkelten Raum. Das ist das Klischee, wenn man von „Hackern“ spricht, die über unsichtbare virtuelle Wege in unsere Computersysteme eindringen und dort Schaden verursachen wollen. Freilich kann niemand sagen, wie diese Tätergruppe aussieht, allerdings lässt sich schon vermuten, dass eine sehr hohe Affinität zur Computertechnologie und damit auch eine gesteigerte Intelligenz ins Täterprofil passen. Die Aufklärungsquote von Cybercrime-Delikten ist mit 33,4 Prozent relativ niedrig, da die Täterschaft auf den ganzen Globus verteilt ist und von überall zuschlagen kann.

„Meistens geht’s ums Geld“

„Durch die coronabedingte, weltweite Verlagerung des Alltags in Homeoffice, Homeschooling und Online-Shopping gab es auch einen deutlichen Anstieg der Internetkriminalität“, weiß auch Chefinspektor Fritz Wurglits, Leiter des Kriminaldienstreferates für den Bezirk Oberwart. Internettäter haben es dabei aber sehr selten auf einzelne Personen abgesehen, sondern versuchen durch breitgestreute, sogenannte „Phishing“-Mails unzählige ahnungslose Menschen dazu zu bringen, unbekannte Internet-Links anzuklicken und beispielsweise durch weitere manipulative Aufforderungen deren Bankkontodaten zu erlangen. „Denn meistens geht es ums Geld“, schildert Chefinspektor Wurglits.

Paket-SMS

Cyberkriminelle nutzen derzeit auch gerne das Smartphone als Kanal. „Ihr Paket ist da“ oder ähnliche Formulierungen per SMS sollen die Menschen aus Neugier ermutigen, die angegebene Link-Adresse anzuklicken, wobei sich im Hintergrund eine Schadsoftware installiert, die es ebenfalls schlimmstenfalls auf die Bankkontodaten abgesehen hat. Tipp vom Experten: „SMS dieser Art von einer unbekannten Nummer sofort löschen! Sollte der Link angeklickt worden sein, das Handy auf ‚Flugmodus‘ stellen, um weiteren Schaden zu verhindern.“

Im Schadensfall:
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Wer allerdings Grund zur Annahme hat, durch einen dubiosen Link einen Schaden erlangt zu haben, oder bereits eine unrechtmäßige Abbuchung am Konto bemerkt, sollte nicht zögern, dies bei der Polizei zu melden. „Oft geht es um Stunden, um den Schaden zu minimieren, falls es überhaupt noch möglich ist“, warnt Chefinspektor Wurglits. Denn durch internationale Kontoverschiebungen oder virtuelle Zahlungsmöglichkeiten – wie zum Beispiel den „Bitcoin“ – wäre die Nachverfolgung von Internetbetrug beinahe unmöglich. Unternehmen hätten mittlerweile auch die Möglichkeit, sich gegen Internetkriminalität versichern zu lassen, was vor allem im Fall von Schadensersatzansprüchen bei gestohlenen Kundendaten tragend werden kann.

Bekämpfung und Prävention

Das Innenministerium hat dazu im Bundeskriminalamt ein eigenes Cyber-Crime-Competence-Center (C4) errichtet, um sich auf das komplexe Phänomen der Cyberkriminalität spezialisieren zu können. „Dies ist eine nationale und internationale Koordinierungs- und Meldestelle für Ermittlungen im Zusammenhang mit Cybercrime sowie für die elektronische Beweismittelsicherung und deren Auswertung. Die Meldestelle ist als Ansprechpartner für die Bevölkerung und für Unternehmen etabliert, wodurch im Schadensfall eine rasche Unterstützung erfolgen kann und neue Geschehen frühzeitig erkannt werden können. Aber in Wahrheit müssen wir einfach nur unser Hirn einschalten: Nicht leichtfertig auf irgendwelche Links klicken und keine dubiosen Mail-Anhänge von Personen, die wir nicht kennen, öffnen“, schließt Chefinspektor Fritz Wurglits.


Fritz Wurglits
Chefinspektor Fritz Wurglits, Leiter des Kriminaldienstreferates für den Bezirk Oberwart, ist spezialisiert auf Cybercrime-Anzeigen aus der Region

Was Sie wissen sollten …

„Passwort1234“ ist zu wenig! Benutzen Sie starke Passwörter ohne persönlichen Bezug, mit unzusammenhängender Groß- und Kleinschreibung oder Sonderzeichen, und ändern Sie diese regelmäßig. Sichern Sie immer wieder Ihre Daten und führen Sie Software-Updates durch. Löschen Sie Apps, die sie nicht verwenden. Checken Sie die Datenschutz-Einstellungen der verwendeten Social-Media-Konten. Installieren Sie Antiviren-Software auf allen Geräten, die Zugang zum Internet haben. Öffnen Sie niemals Links oder Anhänge von unbekannten E-Mails oder Textnachrichten.

Vorsicht beim Online-Kauf! Vergewissern Sie sich über einen starken Käuferschutz und positive Bewertungen des individuellen Online-Händlers. Geben Sie Ihre Bankkontodaten nicht wahllos weiter! Überprüfen Sie Ihr Bankkonto regelmäßig auf verdächtige Buchungen.
Sprechen Sie auch mit Ihren Kindern über Sicherheit im Internet und unterstützen Sie sie beim Check ihrer Sicherheits- und Datenschutzeinstellungen der unterschiedlichen Geräte.

Hacker dringen beispielsweise in Webseiten ein, um auf den Servern gespeicherte, sensible Daten zu stehlen. Abhängig von der Motivation und Loyalität zu den Gesetzen wird unterschieden zwischen White-Hat-Hackern, die Unternehmen unterstützen, um Schwachstellen auf der Webseite zu finden bzw. zu reparieren, Black-Hat-Hackern mit kriminellen, meist finanziellen Hintergedanken oder Grey-Hat-Hackern als Mischform.


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