Zentraler Kommunikations- und Kostenpunkt: Bäder in Gemeindehand

In einigen Orten der Umgebung gibt es Bäder, die einst von der Gemeinde selbst errichtet und bis heute erhalten werden. Der Kauf des Hallenbads in Pinkafeld durch das Land Burgenland hat gezeigt, wie viel finanzielle Last diesen Gemeinden mit einer Übernahme genommen werden kann. Vertreter der Gemeinden Wolfau und Greinbach sowie der Stadtgemeinde Hartberg zeigen drei unterschiedliche Wege, wie sie selbst mit den Bädern im Ort wirtschaften.

Chiara PIELER / 2. Mai 2024

Das Wolfauer Freibad wird in diesem Jahr mit kleinen Renovierungsarbeiten wieder auf den neuesten Stand gebracht.

Das HERZ

Das Hartberger Erholungs- und Freizeitzentrum (HERZ) , zentrales Element des lokalen Freizeitangebots, steht vor einigen Herausforderungen. Das Hallenbad, in den 1970er Jahren erbaut und 1999 teilsaniert, ist beliebt, aber in die Jahre gekommen. Manfried Schuller, Geschäftsführer des HERZ, beschreibt die aktuelle Situation: „Bei der Gebäudehülle und der Technik sind in den nächsten Jahren Reparaturen notwen- dig, die von Seiten der Gemeinde allein schwer zu tragen sind. Auch der Betrieb selbst ist trotz unserer nachhaltigen Energieversorgung kostenintensiv.“ Seit mehreren Jahren führt Bürgermeister Marcus Martschitsch daher Gespräche auf landespolitischer Ebene. „Das HERZ wird überregional genutzt und ist vor allem für die Schulen in der Umgebung ein essen- zieller Bestandteil des Unterrichts“, so Schuller. Er wünscht sich, dass diese Wichtigkeit auch umliegende Gemeinden erkennen. Noch im Mai findet deshalb ein Ausflug nach Gänserndorf statt. Das dortige Hallenbad wurde nach 35 Betriebsjahren saniert, die Kosten betrugen 9 Millionen Euro.

Eine Gemeindekooperation, bei der sich 30 Gemeinden über einen Zeitraum von 20 Jahren mit je einem Euro pro Einwohner*in und Jahr beteiligen, war hier die Lösung. „Der Ausflug nach Niederösterreich soll zeigen, ob ein derartiges Konzept nicht auch in Hartberg Sinn machen würde“, sagt Schuller. Der Geschäftsführer des HERZ betont die Notwendigkeit der Zusammenarbeit mit den Umlandgemeinden und der Wirtschaftsregion, um das Bad langfristig abzusichern und als wichtigen Bestandteil für Schulen und die Region allgemein zu erhalten: „Die Politik muss endlich eingreifen. Jedes Kind muss schwimmen lernen und das geht nur in Verbindung mit öffentlichen Bädern.“ Das Hartberger Freibad öffnet in diesem Jahr bereits am 18. Mai. „Heuer reagieren wir erstmals auf die vergangenen, durchwachsenen Sommermonate und werden das Hallenbad auch weiterbetreiben“, erzählt Schuller. Über die warmen Monate hinweg wird das Bad somit als offene Schwimmhalle geöffnet bleiben und nicht, wie in den letzten Jahren, mit der Eröffnung des Freibads, in die Sommerpause gehen. Dabei sollen beide Anlagen solar betrieben werden: „Das Wasser in der Halle wird auf gleicher Temperatur gehalten wie das Freibadbecken.“ Besucherinnen und Besucher dürfen sich somit auf mehr Wasserfläche freuen und können auch bei Schlechtwetter im Sommer in Hartberg baden – bei gleichbleibenden Eintrittspreisen.

„Heute würde man es nicht mehr machen“

Das Freibad gehört der Gemeinde, leider“, schmunzelt der Wolfauer Bürgermeister Walter Pfeiffer. Im Gegensatz zu Hartberg versucht Wolfau weiterhin, alle Kosten allein zu stemmen. „In diesem Jahr stehen neben den ohnehin hohen Erhaltungskosten erneute Instandhaltungskosten an. Das Wolfauer Bad gibt es bereits seit 1967, es wurde 1997 general- saniert – heute besteht es aus einem großen Becken mit Rutsche, dem Kinderbereich und einem Volleyballplatz. „1997 hätte man es sicher nicht mehr neu gebaut. Die Frage war: Sanieren oder Zusperren“, erzählt Pfeiffer weiter. Zum damali- gen Zeitpunkt wurden 13 Millionen Schilling investiert. Im heurigen Jahr müssen erneut knapp 50.000 Euro investiert werden, damit Teile der Rutsche und andere Kleinigkeiten erneuert werden können. Der Betrag wird fremdfinanziert, die Gemeinde nimmt für die Renovierungsarbeiten ein Darlehen auf. Trotz der hohen Auslastung durch die „Schwimmer“ am Vormittag und der Familien nachmittags können die Ausgaben nicht durch alle Einkünfte gedeckt werden. Die Erhaltungskos- ten, die nicht durch die Einnahmen der Eintritte gedeckt werden können, werden durch das laufende Budget, das die Gemeinde dem Bad zuteilt, finanziert. Dazu kommen die hohen Energiepreise, bei denen sich Pfeiffer eine baldige Besserung erhofft. Er erzählt von einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Bürgermeister möchte das Bad nämlich trotz der hohen Kosten auf jeden Fall erhalten: „Das Freibad ist ein wichtiger Ort in Wolfau, vor allem für Jugendliche und Kinder. Wir möchten es nicht missen!“

Auch Badeseen bleiben von enormen Kosten nicht verschont

Ähnlich verhält es sich mit dem Greinbacher Badesee, der seit seiner Eröffnung 2004 ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt ist. Der See, der dieses Jahr sein 20-jähriges Jubiläum feiert, bietet nicht nur Schwimmvergnügen in Trinkwasserqualität, sondern auch andere Freizeitaktivitäten wie Minigolf und Beach-Volleyball. Trotz der Attraktivität des Sees sind die Betriebskosten eine Herausforderung für die Gemeinde, wie Bürgermeister Johann Schützenhöfer erläutert: „Es ist ein großer Kostenpunkt in den Ausgaben der Gemeinde. Die Einnahmen aus den Eintrittspreisen reichen nicht aus, um die Kosten zu decken.“ Der Greinbacher Weg ist deshalb die Verpachtung einzelner Bereiche am Grundstück des Badesees. Seit zwei Jahren befindet sich in der Greini Freizeit-Welt deshalb eine Freizeitlange, betrieben von Sandra Novak (prima! berichtete). „Ab Mai gibt es auch einen neuen Pächter für das bestehende Lokal am See“, so Schützenhöfer. Markus Gleichweit wird das ehemalige „Seaside“, dessen Besitzer es aus gesundheitlichen Gründen im März schließen musste, übernehmen.

Die Beispiele aus Hartberg, Wolfau und Greinbach zeigen, dass alle Gemeinden – unabhängig davon, ob es sich um Hallen-, Freibad oder einen Badesee handelt – unterschiedliche Herangehensweisen haben. Die Vertreter der Gemeinden sind sich aber in einem Punkt einig: „Die Bäder sind ein Kommunikations- zentrum und damit unverzichtbar für die Gemeinschaft!“

Eine Frau und ein Kind rutschen im Freibad auf einer Rutsche herunter.
©Bernhard Bergmann
Freibad und Hallenbad Hartberg

Das HERZ hat ab diesem Sommer erstmals Hallenbad und Freibad gleichzeitig geöffnet.

Der Badesee in Greinbach mit einer langen Brücke und Gräsern ist zu sehen.
©zVg
Badesee Greinbach

Die Greini Freizeit-Welt ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt.

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