Nachruf / 19. Feber 2024
© zVg OHO Oberwart
Henryk Rys Mossler (1942 bis 2024)
Mit einer Aussendung von OHO-Obfrau Eveline Rabold nehmen Vertreter der südburgenländischen Kunst- und Kulturszene Abschied von Henryk Rys Mossler:
Mit tiefer Trauer nehmen wir Abschied von dem außergewöhnlichen Künstler, liebenswerten Menschen und einfühlsamen Geist Henryk Rys Mossler. Henryk verstarb am 15. Februar 2024 im 82. Lebensjahr nach kurzer, schwerer Krankheit und hinterlässt eine unverwechselbare Spur in der Welt der burgenländischen Kunstszene und darüber hinaus.
Geboren am 14. September 1942 als Sohn eines Arztes und einer Lehrerin in Krakau, Polen, besuchte Henryk die Kunstakademie in seiner Heimatstadt, die er 1970 mit einem Diplom abschloss. Schon während seiner Studienjahre beteiligte er sich an Ausstellungen und unternahm Studienreisen nach St. Petersburg, Kiew, Prag und Budapest. 1973 besuchte er erstmals Österreich und blieb. Er siedelte sich im Südburgenland an, wohnte in Gerersdorf, Königsdorf, Kukmirn, Tobaj, Unterwart und seit 2010 in Hasendorf.
Mosslers Gemälde stellen den Mensch in den Mittelpunkt seiner Werke, den Mensch inmitten jener Probleme, die er sichtlich vorwiegend selber schafft, wie der Kulturpublizist Gottfried Pröll urteilte. Henryks Werke zeichnen sich besonders durch seine apokalyptischen Visionen aus. Aber sie sind auch als eine Bandbreite menschlicher Emotionen bis hin zu tiefster Verzweiflung zu sehen. Mossler war zutiefst besorgt über die Zukunft in einer gegenwärtig verantwortungsarmen Welt. Dennoch verleihen seine Werke durch ihre sagen- und märchenhafte Ausstrahlung eine universelle Resonanz, die die Betrachter zutiefst berührt.
1978 schuf er die Seccomalerei über dem Eingang der Stadtpfarrkirche Jennersdorf – in der szenischen Interpretation des Psalms „Wenn Gott uns heimführt aus der Dämmerung in beglückendes Licht“ wird seine Affinität zu christlicher Mystik und Spiritualität polnischer Prägung veranschaulicht.
Ab 1988 gestaltete er umfangreiche Buchillustrationen sowie äußerst phantasievolle Bühnenbilder, Kostüme, Masken und Puppenentwürfe zu zahlreichen Theaterstücken, Musicals und Opern – vor allem zu Produktionen von Peter Wagner.
Seine erste Ausstellung in Österreich fand 1976 – und auch seine letzte anlässlich seines 80. Geburtstages – im Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf statt. Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland folgten.
Die burgenländische Kunst- und Kulturszene zeigt sich tief betroffen und in tiefer Erinnerung an ein Leben voller Hingabe an die Kunst.
Meine erste Begegnung mit Rys war 1973 über eine gemeinsame Freundin. Wir waren uns sofort sympathisch und tranken gemeinsam 1 Kiste Bier und 1 Flasche Wodka – danach war uns beiden entsprechend schlecht, die Freundschaft aber war gefestigt. Im folgenden Jahr wohnte er längere Zeit in der Lehmstube in einem der ersten übertragenen historischen Gebäude (“Wohnhaus aus Tschanigraben”) – in dieser Zeit half er mir beim Wiedererrichten von zwei weiteren Kellerstöckeln. Und auch in den Jahren danach war er mir beim Suchen und Translozieren weiterer Gebäude (heute Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf) behilflich. Als Dank für seine Hilfe und Freundschaft stellte ich seine Werke im Kreuzstadel aus Großmürbisch im November 1976 erstmals im Rahmen der offiziellen Eröffnung des Ensemble Gerersdorf aus – die Eröffnung nahm der damalige Unterrichtsminister Dr. Fred Sinowatz vor.
Prof. Gerhard Kisser, Freilichtmuseum Ensemble Gerersdorf
Henrik Rys Mossler war ein stiller und bescheidener Kunstschaffender, seine Werke immer am Puls der Zeit in steter Auseinandersetzung mit dem menschlichen Sein. Präzise Beobachtung, subtile Ironie, Witz, Aberwitz und Tragik, karikaturesk in vollendeter, altmeisterlicher Tradition auf die Leinwand gebannt und zu Papier gebracht. Ein großer Meister der Bildenden Kunst. Welch uneinbringlicher Verlust in der burgenländischen Kunstszene!
Wolfgang Horwath, Bildender Künstler
Meine mittlerweile über dreieinhalb Jahrzehnte umspannende Zusammenarbeit mit Henryk Mossler, den alle Welt „Resch“ nannte, war eine äußerst facettenreiche. Ob sie sich nun in Bühnenbildern manifestierte, ob in hunderten Illustrationen für meinen Roman „Die Burgenbürger“, ob in zahlreichen Masken, Kostümen oder Bebilderungen mehrerer Filme: Immer diente er mit seinem unverstellten Blick, mit der ihm eigenen Grundehrlichkeit der Sache der Kunst, humorvoll, bissig, sarkastisch, und doch immer dem Diktat eines humanistisch geeichten Herzens folgend. Er war in der grundlegenden Bedeutung der beiden Begriffe ein tatsächlich fantastischer Realist, also ein Maler, der sich mit seiner unverwechselbaren Handschrift in die fantastischen Gründe und Abgründe der menschlichen Existenz wagte – und von dort Funde ans Tageslicht beförderte, die jenseits rein rationaler Erklärung mehr vom Menschen und seiner gesellschaftlichen Einbettung erzählten, als dies noch so gelehrte Bücher je vermocht hätten. Ich persönlich trauere nicht nur um einen Freund, sondern um einen Künstler, der mir stets auch Inspirationsquelle war – und was für eine!
Peter Wagner, Regisseur, Autor; Intendant Theaterinitiative Burgenland – Landestheater der Autor*innen
Selbstporträt Henryk Rys Mossler
zvG© OHO Oberwart
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