„Mein Hartberg im Jahr 2050“ Mission gelungen?

Das Projekt „Mein Hartberg im Jahr 2050: Vision“ startete 2011 als Teil einer bundesweiten Smart-City-Initiative des Infrastrukturministeriums. Ziel war, eine klimaneutrale und nachhaltige Zukunft für Hartberg zu gestalten. Die Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich aktiv und brachten ihre Ideen ein. Auch wenn die Förderung durch den Klima- und Energiefonds 2016 endete, bleibt die Vision bis heute ein Leitfaden für die Klimaschutz-Arbeit der Region. Anton Schuller, damals Projektkoordinator der Vision 2050, sieht das Projekt als gelungen, obwohl nicht alle Vorhaben realisiert werden konnten.

Nicole MATSCH / 27. Dezember 2024

KEM Modellregionsmanager Anton Schuller (li.) mit Bürgermeister Marcus Martschitsch, der sich ebenfalls über die Erfolge im Rahmen der Vision 2050 freut.

Erfolgsbilanz: Wie die Klimaregion Hartberg den Wandel gestaltet

Das Projekt 2050 hat in mehreren Bereichen Fortschritte für die Stadt gebracht. Neben einer höheren regionalen Wertschöpfung und dem Wunsch, Arbeitsplätze in der Region zu schaffen, wurde auf regionale erneuerbare Energie und die Reduzierung von Emissionen gesetzt. Das Ziel der „Zero Emission City“ verfolgte man damals vor allem durch den Einsatz neuer, smarter Technologien. Tatsächlich ist es Hartberg gelungen, den Gemeindebetrieb seit 2015 bilanziell CO2-neutral zu bewerkstelligen. Hierfür wurden alle Ölheizungen durch einen Fernwärme-Anschluss ersetzt und damals schon über 200 kW an Photovoltaikanlagen auf der Hartberghalle, dem Bauhof und der Tennishalle installiert – mittlerweile sind es schon 2.200 kW in der Stadtgemeinde-Familie inklusive Töchterorganisationen. Belohnt wurde diese Leistung mit dem österreichweiten ÖGUT-Umweltpreis in der Kategorie Nachhaltige Kommune.

Die Aufbruchstimmung, die damals herrschte, sieht Schuller heute jedoch etwas gedämpft. Die Menschen hatten sich vor allem durch intelligente grüne Technologien Lösungen im Umweltbereich erhofft. Schuller, der das Projekt von Anfang an geprägt hat, erklärt: „Vielleicht ist es der Bevölkerung jetzt bewusst geworden, dass man mit rein technologischen Lösungen das Artensterben, den menschengemachten Klimawandel und den Bodenverbrauch nicht stoppen kann. Da ist jede und jeder von uns auch mit seinem persönlichen Verhalten gefragt.“
Konzepte gab es auch für Mobilität und Verkehr. Mit „HARTI“ stellte Hartberg etwa das steiermarkweit erste kommunale Elektro-Carsharing-System im Rahmen des Smart City Projektes bereit. „Leider mussten wir HARTI aufgrund des hohen Koordinationsaufwandes nach dem Projekt wieder einstellen, aber ich bin mir sicher, dass es sowas wieder geben wird“, sagt Schuller. Jetzt ist HARTI ein Dienstwagen im Bauhof.
Ein Meilenstein ist im Bereich des Ausbaus von Geh- und Radwegen gelungen. Neue Wege entlang B50 und B54 sowie zwei Unterführungen ermöglichen direktes, sicheres und flottes Fortkommen in der Stadt. Ergänzend dazu schließt der Hartberger Citybus auf seiner Stadtroute die Lücken im gut ausgebauten öffentlichen Bus-Verkehr.

Begegnungszonen, E-Mobilität und Klimaschutz im Fokus

Die Innenstadt von Hartberg ist zwar noch nicht autofrei, aber hier wurden Begegnungszonen mit Tempo 20 eingerichtet, die das Miteinander von Fußgängern, Radfahrern und Autos noch sicherer machen und die Stadt entschleunigen.
Anton Schuller, der auch als Klima- und Energie-Modellregionsmanager für die Klimaregion Hartberg mit fünf Gemeinden fungiert, berichtet stolz: „Bereits 2016 verfügte die Stadt über die österreichweit höchste Dichte an Ladestationen für Elektrofahrzeuge.“ Zudem wurde frühzeitig auf LED-Technologie umgestellt, womit auch die Energieeffizienz bei Gemeindeprojekten voran-getrieben wurde. Die Klimaregion Hartberg beteiligt sich darüber hinaus am KLAR! Programm des Bundes, um dem fortschreiten-den Klimawandel zu begegnen und dessen Folgen zu bewältigen. Ein Maßnahmen-Baustein ist ein Naturgefahrencheck, der in allen fünf Gemeinden durchgeführt wurde. Dieser hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und gezielt Maßnahmen zu ergreifen, wie etwa im Bereich Hochwasserschutz.

Direktverbindung Hartberg-Graz bleibt eine Zukunftsvision

Trotz vieler Erfolge blieben einige ambitionierten Ziele unerreicht. Eines davon ist die direkte Bahnverbindung nach Graz, die sich viele gewünscht hätten. Sie scheiterte an den hohen Kosten und daran, dass die ÖBB anderen Projekten Vorrang gaben. Hartberg hatte bei diesem Anliegen auch Unterstützung aus dem Südburgenland. Die Initiative „Südburgenland Pro Bahn“ hat sich sehr mit eingesetzt. Dennoch wurde der Antrag auf Aufnahme ins Zielnetz 2040 abgelehnt. Im aktuellen Fachentwurf des Zielnetzes 2040 des Bundesministeriums (Stand März 2024) ist eine Direktverbindung Hartberg-Graz somit nicht vorgesehen, was Anton Schuller bestätigt und bedauert. Aufgeben will die gesamte Region trotzdem nicht.

Die Klimaregion Hartberg hat die Vision 2050 und eine Klimaneutralität 2040 weiterhin im Fokus. Konkret heißt das, auf den öffentlichen Verkehr umzusteigen, den Verbrenner durch ein Elektroauto zu ersetzen, Gebäude zu dämmen und Öl- sowie Gasheizungen zu tauschen.
„Photovoltaik-Anlagen wollen wir auch ausbauen“, bestätigt Anton Schuller und erklärt: „Für Windkraft liegen wir nicht passend, wir brauchen einen großzügigen Ausbau der Photovoltaik. Aber alleine auf Gebäuden und versiegelten Flächen geht es sich nicht aus. Wir brauchen auch Photovoltaik auf Feldern oder Wiesen, idealerweise in Kombination mit der Produktion von Agrargütern.“

Zukunftsvision für Hartberg 2050: Energieautarkie, nachhaltige Mobilität, CO2-neutraler Verkehr, Bildung, Gesundheit und Umwelt.
© zVg Stadtgemeinde Hartberg
Mein Hartberg im Jahr 2050: Vision

Die Ideen aus der Befragung der Bürgerinnen und Bürger wurden in einer Grafik gebündelt.

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