Bericht

Neue Anlage bei Sonnenerde – Ein Weg aus der Klimakrise

Sie ist eine bahnbrechende Errungenschaft im Bereich der Klimaforschung. „Wenn es um die Bindung von CO2 geht, gibt es keine bessere Technologie“, sagt Gerald Dunst, Gründer und Geschäftsführer der Riedlingsdorfer Firma „Sonnenerde“. Das Unternehmen ist bekannt für die fruchtbarsten Erden unter der Sonne und baut eine neue Produktionsanlage für Pflanzenkohle. „Eine Wundermaschine an positiven Effekten für die Umwelt.“ Vom einstigen Prototypen setzt Gerald Dunst mit seinem Team damit den Sprung in die industrielle Großproduktion. Worüber er sich selbst am meisten freut: Je mehr Pflanzenkohle damit produziert wird, desto besser ist es für die Umwelt. Und – die Anlage ist das Heizsystem der Zukunft. Für Haushalte wäre dies eine klimaschonende Möglichkeit der Wärmegewinnung. Autark, regional und vollkommen unabhängig vom russischen Gas.

Foto: Sonnenerde

Es ist ein Bild, das um die Welt geht und berührt: Ein abgemagerter Eisbär auf einer schmelzenden Eisscholle im arktischen Meer. Es ist ein Bild, das den Klimawandel symbolisiert und uns die Tatsache vor Augen führt, dass Lebensräume komplett zerstört werden. Letztendlich auch die des Menschen. Dürren, tropische Wirbelstürme und Überschwemmungen sind bereits deutlich spürbare Vorboten. Die Wasserversorgung wird ebenso ein Risiko wie die menschliche Ernährung und Gesundheit. Unser Planet wird nicht mehr belebbar.

Im Pariser Übereinkommen haben die Vertragsparteien Ziele festgelegt, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Eines dieser Ziele ist, den Anstieg der globalen Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu limitieren. Auch die EU und ihre Mitgliedstaaten haben das Übereinkommen unterzeichnet. Die Politik hat hier nun zwar die Ziele gesetzt, doch die Umsetzung liegt in der Verantwortung aller.

Grund war immer das Klima

Für Gerald Dunst, Gründer und CEO des Erdenherstellungsbetriebes „Sonnenerde“ in Riedlingsdorf, beginnt Klimaschutz bei der Erde. Vor über 35 Jahren hat er den Kampf gegen den Klimawandel begonnen. So lange beschäftigt er sich bereits mit der Kompostierung organischer Rohstoffe. Sein Ziel war es, torffreie Erden auf Kompostbasis herzustellen. Das war die Grundsteinlegung der Firma „Sonnenerde“.

23 Jahre sind seither vergangen. Die sagenumwobene Terra Preta – die Schwarzerde, die im Amazonas entdeckt wurde und als die fruchtbarste Erde der Welt gilt – hat der Ökopionier in seinem südburgenländischen Betrieb nachentwickelt. Ein Meilenstein. Herzstück dieser Forschungs- und Entwicklungsarbeit war und ist die Pflanzenkohleanlage. 200 Tonnen Kohle werden hier jährlich produziert und bilden die Basis des fruchtbaren Erdensortiments bei „Sonnenerde“. Inzwischen kommt das Unternehmen mit der Produktion nicht nach, denn die Pflanzenkohle, quasi die DNA für die fruchtbare Riedlingsdorfer Bio Schwarzerde, ist inzwischen auch die Grundlage für ein spezielles Substrat, das bei der Pflanzung von Bäumen in der Stadt eingesetzt wird. Oder etwa auch für die Produktion der CharLine Futterkohle in der Tiernahrung.

Für Gerald Dunst sind es diese neuen Aufgabenfelder, die eine neue Anlage erfordern, aber auch weil der Ansporn, aktiv gegen den Klimawandel vorzugehen, gleich groß ist wie vor 35 Jahren. „Die Pflanzenkohleproduktion ist die beste CO2-Bindungs-Technologie, um das Klima zu schützen“, ist Gerald Dunst überzeugt. „Das wollen wir ausbauen.“

Der Sprung zum Öko-Industriebetrieb

Zwei Jahre lang hat er nun mit einem Experten-Team an seinem neuen Pflanzenkohle-Anlagenkonzept gearbeitet. Jetzt steht er knapp vor Baubeginn. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung des bisherigen Prototypen, der seit über zehn Jahren bei „Sonnenerde“ im Einsatz ist, hin zu einer Pflanzenkohleanlage im industriellen Maßstab. Nicht nur die hohe Stabilität bei der Bindung von CO2 ist für Dunst dabei der Haupterfolg. „Bei der Produktion entstehen viele positive Effekte und Zusatzvorteile für das Klima. So steigt etwa die Fruchtbarkeit des Bodens enorm, Wasser wird gespeichert und bei der Produktion wird überdies Energie frei, die verwendet werden kann – beispielsweise zur Stromversorgung oder als Heizwerk. Die Anlage hat nämlich noch ein weiteres Potenzial: Sie gilt als das Heizwerk der Zukunft“, erklärt der Ökopionier.

Die neue Anlage bei Sonnenerde

Noch in diesem Jahr soll die neue Pflanzenkohleproduktionsanlage am Areal der Firma „Sonnenerde“ gebaut werden. Umgesetzt wird das Projekt in drei Baustufen. Die Dächer sind laut Plan mit Photovoltaikpaneelen ausgestattet. Das könnte noch ein Problem werden, denn im Burgenland werden keine Dachanlagen über 20 kWp Einspeiseleistung genehmigt. Diese neue Anlage hätte 800 kWp. Gerald Dunst hofft, dass er sein Projekt verwirklichen kann. „Wenn man Dachflächen zur Verfügung hat, darf man keine Grünflächen verbauen“, sagt er überzeugt. „Wir wären komplett energieautark.“ Die gesamte Halle wird außerdem mit Holz errichtet, „weil Holz CO2 bindet“, lautet der Anspruch bei der Bauplanung. Alle Parkplätze haben Anschluss für E-Ladestationen, denn bereits jetzt sind die Fahrzeuge der Mitarbeiter E-Autos. Gratis tanken wäre durch die eigene Stromproduktion möglich.
„Sonnenerde“ erweitert mit dieser Anlage die Produktionsfläche um 1,5 Hektar. Die Gesamtkosten sind mit 16 Millionen Euro berechnet. Ein Teil wird über CO2-Zertifikate finanziert. Die Leistung der neuen Anlage ist ein Quantensprung im Unternehmen: Von der Produktion von 200 Tonnen Pflanzenkohle pro Jahr gibt es eine Steigerung auf 2.000 Tonnen. Durch die neue Anlage werden jährlich 3.000 Tonnen CO2 gebunden.

Das Konzept der Anlage zur Pflanzenkohleproduktion kann weltweit angewendet werden. „Überall dort, wo aus organischen Reststoffen Kohle produziert werden soll und man die entstehende Energie nutzen möchte. Gerade jetzt ist dieses System interessant, denn die Gas- und Ölpreise explodieren. Fieberhaft wird nach Alternativen gesucht, damit wir unabhängiger werden vom russischen Gas. Die Pflanzenkohleproduktionsanlage ist für Gerald Dunst das Heizsystem der Zukunft. „Die Wärme könnte für die Haushalte verwendet werden. Wir wären damit unabhängig.“ Es wäre eine alternative Heizform und noch dazu ist der positive Effekt für das Klima enorm“, fasst Dunst zusammen. Für ihn ist es der Plan A für die Rettung unseres Planeten.


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Verfahren, um CO2 aus der Luft zu binden – zur Erreichung der Klimaziele

Um das Klimaziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu limitieren, zu erreichen, muss CO2 gebunden werden. „Dazu müssen wir alle Möglichkeiten nützen. Es gibt kein Entweder – Oder“, erklärt Erdenentwickler Gerald Dunst. Das Verfahren, das jedoch die Vorteile ALLER Technologien vereint, ist die Pflanzenkohle. Ein Überblick.

CARBON CAPTURE and
STORAGE TECHNOLOGIE (CCS)

Kohlendioxid (CO2) wird bei diesem Verfahren aus der Luft gefiltert und im Gestein gelagert. Der Vorteil dieser Technologie: Die Bindung des CO2 ist besonders stabil. Der Nachteil: Es gibt keinen Zusatznutzen wie bei anderen Technologien und für diesen Prozess ist zudem ein hoher Energieaufwand nötig. Anwendung findet dieses Verfahren in der Industrie.

BIOMASSE

Holz produzieren – Aufforsten ist der Kern dieses Verfahrens. Der große Vorteil ist der vielfältige Zusatznutzen von Holz: Landkühlungseffekt, Nutzung als Baustoff und auch die Nutzung als Heizstoff. Allerdings besteht hierin auch der große Nachteil, denn während des Heizvorganges wird CO2 wieder frei. Dieses CO2-Bindungsverfahren ist daher mit mittlerer Stabilität einzustufen. Biomasse kann aber jede/r „betreiben“: z.B. Bäume pflanzen, Bauen mit Holz, etc.

HUMUS

Mit relativ wenig Investitionen ist dieses CO2-Bindungsverfahren in der Landwirtschaft möglich. Der Vorteil: Wasser wird gespeichert, Überschwemmungen werden reduziert, gesündere Lebensmittel werden produziert, die Artenvielfalt wird unterstützt. Der Zusatznutzen ist enorm. Der Nachteil ist aber, dass die Stabilität gering ist. Sobald der Boden bearbeitet wird, wird CO2 wieder freigesetzt. Jede*r, der einen Garten hat, bis hin zum großen Landwirtschaftsbetrieb kann hier aber mitmachen.

PFLANZENKOHLE

Bei diesem Bindungsverfahren gibt es keinen Nachteil, sondern nur Vorteile. Die positiven Effekte aller Technologien sind hier vereint. Der Boden wird enorm fruchtbar. Bei der Herstellung wird Energie frei, die man nutzen kann (z.B. als Heizkraftwerk – oder wie bei Sonnenerde zur Trocknung von Klärschlamm). CO2 ist mit einer hohen Stabilität gebunden. Jede*r kann hier mitwirken durch die Verwendung von Erden, die Pflanzenkohle beinhalten.


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Die neue Anlage zur Produktion von Pflanzenkohle

Das Verfahren ist ein in sich geschlossener Kreislauf. Als Rohstoff dient Biomasse, die ohnehin da ist und die entsorgt werden muss. Diese „Siebreste“ werden in einer Transportstrecke unter Luftabschluss (Pyrolyse) auf 600 Grad erhitzt (1). Dabei entsteht Pflanzenkohle und Holzgas. Das Holzgas entweicht nach oben und verbrennt. Dabei wird 1 Megawatt Wärmeleistung produziert. Diese Energie könnte man beispielsweise für die Strom- oder Wärmeversorgung nutzen. Bei „Sonnenerde“ wird diese frei werdende Energie zur Trocknung von Klärschlamm – ein weiterer Geschäftszweig des Unternehmens – verwendet (2).
Im nächsten Schritt werden die in der Anlage entstehenden Abgase gereinigt (3). Dazu wird das über den Trockner vorgereinigte Abgas in einem sauren Wäscher von Ammoniak befreit. Das dabei entstehende Ammoniumsulfat wird zum Aufladen der Bio Pflanzenkohle verwendet. Dadurch wird die frische Pflanzenkohle gleich „aktiviert“ und kann direkt als Erdzusatz verwendet werden.
Im nächsten Schritt (4) wird das Abgas gekühlt. Die dabei entstehende Wärme wird zur Rohstofftrocknung verwendet.
Über den Biofilter wird die letzte Reinigungsstufe vorgenommen – jene der Geruchsstoffe (5). Das Restmaterial wird einmal jährlich ausgetauscht und kompostiert. Bei der Gesamtanlage entstehen somit keinerlei Abfälle. Es ist ein geschlossener Energiekreislauf.


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3 Antworten

  1. Kenne Dunst seit langem. Er brennt für die Sache. Die Anlage ist fertig und scheint perfekt zu funktionieren. Jetzt kommt es auf die Verbreitung an. Auf allen Ebenen. Der Klimawandel ist aufzuhalten. Ganz real. Bevor CCS wirkt sind 10.000 Pyrolyseanlagen in Betrieb. Die Sache muss erst noch etliche erfolgreiche Nachahmer finden, schon jetzt müssen die Kontakte in die Politik aufgebaut werden. Wenn die dritte, die vierte Anlage erfolgreich läuft, müssen die Medien ran, die noch unabhängig berichten können. Es muss ein Schub von Hoffnung geben, der dann eine große Energie freisetzt, wir können das gewinnen!