Nicole MÜHL / 26. August 2024
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DI Christoph Kuh will ein Bewusstsein darüber schaffen, dass in der Klimadiskussion die Thematik verstärkt auf die Mobilität gelenkt werden müsse:
„Ein durchschnittliches Haus verbraucht etwa 3.700 Kilowattstunden Strom pro Jahr (ohne Heizung). Das ist ein Bruchteil zu dem, was wir durch unsere Mobilität an Energie verbrauchen.“ Die Pyramide der Mobilität habe sich völlig verschoben. Zumeist stehe „zu Fuß gehen“ statt an erster an letzter Stelle unserer Fortbewegung. Für den Energieexperten völlig unverständlich. „Der Verzicht auf ein Zweitauto, das in der Regel täglich nur eine halbe Stunde genutzt wird, rechnet sich erheblich,“ sagt Kuh. Seine eigene Energie- und Kostenbuchhaltung zeigt, dass sein Auto jährlich 6.500 Euro kostet, während sein Energieverbrauch im Haus nur 400 Euro pro Jahr beträgt.
Christoph Kuh wurde 1981 geboren und absolvierte nach der HTL ein Studium der Verfahrenstechnik in Wien. Er bildete sich kontinuierlich im Bereich der Energieeffizienz vor allem bei Gebäuden fort und sammelte umfangreiches Know-how bei der Österreichischen Energieagentur sowie im Forschungs- und Beratungsbereich des Ingenieurbüros für Energie- und Umwelttechnik e7, wo er u.a. an effizienten Gebäudetechniken arbeitete. Seit 2014 ist er als Professor an der HTL Pinkafeld tätig und hat gemeinsam mit zwei Kolleginnen das Fach Klima- und Umweltschutz ins Leben gerufen. Seine Haltung ist dabei sehr praxisorientiert: Eine Patentlösung, die für alle gilt, lasse sich im Klimaschutz genauso wenig realisieren, wie bei der Sanierung eines Hauses. Der Energieexperte erzählt von einem Freund, der das Haus seiner Eltern übernommen habe und mit Holz heize. „Der Festbrennstoffkessel kombiniert mit Pellets ist für ihn das beste Heizsystem, weil er Wälder besitzt und auch Freude daran hat, diese nachhaltig zu bewirtschaften“, meint Kuh. Für andere könnte ein Anschluss an Fernwärme oder eine Wärmepumpe geeigneter sein. Jedes Haus müsse daher individuell betrachtet und als Prototyp behandelt werden. Die Planung sei dabei entscheidend, um die bestmögliche Lösung zu finden. Eine der einfachsten Maßnahmen zur Verbesserung der Energieeffizienz eines Hauses sei die Dämmung der obersten Geschossdecke. „Man kann einfach Dämmplatten beim Baumarkt kaufen und auf dem Dachboden auslegen. Das ist eine Maßnahme, die jeder selbst durchführen kann und die sich sofort positiv auswirkt,“ erklärt Kuh. Genauso einfach und praxisorientiert ist sein Ansatz auch zum Thema Klimaschutz: Es geht um den ökologischen Handabdruck.
Der ökologische Handabdruck:
Mehr als nur persönliche Maßnahmen
Während der ökologische Fußabdruck die negativen Auswirkungen unseres Handelns auf die Umwelt misst, geht der ökologische Handabdruck einen Schritt weiter. Er beschreibt die positiven Beiträge, die wir leisten können, um nicht nur unser eigenes Leben, sondern auch unsere Gemeinschaft und die Welt um uns herum zu verbessern. Christoph Kuh zeigt auf, wie wir alle durch kleine und größere Maßnahmen einen nachhaltigen Unterschied machen können:
Bildung und Aufklärung: Die Basis für nachhaltiges Handeln
Pädagoginnen und Pädagogen spielen eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Klimabewusstsein zu fördern. Schulen sollten nicht nur Fakten über den Klimawandel lehren, sondern auch praktische Möglichkeiten aufzeigen, wie Schüler, Schülerinnen und deren Umfeld aktiv zum Klimaschutz beitragen können. Medien sind ebenso gefragt, umfassende Klimaaufklärung zu betreiben. Von Dokumentationen über Klimaschutzprojekte bis hin zu Berichten und Newslettern über innovative Technologien – jede Form der Berichterstattung hilft, das Bewusstsein zu schärfen und Menschen zu motivieren.
Politisches Engagement: Mitreden und mitgestalten
Politisches Engagement ist ein weiterer wichtiger Aspekt des ökologischen Handabdrucks. Es geht nicht nur darum, bei Wahlen für klimaschutzfreundliche Parteien zu stimmen, sondern auch darum, aktiv das Gespräch mit Entscheidungsträgern zu suchen. Durch konstruktive Dialoge und das Einbringen eigener Ideen können wir dazu beitragen, dass Klimaschutzmaßnahmen auf politischer Ebene umgesetzt werden.
Gemeinschaftliches Engagement: Vereine und Netzwerke
Auch in unserer Freizeit können wir viel bewirken. Indem wir in Vereinen und Gemeinschaftsprojekten Klimaschutz zum Thema machen, können wir viele Menschen erreichen und gemeinsam starke Veränderungen herbeiführen. Das gemeinsame Arbeiten an klimafreundlichen Projekten schweißt zusammen und schafft ein Netzwerk engagierter Menschen, die ihre Kräfte bündeln und sich gegenseitig unterstützen.
Finanzielle Entscheidungen: Nachhaltig investieren und spenden
Unsere finanziellen Entscheidungen haben ebenfalls einen großen Einfluss auf eine dekarbonisierte Zukunft. Wer sein Geld in nachhaltige Projekte und Unternehmen investiert, unterstützt aktiv den Wandel hin zu einer umweltfreundlicheren Wirtschaft. Zusätzlich können Spenden an Organisationen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, eine bedeutende Wirkung entfalten.
Zeit investieren: Eine Stunde pro Woche für das Klima
Jeder und jede von uns kann eine Stunde pro Woche investieren, um sich mit Klimaschutz auseinanderzusetzen oder zu handeln. Sei es durch das Lesen von Artikeln, das Anschauen von Dokumentationen oder das aktive Diskutieren mit Freunden und Familie – jede Minute, die wir dem Thema widmen, trägt zur Verbreitung von Wissen und zur Sensibilisierung bei.
Green Jobs: Beruflich etwas bewegen
Die Wahl eines Green Jobs ist eine der effektivsten Möglichkeiten, einen ökologischen Handabdruck zu hinterlassen. In Berufen, die direkt oder indirekt zum Klimaschutz beitragen, können wir jeden Tag positive Veränderungen bewirken. Diese Arbeit bietet nicht nur die Möglichkeit, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, sondern auch eine tiefe persönliche Erfüllung.
Gemeinsam stark: Netzwerke und Kooperationen
Zusammen mit Gleichgesinnten können wir viel mehr erreichen. Netzwerke und Kooperationen verstärken unsere Bemühungen und ermöglichen es, größere Projekte in Angriff zu nehmen. Gemeinsam können wir Ideen entwickeln, Ressourcen teilen, Kräfte bündeln und die Auswirkungen unserer Maßnahmen vervielfachen.
Der Unterschied zwischen Fußabdruck und Handabdruck
Während der Fußabdruck uns zeigt, wo wir unsere negativen Auswirkungen reduzieren können, ermutigt uns der Handabdruck, aktiv nach Wegen zu suchen, wie wir Positives bewirken können. Er zeigt uns, dass jede kleine positive Handlung zählt und dass wir zusammen Großes erreichen können.
Christoph Kuh schätzt den Ansatz des ökologischen Handabdrucks, weil er verdeutlicht, dass wir alle durch kleine und große Maßnahmen einen Beitrag zum Klimaschutz leisten können. Von der Bildung und Aufklärung über politisches und gemeinschaftliches Engagement bis hin zu finanziellen Entscheidungen und beruflichen Wegen – jeder Schritt zählt. Der Energieexperte ist überzeugt: „Indem wir unseren ökologischen Handabdruck vergrößern, gestalten wir eine nachhaltigere und lebenswertere Zukunft für uns alle.“
Unter der Website https://daskannstdutun.de/konkreteschritte/ können Sie Ideen zu Ihrem persönlichen Handabdruckprojekt erstellen.
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