Bericht

Ostern in der „Neuen Welt“

Auswanderer aus unserem Land. Anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Burgenlandes erzählt Ahnenforscher Herbert Rehling aus Bad Tatzmannsdorf über Einzelschicksale von Auswanderern, die in Amerika ihr Glück gesucht haben. Für einige war der Ostersonntag des Jahres 1921 ein besonderer.

Foto: by Tania Fernandez on Unsplash

New York, Freiheitsstatue – für viele Auswanderer war dies am Ostersonntag 1921 der erste Blick auf ihre neue Heimat.

 

Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts sind zehntausende Menschen aus unserem Land emigriert. Bereits in den Zeiten der Monarchie machten sich viele aus unserem Land auf der Suche nach Arbeit vor allem nach Budapest auf, ein kleinerer Teil zog auch nach „Österreich“, insbesondere nach Wien. Beide Städte waren zwar im Sinne der Mobilität von einst recht weit weg vom Heimatort, aber die Verbindung zur Heimat war meist nicht völlig gerissen.

Ganz anders war die Situation, wenn man sich auf die Reise in ein fernes Land einlassen musste, wenn man beispielsweise nach „Amerika“ fuhr. Die Heimat niemals wiederzusehen, war für fast alle Auswanderer von Anfang an gewiss. Die Tränen flossen, nicht nur bei jenen, die Abschied für immer nahmen, auch bei den Zurückgebliebenen, den Eltern, den Geschwistern, den Bekannten.

Nach dem Abschied von Zuhause und der manchmal wochenlangen Überfahrt, wie war die Stimmung, wenn man an einem „hohen“ Feiertag am Ziel ankam? Wenn man wusste, dass die Verwandten sich zu Hause vielleicht gerade zum Kirchgang anschickten, um auch für die „verlorenen“ Söhne und Töchter zu beten?

Angekommen

Im Jahr 1921 fiel der Ostersonntag auf den 27. März. An diesem Tag legte ein Dampfer mit Burgenländerinnen und Burgenländern an Bord im Hafen von New York an. Möglicherweise war ihnen gar nicht bewusst, dass ihr Heimatland neuerdings „Burgenland“ heißen sollte; wichtig war, dass sie endlich in der „Neuen Welt“ gelandet waren. Die Einwanderer blickten mit großen Augen auf die riesigen Gebäude der Stadt, die „Wolkenkratzer“, die ihnen sicher wie ein Wunder erschienen. Dann wurde ihre Aufmerksamkeit auf die strengen Kontrollen bei der Einwanderungsbehörde von Ellis Island gelenkt. Würden sie zurückgewiesen, vielleicht wegen einer Krankheit oder weil sie andere Auflagen nicht erfüllen konnten?
Nach eingehender Inspektion durften am Ostersonntag 1921 aus Oberwart einreisen: Fuith Maria, geb. Zambo, mit ihren Kindern Maria und Julius. Zehn Tage waren sie auf der Lapland von Antwerpen nach New York unterwegs gewesen, für die Kinder ein echtes Abenteuer. Ihre Mutter musste eher an die Zukunft denken, waren sie doch auf dem Weg zu ihrem Gatten bzw. Vater, der in Oberwart Besitzer des Hammerwerks an der Pinka gewesen war und 1911 nach Amerika gegangen war. In St. Paul, Minnesota, hatte er sich eine Existenz aufgebaut und wartete sehnsüchtig auf die lang vermisste Familie, von der er kriegsbedingt jahrelang getrennt gewesen war. Mit dabei auf dem Weg zu ihrem Onkel in Minnesota war auch Anna Gaal aus Oberwart.

Auf demselben Schiff kamen am Ostersonntag, 27. März 1921, auch die Schwestern Gisela und Helene Haselbacher aus Unterwart an. Ihr Reiseziel war Detroit, Michigan, wo ihr Bruder Stefan seit 1912 beschäftigt war.

Ein weiterer Passagier auf dem Schiff war Dr. Bernhard Geiger, ein bedeutender Wissenschaftler und Professor für Iranische und Indische Philologie an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien. Geboren 1881 in Bielitz (heute: Bielsko-Biala, Polen) in eine jüdische Familie, musste er nach langem, erfolgreichem Schaffen in Wien im Jahr 1938 seine Lehrtätigkeit einstellen. Er floh als politisch Verfolgter noch im selben Jahr nach New York, wo er weiterarbeiten konnte. Dort starb er im Jahr 1964 als einer der zahlreichen „altösterreichischen“ Gelehrten, die aus unserem Land vertrieben worden waren.

Dr. Geiger war am Ziel seiner Reise; er besuchte seinen Vater in New York. Für die soeben angekommenen Burgenländerinnen und Burgenländer ging die Reise jedoch weiter, für die Haselbacher-Schwestern aus Unterwart fast 1.000 km nach Detroit bzw. für Frau Fuith und ihre Kinder etwa doppelt so weit nach St. Paul, Minnesota. Ob da Zeit und Lust blieb, das Osterfest zu feiern?


 

Herbert Rehling

Geb. 1946 wohnt in Bad Tatzmannsdorf. Er war Lehrer am Gymnasium Oberschützen für Mathematik, Physik und Chemie und war 25 Jahre bei Siemens PSE unter anderem in der Software-Entwicklung tätig. Seit 1992 beschäftigt er sich mit Ahnenforschung. Ebenso mit Naturwissenschaften, Religionen und Geschichte. Er ist Autor des Buches: „Die BIBEL – Das steht wirklich drin?“

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2 Antworten

  1. Die Huber Familie aus Unterschützen wanderte ebenfalls aus / 6 Brüder 2 Schwestern /. Mittlerweile sind es mehr Alls 250. Nachfahren / keiner kam in die das Burgenland zurück. !!!! Die Möglichkeiten in den USA sind einfach viel Größer als hier.