Bericht

Reparieren liegt wieder im Trend

Hochwertige Elektrogeräte, die auf dem Müll landen, sind Spiegel unserer Wegwerfkultur und Ausdruck einer Gesellschaft, die planlos Wohlstandsschrott produziert. Der Reparaturbonus soll Anreize schaffen, ein defektes Gerät zum Fachbetrieb in der Region zu bringen. Eine nachhaltige Aktion im Sinne der Umwelt und der regionalen Wirtschaft.

Foto: Shutterstock / Billion Photos

Nicht gleich entsorgen, wenn das Elektro-Gerät defekt ist. Das Reparieren wird jetzt gefördert.

 

Die Kinder der 1980er-Jahre! Sie sind aufgewachsen mit Großmüttern, die jedes Loch in der Socke und Strumpfhose gestopft haben und mit Müttern, die Mickey Mouse und Smileys auf Jeans aufgebügelt haben, um abgewetzte Stellen zu überdecken.

Wer heute der Meinung ist, dass alles teurer geworden ist, hat vergessen, was ein Staubsauer in den 1980er-Jahren gekostet hat. Oder ein Fernseher. Die Waschmaschine ist so oft zur Reparatur gebracht worden, bis sie sich selbstständig bei jedem Schleudergang in der Waschküche zu bewegen begann. Aber das Ding hat gehalten. Oft 20 Jahre lang.

Das hat sich geändert. Es ist die „Nimm zwei – zahl eins“-Mentalität, die uns dazu verleitet, mehr zu kaufen, als wir brauchen. Bei neuen Handyverträgen gibt es das neueste Mobiltelefon gratis dazu. Irgendwann hat sich die Meinung eingeschlichen, dass das Reparieren teurer, umständlicher und die schlechteste Lösung sei – kein Wunder, wenn das Neugerät zu Aktionspreisen erhältlich ist. Diesem Trend will das Bundesministerium für Klimaschutz nun entgegenwirken und hat in Form der Aktion Reparaturbonus den Start eines Umdenkprozesses gegeben.

Warum das wichtig ist?

In der EU fallen jährlich rund 12 Millionen Tonnen Elektroschrott an. Laut Europäischem Parlament werden weniger als 40 Prozent recycelt. Doch was passiert mit dem Rest? Dieser landet meist in afrikanischen Ländern, in Indien oder China auf illegalen Mülldeponien. Es ist unser Wohlstandsschrott. Agbogbloshie in Ghana wird auch Sodom genannt. Er gilt als einer der verseuchtesten Orte der Welt. Auch Kinder suchen auf dieser illegalen Müllhalde nach Rohstoffen wie Gold oder Kupfer und nehmen dafür den giftigen Elektroschrott mit bloßen Händen auseinander. Die Giftstoffe, die beim Verbrennungsprozess entstehen, werden von den Menschen ungeschützt eingeatmet. Böden und Gewässer, die gesamte Umwelt, sind verseucht. Wer sein Elektrogerät einfach in der Natur „zurücklässt“, unterstützt dieses kranke System. „Dabei besteht in Österreich absolut kein Grund zur illegalen Entsorgung. Elektro-Geräte können gratis bei den Sammelstellen in den Gemeinden abgegeben werden. Wir haben ein engmaschiges System, damit die defekten Geräte richtig entsorgt werden“, erklärt Ernst Leitner vom Burgenländischen Müllverband.

Die zweite Chance

Einer der wichtigsten Punkte, den Elektroschrott überhaupt zu reduzieren, ist, defekte Geräte reparieren zu lassen. Und genau dafür gibt es jetzt einen Anreiz. Mit dem Reparaturbonus erhalten Privatpersonen eine Förderung von 50 Prozent bzw. bis zu 200 Euro für die Reparatur von Elektro- und Elektronikgeräten. Auch Rasenmäher, E-Bikes, Haarföhn und Handy fallen in diese Aktion. Der Vorgang ist einfach und schnell erklärt.

Auf der Website www.reparaturbonus.at kann der Bon beantragt werden. Drei Wochen ist er gültig und kann bei einem Partnerbetrieb bei Bezahlung der Rechnung eingelöst werden. Man hat dort dann nur mehr den Differenzbetrag zu zahlen. Und nicht zuletzt wird durch diese Aktion auch der Kleinbetrieb unterstützt, der es im Wettbewerb gegen die großen Konzerne ohnehin schwer hat, der aber letztlich für Arbeitsplätze sorgt.


Der Reparaturbonus.
Das wird gefördert:

Alle elektrischen und elektronischen Geräte, die mit Netzkabeln, Akkus, Batterien oder Solarmodulen betrieben werden. Dazu zählen u.a.:
• Küchen- und Haushaltsgeräte (Kaffeemaschine, Waschmaschine, …)
• Werkzeuge und Gartengeräte (Bohrmaschine, Hochdruckreiniger, Rasenmäher …)
• IT- und Kommunikationsgeräte (Smartphone, Notebook, …)
• Unterhaltungselektronik (Fernseher, …)
• Geräte für Freizeit, Sport und Gesundheit (E-Bike, Blutdruckmessgerät, …)

Gefördert wird die Reparatur (50 Prozent bis maximal 200 Euro) und/oder der Kostenvoranschlag für Reparaturarbeiten (max. 30 Euro).

Neben der Verminderung des Elektroschrotts, der Reduktion von Emissionen und der Schonung der Ressourcen unterstützt der Reparaturbonus die kleinen und mittleren Unternehmen und trägt zur Arbeitsplatzbeschaffung und -erhaltung bei. Für die Aktion stehen 130 Millionen Euro bis zum Jahr 2026 zur Verfügung. Die Anzahl der Bons pro Person ist nicht begrenzt.

Mehr Infos: www.reparaturbonus.at


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