Bericht

Saubere, günstige Energie für alle

Alternative Energiegewinnung ist längst ein ökologisch-ethisches Muss. Nicht neu ist dabei die Idee, die Sonnenenergie zu nutzen: Photovoltaikanlagen (PV) gehören inzwischen schon zu den Evergreens der Energiegewinnung. Doch warum sind sie dann nicht längst Standard geworden? Im Ökopark Hartberg wird an einem effizienten System – Cooling LEC – eifrig geforscht.

Foto: Olga Seus

Dietmar Nöhrer (Ökoplan), Stefan Lorenzoni (Stadtwerke Hartberg), Alois Kraußler (4ward Energy Research) und DI Martin Kröpfl (Stadtwerke Hartberg).

 

Eine große Rolle spielt bei der Abwägung für oder wider eine PV die Effizienz: Schließlich ist sie nur einsetzbar, wenn die Sonne scheint. Je mehr Sonneneinstrahlung auf die Anlage kommt, umso höher die Energiegewinnung. Die höchste Sonneneinstrahlung ist zumeist jedoch im Sommer um die Mittagszeit herum. Eine Zeit, in der der individuelle Energieverbrauch eher gering ist, da die meisten um diese Zeit in der Arbeit sind. Damit produzieren die Anlagen einen Überschuss, der einerseits schlecht speicherbar ist und andererseits aufgrund von benötigten Leitungen auch schwer bzw. ineffizient weit transportierbar ist.

Gleichzeitig wird es – dem Klimawandel geschuldet – auch bei uns gerade in der sommerlichen Mittagszeit immer wärmer. Da kann eine Klimaanlage Abhilfe schaffen, allerdings nur, wenn jemand zu Hause ist. Logischerweise passen hier nicht immer Klimaanlage und PV innerhalb eines Haushaltes zusammen.

Lokale Energiegemeinschaften

Genau an diesem Punkt setzt das Projekt Cooling LEC an, an dem im Ökopark Hartberg derzeit geforscht wird. LEC, lokale Energiegemeinschaften, oder „local energy communities“, verstehen sich quasi als Direktmarkt für Energie. Ohne Umweg über die Fernleitung oder den öffentlichen Stromanbieter sollen sich einzelne Mitglieder untereinander beliefern können. Im Projekt ist der Abstand maximal mit der Stadtgrenze Hartbergs definiert. Die Mitglieder können einzelne Haushalte sein, aber auch Gewerbebetriebe, nicht jedoch Großbetriebe (ab 250 Mitarbeitern).

Photovoltaik-Energie zum Ortstarif

„Das Modell sieht vor, dass der von PV-Anlagen produzierte Überschuss direkt an andere Mitglieder einer LEC weitergegeben werden kann – zu einem Preis unterhalb des regulären Strompreises, aber über der Selbsterhaltungsgrenze“, erklärt Alois Kraußler von 4ward Energy Research. „Solche Energiegemeinschaften sind nicht primär auf Profit ausgelegt“, betont er. Nichtsdestotrotz ergibt sich eine win-win-Situation: Der Betreiber einer PV hat keinen unnötigen Überschuss und bekommt durch den Verkauf innerhalb der Gemeinschaft mehr für seinen Strom, als wenn er ihn ins öffentliche (Fern-)Netz einspeist.

Der Betreiber einer Klimaanlage erhält seinen Strom günstiger als über Fernleitungen, sozusagen zum „Ortstarif“. Wird nicht genug Überschuss geliefert, ist der Abnehmer natürlich trotzdem ans öffentliche Netz angeschlossen, zu dem nahtlos umgeschaltet werden kann.

Auf drei Jahre ist das Forschungsprojekt im Ökopark Hartberg angesetzt. Bis dahin sollen dann auch die notwendigen rechtlichen Schritte zur praktischen Anwendung des Systems geklärt sein. Das Forschungsprojekt in Hartberg leistet dazu einen wertvollen Beitrag.


So funktioniert das Cooling LEC

Eine Rundsteueranlage optimiert die Zuschaltung

Diese Zu- und Wegschaltung von Energieformen soll mittels einer künstlichen Intelligenz und einer Rundsteueranlage geschehen, damit nicht bei jedem Einzelnen gemessen und gesteuert werden muss. Diese künstliche Intelligenz berechnet auch den optimalen Zeitpunkt einer Zuschaltung: Kühlanlagen sind relativ flexibel in ihrem Einschaltzeitpunkt, sodass ein kurzes Warten auf einen Überschuss keinen Komfortverlust bedeutet. Ein weiterer Gewinner einer solchen Technologie ist klar die Umwelt: Sauber gewonnene Energie, die effizient genutzt wird!

Hartberger Forschung als zukunftsweisend für Österreich

Das 3-jährige Forschungsprojekt Cooling LEC der 4wardEnergy- Research GmbH Forschungseinrichtung unter Projektleiter Ing. DI DI (FH) Alois Kraußler wird in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Hartberg Verwaltungs Ges.m.b.H. bzw. deren Tochterfirma, dem Ingenieursbüro Ökoplan, durchgeführt. Die Stadtwerke fungieren als Vermittler, die mit dem nötigen Know-How und den technischen Voraussetzungen als Plattform der Vernetzung von Teilnehmern agieren. Im Projekt werden in einem österreichweit einzigartigen Beispiel von zehn Teilnehmerinnen und Teilnehmern und unter Einschränkung auf Kühlanlagen sowohl technische Voraussetzungen als auch die gesetzliche Grundlagen für solche LECs erforscht.

Man bewegt sich dabei derzeit in einer „gesetzlichen Grauzone“: D.h., jetzt wird etwas angewendet, zu dem dann durch die Forschungsergebnisse erst das zugehörige Gesetz entwickelt wird. Bleibt zu hoffen, dass das Projekt erfolgreich verläuft und die Idee der lokalen Energiegemeinschaften in nicht allzu ferner Zukunft österreichweit umgesetzt werden kann.


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