Bericht

Sozialmärkte konkurrieren mit Pannonische Tafel

Im Bezirk Oberpullendorf soll ein weiterer Sonnenmarkt vom Land Burgenland eröffnet werden. Für die Pannonische Tafel, die hier ebenfalls einen Standort hat, ist das ein sinnloser Konkurrenzkampf.

Foto©GRÜNE Burgenland

Wundmanagerin Simone Knopf, GRÜNE Klubobfrau Regina Petrik und Andrea Roschek (Obfrau Pannonische Tafel) kritisieren die Einmischung des Landes in gewachsene Strukturen

 

Seit 15 Jahren gibt es im Burgenland die Pannonische Tafel. Die Organisation gibt jene Lebensmittel von Supermärkten an einkommensschwache Menschen zu einem Unkostenbeitrag weiter, die im Handel aussortiert, aber noch genießbar sind. So auch in Stoob im Bezirk Oberpullendorf. Nun soll dort, quasi „um die Ecke“, ein Sonnenmarkt eröffnet werden. Dabei handelt es sich um eine Initiative des Landes. Betrieben wird der Sonnenmarkt von der Volkshilfe Burgenland.

Andrea Roschek, Obfrau der Pannonische Tafel, befürchtet nun, dass ihre Organisation dadurch weniger Lebensmittel von den Supermärkten bekommt, da die Ware nun aufgeteilt wird. Auf Facebook hat Andrea Roschek die SPÖ-Regierung scharf kritisiert.  Nun hat sie ihren Unmut auch bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit den GRÜNEN zum Ausdruck gebracht. „Wir haben bisher sehr gut mit der Volkshilfe und anderen Sozialorganisationen zusammengearbeitet. Doch jetzt husst uns das Land gegeneinander auf und zwingt uns in einen Konkurrenzkampf. Was hier passiert ist grausig“, kritisiert Roschek.  Die vom Land geführten Sozialmärkte würden der Pannonischen Tafel die Lebensmittel wegnehmen. „Ich vermisse eine Bedarfsprüfung und ich vermisse die Einhaltung eines (zumindest) selbst auferlegten Gebietsschutzes“, wirft sie dem Land vor. Besonders bitter sei, dass das Land seit der Gründung der Sonnenmärkte nun die Supermärkte nach Frischware abgrase, die nun der Tafel fehlen. Förderungen für die Tafel seien alle eingestellt worden. Die Gespräche mit der Landesregierung verliefen „gehässig, diktatorisch und demütigend“, so Roschek. 

Das sei aber nur eines der Beispiele, wo die SPÖ-Alleinregieurng durch die Gründung landeseigener Gesellschaften funktionierende, gewachsene Strukturen zerstört, heißt es von den GRÜNEN. Auch die mobile Pflege, die Sterbebegleitung und das Wundmanagement seien weitere Beispiele, kritisieren die GRÜNEN die „Verstaatlichung“. Das Land schaffe hier eine Zwei-Klassen-Pflege, zeigt Simone Knopf auf, die mit dem Therapiezentrum Kogelberg in Draßburg eine Wundmanagement-Praxis betreibt. 2021 ließ sie sich auf ein Dienstverhältnis mit der landeseigenen Soziale Dienste GmbH ein, nur ein Jahr später wurde sie wieder selbstständig. „Die Bedingungen des Landes passen überhaupt nicht zu einem modernen Wundmanagement. Denn Krankheit kennt keine Wochenenden und Feiertage. Wenn eine Wunde am Heiligen Abend durchblutet und der Verband gewechselt werden muss, dann ist das in der Gmbh nicht möglich“, berichtet Knopf.

„Mit dieser Verstaatlichungs-Ideologie wird ganz viel zerstört“, so Petrik und richtet einen dringenden Appell an Landeshauptmann Doskozil und Landesrat Schneemann, zu Kooperation statt Konkurrenz zur Zivilgesellschaft zurückzukehren.Da die ausgelagerten Gesellschaften unter der Kontrolle der SPÖ-Regierung stehen, entstünden Abhängigkeiten von der Politik.

Auf die Kritik reagiert die SPÖ Burgenland mit einer Aussendung über die „erfolgreiche Sozialpolitik von Landeshauptmann Doskozil“. Darin heißt es, dass die Sozialmärkte Teil der Maßnahmen seien, um „eine optimale Versorgung der Bevölkerung zu garantieren.

 

Harsche Kritik und Wortgefechte auf Facebook

Verena Dunst, ehrenamtliche Präsidentin der Volkshilfe, hat zu den Vorwürfen ebenfalls in einem FB-Posting Stellung genommen und Roschek mit dem Vorwurf konfrontiert, die Menschen aufzuhetzen. Im Original heißt es: „Wir alle, die versucht haben, Dich dabei zu haben, haben unzählige Gespräche mit Dir geführt. Du wolltest dass aber nicht und hast die Zusammenarbeit abgelehnt! Bleiben wir fair Andrea, dazu ersuche ich Dich. Das Betreiben der Sozialmärkte/ Sonnenmärkte war ausgeschrieben. Die VOLKSHILFE hat sich für einige beworben. Und das Betreiben ist harte Arbeit, täglich. Im Sonnenmarkt wird es viele Angebote geben, ein Café als allgemeiner Treffpunkt für alle, um die Scheu zu nehmen! Dazu die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, die helfen können. Und Preise, die leistbar sind. Aber nur für die die das brauchen und für die Bevölkerung muss genug da sein. Du wolltest das nicht, wolltest nicht dabei sein. Ich hätte mir das sehr gewünscht, das weißt Du. Gerne und unbedingt auch in Zukunft reiche ich Dir die Hand, die Menschen erwarten das sicher von uns.“

Andrea Roschek reagiert empört und kritisiert Dunst, dass sie bei keiner einzigen Sitzung dabeigesessen sei. Außerdem betont sie, dass es bereits jetzt zu wenig Lebensmittel gäbe: „Woher nehmt ihr die Lebensmittel wenns für uns schon zu wenig sind? Wir holen jeden einzelnen Markt im Mittelburgenland ab. Wir HABEN ES GESCHAFFT im Mittelburgenland, dazu braucht euch kein Mensch. Eine Studie des ÖkologieInstitutes belegt dass es schon 2015 genügend Tafeln und Sozialmärkte im Burgenland gab.“ Für Roschek geht die Einführung eines Sonnenmarktes neben der bestehenden Pannonische Tafel völlig an dem vorbei, was armutsbetroffene Menschen wirklich brauchen.


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert