Bericht

Von Hofdamen, Gauklern und dem besonderen Duft des Lagerfeuers

Isabella Mikovits aus Oberwart ist Schneiderin. Aber nicht irgendeine. Mittelalterliche Kleidung ist ihr Spezialgebiet. Ihre gesamte Familie hat sich der Geschichte dieser Zeitepoche verschrieben. Und wenn sie dann alle in ihren Gewändern zu den diversen Festen erscheinen, ist das schon ein besonderes Szenario.

Foto: zVg

Michaela, Isabella und Alexandra mit Mitgliedern des (spanischen) Santiago-Ordens

 

Ein bodenlanges Kleid. Der Stoff aus feinster, teurer Wolle, die es nur in besonderen Läden gibt. Der tief ausgeschnittene Kragen und der Saum um Ärmel und Füße sind mit schwarzen Stulpen umnäht. Das Kleid selbst ist so stechend rot, dass die Farbe vor den Augen zu schimmern und zu tanzen beginnt. Rot wie Blut könnte man meinen. Und mit Herzblut hat die Geschichte auch ihren Anfang genommen.

Isabella Mikovits aus Oberwart hat das Schneiderinnenhandwerk erlernt. Schneidermeisterin heißt der eingetragene Beruf. Als sie mit der Ausbildung fertig war, hat sie vom Theater geträumt. Für Braut- und Abendmode hat sie schließlich geschneidert, und es brauchte bis zum Jahr 2003, bis sie ihre wirkliche Berufung fand. Isabella Mikovits ist eine der wenigen Schneiderinnen, die sich auf mittelalterliche Gewandung spezialisiert hat.

Und gleich vorweg: Den Begriff Kostüm mag sie dabei gar nicht. „Es geht ja dabei nicht um den Fasching oder darum, sich zu verkleiden“, sagt sie, während ihre Hand über den Wollstoff vor ihr streicht, in den sie gerade ein Wappen einstickt.

Leidenschaft

Begonnen hat alles vor rund 15 Jahren, als ihre Töchter in den Ferien auf der Burg Lockenhaus arbeiteten und sich dafür ein dementsprechendes mittelalterliches Kleid wünschten. „Also habe ich nach Fotos im Internet gesucht und drauflosgenäht“, erzählt Isabella Mikovits. Die beiden Mädchen waren mir dem Ergebnis glücklich – die gesamte Familie ist quasi „im Mittelalter hängengeblieben“, lacht Isabella Mikovits. Seither näht sie mittelalterliche Gewandung.

Für Vereine, Privatpersonen und – sehr beliebt – auch für Hochzeiten. Jedes ist natürlich ein Einzelstück, an dem die Schneidermeisterin stundenlang arbeitet. Damit alles original ist, wird zuvor oft tagelang gemeinsam mit den Töchtern recherchiert. Über Schnitte, Stoffe, Muster, Details am Gewand. Auch Kopfbekleidungen werden gefertigt. Darin hat sich Tochter Alexandra wirklich umfangreiches Wissen angeeignet.

Ihr Mann Wolfgang, eigentlich technischer Physiker, liefert historische Hintergrundinformationen, die nur einer ausfindig macht, der sich voll und ganz dem Thema verschrieben hat. In seiner Pension studiert er nun Archäologie. Besondere Höhepunkte im Jahr sind die gemeinsamen Auftritte als Familie in mittelalterlichem Gewand bei verschiedenen Festivals.

Die Töchter Michaela und Alexandra reizen diese Begeisterung noch mehr aus. Sie sind Mitglieder in einem Mittelalter-Verein, der bei Veranstaltungen Einblick in das mittelalterliche Leben vorführt. Wenn der Verein unterwegs ist, wird auch schon mal drei Nächte auf Strohsäcken geschlafen. Mutter Isabella liebt es, wenn ihre Töchter dann wieder nach Hause kommen.

„Die Kleider duften dann nach Lagerfeuer und Stroh. Das ist immer ganz besonders“, sagt sie und streicht wieder über den Stoff vor ihr. Automatisch lächelt sie bei dem Gedanken, dass ihre Kleider wieder ihren Auftritt hatten. Wenn die Burgfräulein, Bürgerinnen und Hofdamen in ihren Gewändern zwischen den Gauklern, Hofnarren und Handwerkern herummaschieren. Das ist dann ihre Bühne. Das ist dann jede Arbeitsstunde wert.


Isabella Mikovits
mit einem selbstgenähten Kleid.

Isabella Mikovits
mit ihrem Mann Wolfgang und den Töchtern Alexandra und Michaela.

Eventtipp

Mittelalterlicher Christkindlmarkt Stadtschlaining
1. Dezember 2019

 

Mit ihrem Mann Wolfgang ist Isabella Mikovits auf diversen mittelalterlichen Veranstaltungen unterwegs – natürlich nur in Eigenkreationen:


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