Was wurde aus dem Kloster?
Bis vor fünf Jahren war das Kloster Hartberg ein Kapuzinerkloster. Doch wegen fehlenden Nachwuchses wurde es 2016 verkauft. Der letzte Mönch, Pater Johannes, ging nach Leibnitz und das Gebäude ging an die Glaubensgemeinschaft Philipp Neri. Diese hat es in ein Gebetshaus umwandelt, was im Herbst abgeschlossen sein wird.
Foto: Olga Seus
Aus dem ehemaligen Kloster ist das Gebetshaus der Philipp Neri Gemeinschaft geworden.
„Wir sind ein Oratorium, übersetzt Gebetshaus. Wir leben, arbeiten und beten gemeinsam“, sagt Johannes Schuster, der momentane Vorstand. Er strahlt eine spürbare Ruhe aus, die sich nicht so leicht erschüttern lässt. Das brauchte er in den Anfangszeiten auch: „Zunächst war es durchaus eine Herausforderung, doch wir haben uns gut eingelebt und wurden auch gut angenommen. Schließlich waren die Leute froh, dass hier nach wie vor eine Glaubensgemeinschaft lebt und betet.“ Immerhin war zwischenzeitig sogar ein Hotel im Gespräch als Nachnutzung für das Haus.
Derzeit besteht diese Gemeinschaft aus sechs Männern – drei geweihte Priester, drei Laien. Geplant ist, sie „Schritt für Schritt“ auf bis zu zwölf Personen auszuweiten. Im Gegensatz zum strengen Reglement eines üblichen Klosters können Laien, sofern sie in die Gemeinschaft aufgenommen werden, ohne Versprechen auf ein zukünftiges Priesteramt mitleben. Aufnehmen kann nur der gewählte Vorstand der Gemeinschaft, der „Praepositus“, der sein Amt für fünf Jahre innehat und geweihter Priester sein muss. „Schließlich muss er nicht nur gemeinschaftsinterne Angelegenheiten, sondern auch kirchenrechtliche Fragen regeln.“ Dabei erfolgt eine Einladung zunächst für eine Woche und kann, wenn es in Abstimmung mit jedem in der Gemeinschaft passt, auch für unbestimmte Zeit ausgesprochen werden. Das bedeutet also, Entscheidungen, die die Gemeinschaft betreffen, werden gleichberechtigt ausdiskutiert, jeder kann und soll sich einbringen. Das Gleiche gilt für die tägliche Arbeit. Bis auf eine Köchin, die auch Reinigungsarbeiten mit ausführt, wird alles, was das Haus betrifft, von den Bewohnern selbst erledigt. Jeder bringt sich ein, wo er kann, sei es in der Küche, im Garten oder beim Einkaufen.
Auch die Renovierung des Hauses wird – Schritt für Schritt – vorangetrieben. Vieles wird selbst organisiert, wobei die Grenzen eng gesteckt sind: sowohl vom Denkmalschutz, unter dem das Haus steht, wie auch von den finanziellen Möglichkeiten. Die Priester haben zudem auch Verpflichtungen außer Haus. Sie übernehmen seelsorgerische Dienste im LKH Hartberg und im Altenheim, sie betreuen zwei Schwesternkonvente und übernehmen auch pastorale Dienste wie Taufen und Begräbnisse. Dazu kommen die eigenen Messen und Gebetsstunden in der Klosterkirche. Zu diesen kann nach wie vor jede und jeder ins Klostergebäude kommen und sich auch seelsorgerisch an die Gemeinschaft wenden. Johannes Schuster legt sein Augenmerk hier besonders auf Jugendliche in Problemlagen und junge Familien. Schließlich heißt es „Jesus verkündigte und Jesus heilte“. Dabei geht es nicht nur um gemeinsame Gebete, er bietet auch Gesprächsbegleitung an und natürlich die Beichte. „Ich will die Leute nicht unter Druck setzen, sondern entlasten“, sagt er lächelnd. Wer die meditative Stimmung im Haus selbst erleben will, mitbeten oder sich einfach nur zurückziehen und zu sich finden, ist – nach Voranmeldung – willkommen: Es stehen Gästezimmer zur Selbstversorgung außerhalb der Hausgemeinschaft zur Verfügung.
Philipp Neri
Der heilige Filippo Romolo Neri, deutsch Philipp Neri, (* 21. Juli 1515 in Florenz; † 26. Mai 1595 in Rom) lebte zu Zeiten der Gegenreformation. Als Oratorium wurde anfangs ein Dachboden über der Kirche San Remulano bezeichnet, in dem sich vor allem junge Leute trafen zu Lesung, Gebet und Musik. Nach einer Vision von der Liebe Gottes an Pfingsten 1544 erklärte Neri die Liebe zum Herzstück seines 1575 von der Kirche anerkannten Oratoriums. Bis heute gibt es keine Gelübde und Versprechen.
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