Bericht

Weil regional besser is(s)t

Essen gehört zu den Grundbedürfnissen eines jeden. Doch oft achten wir nicht darauf, was wir zu uns nehmen und vor allem, woher das Nahrungsmittel kommt. Im Krisenjahr aber hat sich bei vielen der Fokus verschoben: Selbstverständlichkeiten mussten plötzlich hinterfragt und Gewohnheiten verändert werden. Dadurch hat sich das Augenmerk wieder zur Regionalität verschoben. Bei vielen ist das Bedürfnis entstanden, selbst im eigenen Garten etwas zu pflanzen.

Foto: zVg

Gabriele Hegedüs aus Oberwart. Sie ist mit ihren 81 Jahren noch selbst fleißig am Garteln. (Fotolocation: Naturgarten von Tina Schabhüttl, Oberwart)

 

Regionalität und Saisonalität sind oft angebrachte Stichworte, wenn es um gesunde Ernährung und um ein weiteres dieser Stichworte, nämlich Nachhaltigkeit geht. Doch was bedeutet das wirklich? Regional angebaut heißt nicht zwangsläufig, dass man den Bauern noch persönlich kennt, wohl aber, dass das Lebensmittel keinen Weg um die halbe Welt hinter sich hat. Kurze Wege sind das Credo. Das schont zum einen die Umwelt, zum anderen hilft es den heimischen Anbauern und ganz wichtig: Es verhilft zu besserem Essen. Denn je frischer geerntet, weiter verkauft und verkocht etwas ist, desto voller ist es im Geschmack. Von daher heißt es auch, die jeweilige Saison zu beachten: Natürlich ist immer irgendwo Erntezeit für ein gewünschtes Lebensmittel, doch nach einer Fahrt um die halbe Welt geht etlicher Geschmack verloren, zumal etwas, das so lange unterwegs ist, nicht frisch geerntet werden kann – es würde schlecht ankommen. Nicht zuletzt aus solchen Überlegungen heraus kaufen viele Menschen bewusst ein, regional und bio und stellen meist erstaunt fest: Bio ist nicht teurer, wenn das Produkt saisonal in der Region produziert wurde. Doch die Krönung des Geschmacks, der kurzen Wege und der Saisonalität ist das selbst Gezogene. Das erlebt derzeit einen neuen Boom. Bei Ausgangssperren und geschlossenen Gasthäusern hat sich manch einer dem eigenen Garten zugewandt und zieht nun sein eigenes Gemüse.

Wieder ein Gefühl für die Natur bekommen

„Egal was man ansetzt“, so rät Margit Krobath, Geschäftsführerin vom Verein Ökoregion Kaindorf, „auf jeden Fall sollte man die Grundsätze des nachhaltigen Gartelns berücksichtigen.“ Und diesen Grundsätzen hat sich die „Natur im Garten“-Initiative verpflichtet: Das sind der Verzicht von chemisch-synthetischem Dünger, Pestiziden und Torf. Fakt ist: Beim Torfabbau wird CO2 freigesetzt und das Klima enorm geschädigt. Wer also daheim zum Garteln Erde braucht, sollte bereits hier darauf achten, dass diese torffrei ist.

Zu beachten gilt, wie viel Sonne bzw. Schatten der gewünschte Platz bietet. Und wenn genug Platz vorhanden ist, rät Stefan Neuhold von „Natur im Garten“ dazu, auch Bäume zu pflanzen. Allerdings, so zitiert er Peter Loidl aus der gleichnamigen Baumschule, „der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen, war vor 30 Jahren.“ Denn erst nach etlichen Jahren tragen Obstbäume Früchte. Einen erkennbaren Beschattungseffekt zeigen sie gar erst nach zehn Jahren.

Gemüse durch das Jahr

Anbautipps durch das Jahr gibt Biobäuerin Ingrid Zehrfuchs, die studierte Umweltpädagogin ist und gemeinsam mit ihrem Mann eine solidarische Landwirtschaft betreibt.

Im Frühjahr kann man anfangen mit den weniger bekannten Mairüben (die übrigens auch Herbstrüben genannt werden, weil sie sowohl im Frühjahr als auch im Herbst, aber jedenfalls zu den gemäßigteren Jahreszeiten Saison haben), Radieschen und Mangold. Letzteren kann man auch in bunt aussäen, das sieht nicht nur im Beet schön aus, sondern gibt auch Farbe auf dem Teller. Übrigens, ein Tipp von Zehrfuchs, den viele nicht wissen: Das Blattwerk der Radieschen kann man z.B. zusammen mit dem Mangold verkochen, es gibt dem Gericht eine leicht scharfe Note; auf jeden Fall sollte man es nach dem Ernten schnell entfernen, damit die Radieschen länger frisch bleiben.

Für den Sommer rät die Expertin zu Klassikern wie Zucchini und Paradeisern, wobei es vor allem bei letzteren eine Vielfalt an Farben und Formen gibt, von klein bis groß, lang bis dick, gelb, grün und rot. „Bei den Zucchinis sollte eine Pflanze schon für eine Familie reichen, denn gut gepflegt geben Zucchini ziemlich aus“, so Zehrfuchs. Setzen muss man dieses Gemüse allerdings schon im Frühjahr, ebenso wie den beliebten Kürbis, der dann im Herbst zu ernten ist. Reif ist im Herbst auch Wurzelgemüse wie Karotten und rote Rüben, ebenso Rotkraut und Wirsing.

Schwierig wird es im Winter mit dem eigenen Gemüseanbau: Für frisches Grün sorgen Asiasalate, die von leicht scharf bis senfig schmecken. „Auch die Asiasalate kann man roh und gekocht verzehren“, erklärt die Fachfrau. Kohlsprossen und Grünkohl sind ebenfalls recht frostresistent und können bis in den Winter hinein beerntet und verzehrt werden. Hier rät die Expertin dazu, ruhig mal Kohlchips zu machen, für die man übrigens nicht unbedingt einen Dörrautomaten benötigt, man kann sie auch im Backofen trocknen. Das bringt Abwechslung und macht zudem auch Kindern dieses Gemüse schmackhaft.

Positiver Mehrwert

„Insgesamt muss man sich bewusst sein, dass man mit ein paar Gemüsebeeten noch lange kein Selbstversorger ist. Ein echter Selbstversorger ist für mich jemand, der sich klar macht, was brauche ich übers Jahr und das dann ansetzt und dazu vielleicht noch Hühner hält und eventuell Fleisch gegen Gemüse eintauscht, aber nichts mehr hinzukaufen muss. Alles andere ist Garteln“, so das Resümee der Umweltpädagogin. Doch das Garteln hat weitaus mehr Nutzen als frisches Gemüse zu genießen, sagt die „Natur im Garten“-Projektmanagerin Birgit Nipitsch. Sie hat eine Zusatzausbildung zur Gartentherapeutin und erklärt: „Die Beschäftigung mit dem Garten tut allen gut. So krank oder alt kann man gar nicht sein, dass man nicht positive Effekte aus dem Naturerleben zieht.“ Dabei denkt sie an Menschen im Altersheim – oft im Rollstuhl – die grobmotorisch kaum noch etwas schaffen, aber die feinmotorisch ganz vorsichtig Himbeeren aus dem Hochbeet pflücken können und dabei eine Riesenfreude haben. Und neben dem Aspekt, dass eigen angebautes Gemüse herrlich schmeckt, soll das Garteln ja vor allem auch eins: Spaß machen und guttun.

Regionalität und Bio auch beim Fleischkauf

Das Schnitzerl soll groß und billig sein. Dass sich das mit einer artgerechten Tierhaltung auf einem regionalen Bio-Bauernhof nicht ausgeht, wird ausgeblendet. Doch wer sich bewusst ernähren möchte, darf die Umstände seines Fleischkonsums nicht unhinterfragt lassen. Fahrten durch halb Europa, oftmals hin und zurück, weil im einen Land die Aufzucht billiger, im anderen das Schlachten und Zerteilen billiger sind, sind nicht nur tierunwürdig und eine große Quälerei, auch die Fleischqualität und letztendlich der Geschmack leiden darunter. Darum auch beim Fleischkauf Augen auf: Regionale Anbieter mit artgerechter Tierhaltung und kurzen Wegen in Bio-Qualität sind mit Sicherheit die bessere Wahl!


Wer mit der Saison geht, bekommt herrliches Gemüse frisch aus der Region.

Obst und Gemüse, das es bei uns im Juni zu ernten gibt. Regional, saisonal und bio sollten beim Einkaufen beachtet werden.

(Wenn Sie auf das Bild klicken sehen Sie welches Obst und Gemüse im Juni geerntet wird.)

 

 

 

 

Lesen Sie auch >>

1. Regional-Markt Burgenland

 

 

Lesen Sie dazu auch über die Bio-Vermarktungsgenossenschaft im Land Burgenland >>

https://bit.ly/3yNtPtf


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