Wenn das Liegen zu Wunden führt
Es ist das, wovor so ziemlich jede und jeder, der mobil schwer eingeschränkt ist, Angst hat: ein Dekubitus, im Volksmund auch Wundliegen genannt. Die Behandlung ist langwierig und ohne Fachpersonal nicht durchzuführen. Daher ist es wichtig, Präventivmaßnahmen zu setzen, appelliert Christine Guttmann von der FH Burgenland.
prima! G‘sundheit
in Kooperation mit der FH Burgenland
Zuerst ist nur die Haut betroffen. Im weiteren Verlauf kann es zu einem Verlust aller Hautschichten kommen und im vierten und letzten Stadium können auch Muskeln, Sehnen und Knochen betroffen sein. Ein Dekubitus tritt besonders an Stellen auf, wo Knochenvorsprünge dicht unter der Haut liegen – Steißbein, Fersen, Hinterkopf oder auch Schulterblätter.
Wer in seiner Mobilität eingeschränkt ist, gehört zur Risikogruppe, denn ein Dekubitus ist ein sogenanntes Druckgeschwür, das allein schon durch das eigene Körpergewicht verursacht wird. Auch sogenannte Scherkräfte können einen Dekubitus auslösen –also wenn Bettlägerige beispielsweise durch eine falsche Technik im Bett hochgezogen werden. „Ältere Menschen sind stärker betroffen, doch grundsätzlich kann es bei jeder Person auftreten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt ist“, erklärt Christine Guttmann, Hochschullehrerin für Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Burgenland. Und das kann innerhalb von ein bis zwei Stunden passieren.
So stellen Sie einen Dekubitus fest
Ob es sich um ein Druckgeschwür handelt, kann leicht durch die Fingerdruckmethode festgestellt werden. „Man drückt den Finger für ein paar Sekunden auf die bereits gerötete Stelle. Wenn die Haut nach dem Loslassen rot bleibt, handelt es sich um einen Dekubitus Grad I“, erklärt Christine Guttmann. Ist das zweite Stadium erreicht, kommt es bereits zu ersten Hautschädigungen bzw. zur Ablösung der Oberhaut. „Das Risiko einer Infektion steigt“, warnt die Hochschullehrerin.
Maßnahmen
Wurde ein Dekubitus festgestellt, ist unbedingt medizinisches Fachpersonal hinzuzuziehen. Die Versorgung der Wunde muss fachgerecht durchgeführt werden – etwa durch einen zertifizierten Wundmanager bzw. eine zertifizierte Wundmanagerin. Die richtige Positionierung des Patienten bzw. der Patientin ist von entscheidender Bedeutung für die Genesung bzw. um ein Fortschreiten zu verhindern. Der Druck auf diese Stelle muss sofort weggenommen werden. „Wichtig ist jedoch, es gar nicht so weit kommen zu lassen“, appelliert Guttmann. Das bedeutet, die Mobilität so gut es geht aufrechtzuerhalten. „Gehstöcke und Rollatoren sind hier wichtige Hilfsmittel. Wer bettlägerig ist bzw. im Rollstuhl sitzt, muss regelmäßig die Position wechseln. „Bitte keine Sitzringe oder Wasserkissen verwenden“, warnt Guttmann. Es gibt dafür spezielle druckverteilende Hilfsmittel im Fachhandel. Bettlägerigen empfiehlt die Expertin eine Liegeposition in einem Winkel von 30 Grad. Hautpflegeprodukte sollten ph-neutral und feuchtigkeitsspendend sein. „Aber bitte kein Puder oder Vaseline verwenden. Das verstopft die Poren. Das beste Mittel ist die Bewegung. Die Selbstständigkeit unserer alten Angehörigen fördern! Liebevoll gemeinte Übernahmen von alltäglichen Tätigkeiten erreichen oft das Gegenteil – nämlich die Verringerung der Mobilität und das ist der direkte Weg zur Bettlägerigkeit.
Intertrigo
Die Intertrigo ist abzugrenzen von einem Dekubitus. Es handelt sich hier um eine Reizung und einen Zerfall der Haut (Mazeration), die in Hautfalten auftritt und durch Scheuern und Feuchtigkeit entsteht. Die Haut ist offen, gerötet und juckt und die betroffenen Stellen können sich leicht infizieren. „Dies ist eine Eintrittspforte für einen Pilz“, warnt Christine Guttmann. Besonders wichtig ist es, die betroffenen Stellen trocken zu halten und Kompressen einzulegen, damit nicht Haut an Haut liegt. „Auch hier sind Puder zu vermeiden“, warnt Guttmann. Im Bedarfsfall erfolgt die akute Behandlung je nach Schwere mit antibakteriellen Lotionen oder Salben gegen Pilzbefall. Eine medizinische Abklärung ist auch hier unbedingt erforderlich.
Schreibe einen Kommentar
1 Antworten
Wenn das Liegen zu Wunden führt