Bericht

Wurstlos glücklich

Was vor nicht allzu langer Zeit in der Gesellschaft noch milde belächelt wurde, erlebt gerade einen steilen Aufwärtstrend: Vegane Alternativprodukte haben den Einzug in die Küchen geschafft und sind gekommen, um zu bleiben. Nicht zuletzt, weil die Ressourcen auf unserem Planeten enden wollend sind und die Massenproduktion von tierischen Lebensmitteln enorm viel davon verbraucht – ob man es nun wahrhaben will oder nicht. Für viele Menschen ist ein Verzicht auf Leberpastete, Räucherlachscreme, Eiersalat und Co. aber unvorstellbar. Genau darauf hat sich nun ein junges, oststeirisches Unternehmen aus Pöllau spezialisiert.

Foto: Wieselstein

„Schwein g‘habt“, „Nix Tun Fisch“, „Leberhorst“ oder „Schnattergans“, so heißen die veganen Alternativen zu Bratlfettn, Thunfisch, Leberaufstrich oder Gänseleberpastete. Voller Geschmack ohne Tierleid – das war der Beweggrund der drei Oststeirer Matthias Wiesenhofer, Melanie Zantner und Stephan Wiesenhofer für die Unternehmensgründung von Goldblatt. Produziert wird in Bad Waltersdorf.

 

Die Idee dazu kam Matthias und Stephan Wiesenhofer beim Weihnachtsessen. Nach gefasstem Vorsatz, die Familientafel tierleidfrei, also vegan, zu gestalten, war man dennoch von der geschmacklichen Einschränkung frustriert. „Auch wenn wir uns einig waren, keine Tierprodukte mehr essen zu wollen, hat uns der Geschmack nach Fleisch, Fisch und Ei beim Festessen gefehlt“, gesteht Stephan Wiesenhofer, Mitbegründer des steirischen Start-Up Unternehmens „Goldblatt“. Denn als die Suche nach pflanzlichen Delikatessen langfristig erfolglos blieb, begann man kurzerhand selbst mit der Produktion von deftigen Aufstrichen und Pasteten mit biologischem und regionalem Ursprung, die die klassische Delikatessentheke ordentlich aufmischen sollen.

„Für Geschmack muss kein Tier leiden“

Und das scheint dem Unternehmertrio gelungen zu sein, wie sich auf zahlreichen Messen und Verkostungen bereits erfolgreich gezeigt hat. „Wir erleben immer wieder, dass die Menschen neugierig stehenbleiben, sich durchkosten und staunen, wie sehr die Aufstriche dem fleischlichen Geschmack des Originals ähneln“, sagt Stephan Wiesenhofer. Dabei sei der Trick gar nicht so schwer, wie er verrät. „Rohes Fleisch hat in Wirklichkeit keinen Eigengeschmack, sondern der entsteht durch Gewürze, Öle oder Marinaden. Genauso werden auch unsere Aufstriche auf der natürlichen Basis von Gemüse, Pilzen oder Hülsenfrüchten hergestellt und wie traditionelle Fleisch-, Fisch und Eierprodukte gewürzt.

Aber warum muss es eigentlich immer wie Fleisch schmecken? „Weil es kann!“, lacht Stephan Wiesenhofer. Er selbst sei – wie auch sein Unternehmerbruder Matthias und dessen Lebensgefährtin Melanie – bereits mehrere Jahre vegan und hätte seine Motivation dafür einerseits in gesundheitlichen Gründen und andererseits in der ethischen Problematik des massiven Tierleids in der Fleischproduktion gefunden. „Und nur weil man’s macht, damit kein Lebewesen sterben muss, heißt das nicht, dass man zwingend auf den Geschmack verzichten braucht, den man vielleicht schon seit Kindheitstagen gewohnt ist“, vertritt er seinen Standpunkt als Feinschmecker und Tierfreund. Hund streicheln und Schwein essen, das passe eben nicht zusammen.

Fleischkonsum als Ressourcenräuber

Aber die Produktlinie sei nicht dafür bestimmt, die Menschen zu missionieren, wie Stephan Wiesenhofer betont. Sondern man wolle vielmehr in einer Zeit der aufstrebenden Nachfrage nach veganen Alternativen ein Zeichen setzen, dass hochwertige Delikatessen mit vollwertigem Geschmack auch ohne leidende Lebewesen auskommen. Dass eben selbst die Fleischtiger auf nix verzichten müssen. Denn der Hunger der Menschen nach Fleisch ist bewiesenermaßen einer der größten Ressourcenräuber auf dem Planeten. Zahlreiche Studien belegen bereits, dass es sehr bald gravierende Umweltauswirkungen haben wird, wenn die Gesellschaft den Fleischkonsum, vor allem in der Massenproduktion, nicht endlich nachhaltig überdenkt.

Für das Unternehmen „Goldblatt“ war dies noch ein weiterer Anreiz, die kulinarische Zukunft noch ein wenig vegan-freundlicher zu machen. Im Sommer ist in Bad Waltersdorf sogar ein rein pflanzlicher „Heuriger“ geplant, wo neben den hauseigenen Delikatessen auch vegane Brettljausn, Beef Tartar oder Tomatello Tonnato zu coolen Drinks aufgetischt werden. Damit die glücklichen Schweindl friedlich weiterleben dürfen.


Brotaufstrich
Deftige pflanzliche Brotaufstriche sollen zeigen, dass selbst die „eingefleischten“ Nicht-Veganer ihren Beitrag für Tierschutz, Umwelt und Klima leisten können, ohne auf ihren gewohnten Geschmack verzichten zu müssen.

Was man über Fleisch wissen sollte

Anfang des 19. Jahrhunderts lag der globale Fleischkonsum noch bei 10 kg pro Kopf und Jahr, in den 60er-Jahren stieg er auf über das Doppelte und mittlerweile sind wir bei 60 kg pro Kopf angekommen.

Österreich liegt beim Fleischkonsum auf Platz 3 in der EU und weltweit auf Platz 15. Jeder Österreicher isst in seinem Leben durchschnittlich 1.287 Tiere.
Jährlich werden in Österreich circa 99 Millionen Tiere getötet. Ein Teil der Tiere wird nur zum Schlachten importiert. Ein Kilogramm Rindfleisch ist das Produkt von acht Kilogramm Getreide – und etwa 20.000 Litern Wasser.

Vor allem Wiederkäuer haben einen extrem hohen CO2-Ausstoß: Pro Kilo Rindfleisch werden umgerechnet 13,3 Kilo CO2 freigesetzt. Zum Vergleich: Die gleiche Menge Mischbrot produziert 0,75 Kilo CO2, Äpfel 0,5 Kilo CO2, und Tomaten 0,2 Kilo CO2. Auf Fleisch, Milch und andere tierische Produkte entfallen 18 % der globalen Treibhausgase.

Quelle: www.global2000.at, www.vegan.at
www.greenpeace.at


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten