Bericht

Zukunft Schloss Hartberg weiter ungewiss

Wie allgemein bekannt, hat der langjährige Mieter des Hartberger Schlosses, der Frischekosmetik- und Nahrungsergänzungshersteller Ringana, Mitte 2021 den Vertrag gekündigt. Auf eine Ausschreibung der Stadt zur Nachnutzung des Schlosses, die jedoch verbunden war mit der Forderung, zugleich die nahe gelegene Innenstadt zu beleben, gab es nur einen einzigen Einreicher: Die Firma Ringana selbst – allerdings verbunden mit der Bedingung, mittels eines Optionsvertrages das Schloss zu einem späteren Zeitpunkt kaufen zu können.

Foto: Olga Seus

Immer noch ist ungeklärt, ob der Naturkosmetikhersteller Ringana das Schloss Hartberg kaufen kann. Die Entscheidung hängt von einer Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat ab.

 

Das Konzept der Firma Ringana, mehrere tausend zusätzliche Nächtigungen nach Hartberg zu bringen, dazu einen Flagshipstore, also einen repräsentativen Laden, zu errichten, der mutmaßlich andere Geschäfte zurück in die Innenstadt locken soll, wird von Bürgermeister Marcus Martschitsch und vielen anderen als „Startpunkt eines Stadterneuerungsprozesses“ angesehen. Grundsätzlich begrüßten dies auch die Bürgerliste und die Grünen. Gäbe es da nicht diese Bedingung mit dem Optionsvertrag: Für die Grünen wäre der Verkauf des Schlosses eine „Veräußerung wertvollen Kulturguts“. Zwar könnte die Gemeinde ein Rückkaufsrecht festlegen, doch Ringana will zum einen im Rittersaal ein Streamingstudio errichten, zum anderen den Schlosspark kostspielig verschönern. Von dringend notwendigen Sanierungen an Mauerwerk und Dachstuhl ist ebenfalls die Rede. Kosten, die nicht der Stadt anfallen würden. Bei einem Rückkauf gälte, dass Studiotechnik getrennt veräußert werden könnte und Gartenbebauung nicht grundsätzlich objektwertsteigernd wirken muss, Sanierungsarbeiten wären allerdings auf jeden Fall anteilig abzugelten.

Alternativen zum Ringana-Projekt liegen keine vor, doch Fakt ist zugleich, dass sich die Petition „Das Schloss muss Gemeindeeigentum bleiben!“ mit 1.677 Unterschriften, davon 977 mit einer 8230-PLZ (sprich Hartberg und nächste Umgebung) gegen den Optionsvertrag und damit letztlich auch gegen das Ringana-Projekt stellt.
Um diesem Bürgerwillen gerecht zu werden, wurde anonym ein Gutachten bei der Anwaltskanzlei „Eisenberger – Experts in public law and policy“ in Auftrag gegeben. Laut diesem bedürfe es nicht nur für die längst ordnungsgemäß erfolgte Ausgliederung des Schlosses in die stadteigene Immobilienfirma HSI der Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat. Auch jetzt, wenn es erfolgreiche Vorverhandlungen zwischen Ringana und HSI gegeben habe, benötige es statt einer einfachen eine Zweidrittelmehrheit im Gemeinderat, um die HSI offiziell mit dem Abschluss des Optionsvertrages zu beauftragen. Die Stadt hat daraufhin eine erneute Anfrage bei der Aufsichtsbehörde gestellt, bisher noch ohne Antwort. Andreas Wilfinger wiederum, seines Zeichens Gründer und Geschäftsführer von Ringana, hat unabhängig davon angekündigt, sein Projekt nur mit breiter Zustimmung der Bevölkerung, ausgedrückt in einer Zweidrittelmehrheit des Gemeinderates, angehen zu wollen.

Die Zukunft des Schlosses hängt also von den Einzelheiten des Vertrages ab (z.B. weiterhin Nutzungsrechte für Kulturveranstaltungen, für die Öffentlichkeit unbegrenzt zugänglicher Schlosspark …) und ob dieser im Gesamten schließlich im Gemeinderat eine breite Zustimmung erfährt. Zu Redaktionsschluss stand das Thema noch nicht auf der Agenda der kommenden Gemeinderatssitzung, die am 17. März stattfinden wird.


Schreibe einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

1 Antworten