Interview

„Die Stärke des OHO sind die Leute, die miteinander etwas auf die Beine stellen“

Seit September hat das OHO eine eigene Verantwortliche für den Galeriebereich. Eva Brandstätter ist von der Offenheit dieses Kunst- und Kulturhauses begeistert, weil sie hier an keine üblichen Grenzen stößt. „Ich kann in der Galerie bei Vernissagen sogar jemanden tanzen lassen“, sagt sie. Die Kunst- und Kulturmanagerin war viele Jahre in Amerika tätig und freut sich über die Unbegrenztheit des Hauses und die beeindruckende technische Ausstattung. Ein Gespräch über erste Visionen und über ein Kulturverständnis, das Potenziale erkennt und ausschöpft.

Foto©Stephan Huger

Eva Brandstätter, geboren in Wien, war im Zuge ihrer Schulausbildung auch am Wimmer Gymnasium in Oberschützen. Sie war viele Jahre in Amerika als Kunstmanagerin tätig und hat in dieser Zeit über 23 Künstlerinnen und Künstler weltweit betreut. Seit September 2023 ist sie im OHO als Galeriemanagerin tätig.

 

Sie waren viele Jahre lang als Kulturmanagerin für Künstlerinnen und Künstler auf der ganzen Welt tätig. Ihre Firma haben Sie in Amerika in Delaware gehabt. Da ist es natürlich interessant, wie mit diesem Hintergrund Ihr Blick von außen auf das OHO ist. Wie haben Sie dieses Kunst- und Kulturhaus bislang wahrgenommen.

Eva Brandstätter: Das OHO ist ein wunderbares Haus. Ein gewachsenes Haus. Ein ganz toller Ort der Begegnung. Ein Ort, wo alle Gesellschaftsschichten zusammenkommen. Wo es die unterschiedlichsten Veranstaltungen gibt. Alleine die technische Ausstattung ist grandios. Es ist eine wunderbare Sache, dass es das im Burgenland gibt. In Oberwart. Was ich allerdings traurig finde, ist, dass es außerhalb des Burgenlandes noch zu wenig bekannt ist. Es wäre eine schöne Sache, wenn jeder wissen würde, welch tolles Haus es hier gibt.

 

Wo sehen Sie die Stärken des Hauses?

Ich glaube, es ist das Team, die Leute hier im OHO, die miteinander etwas auf die Beine stellen. Sie prägen das Haus auch dahingehend, dass es offen ist für jede Gesellschaftsgruppe und jede Art der Kunst. Sie haben ein absolut zeitgemäßes Programm für jede Gesellschaftsschicht. Das ist das Besondere, das das OHO auszeichnet. Dass es nicht limitiert, sondern offen ist. Für jede und jeden.

 

Sie sind seit September für die Galerie zuständig. Das OHO war immer ein Haus für zeitgenössische Kunst und Kultur fernab des Kommerz. Hat kommerzielle Kunst Ihrem Verständnis nach Platz im OHO?

Ich habe als Kulturmanagerin meine Künstlerinnen und Künstler nie nach ihrer Ausbildung ausgewählt oder nach dem, wo sie bereits ausgestellt hatten, sondern weil mich ihre Kunst angesprochen hat. Und es waren auch junge, unbekannte Künstlerinnen und Künstler dabei. Das passt ja auch zum OHO und das ist ja die Stärke des Hauses: jungen Kunstschaffenden eine Chance zu geben. Was mir vorschwebt, ist, dass ich mixen werde. Ich kann mir gut eine Vernissage einer etablierten Künstlerin vorstellen, bei der ein junger Musiker auftritt. Oder eine junge bildende Künstlerin, die mit einem etablierten Literaten auftritt. Ich möchte das verbinden. Ich glaube, dass das auch gut zum Haus passt. Und ich glaube, dass das auch manchmal kommerziell sein kann.

 

Wo sehen Sie in der Galerie im OHO Potenzial, das Sie ausschöpfen möchten?

Man sollte die Galerie mehr nutzen. Allein durch die Bauweise sind die Möglichkeiten enorm. Es ist so vielschichtig – man kann zum Beispiel die Stockwerke verbinden. Aber ich möchte die Galerie auch öffnen in Richtung Unternehmen, Institutionen etc. Ich kann mir Packages vorstellen, um das Haus für Sponsoren interessant zu machen. Künstlerisch gesehen ist man in einer Galerie üblicherweise eingeschränkt. Limitiert. Das ist im OHO nicht so. Ich kann jemanden tanzen lassen und Kunst verbinden. Das ist etwas Besonderes. 

 

Ein Schwerpunkt des kommenden OHO-Programms ist der Umgang mit künstlerischen Nachlässen. Es wird dazu im November eine Vernissage und eine Diskussion geben und es sind vier bis fünf weitere Ausstellungen geplant. Was passiert mit Nachlässen, um die sich niemand kümmert? 

Das ist ein wichtiges Thema und ich bin sehr dankbar, dass Andreas Lehner vom OHO-Vorstand das aufgegriffen hat. Ja, was passiert mit den Werken eines Künstlers, einer Künstlerin, wenn er bzw. sie stirbt? Da gilt es, viele Fragen zu klären: Handelt es sich bei den Werken um Kunst? Gibt es ein Umfeld, eine Familie, die am Nachlass interessiert ist? Hat der Künstler bzw. die Künstlerin alles inventarisiert? Es gibt in Österreich dafür bisher keine Anlaufstelle. Aber es wurde eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, bei der ich mitwirken darf. Wir wollen diese Kriterien herausarbeiten. Es gilt auch, die Lagerung der Werke zu klären, denn das ist teuer. Es gibt Fälle, wo die Kinder an den Werken nicht interessiert sind. Wo sie froh sind, wenn „das“ wegkommt. Wo Kultur- und Kunsthistorisches verloren geht. Man muss auch in der Bevölkerung das Bewusstsein schärfen. Und daher ist es wichtig, dass die Leute eine Anlaufstelle haben. 

 

Was wird im OHO im Zuge dieses Zyklus thematisiert?

Es wird etwa fünf Ausstellungen jeweils mit dem Nachlass einer Künstlerin bzw. eines Künstler geben. Davor findet ein Info-Austausch mit der Politik und Kulturverantwortlichen statt und wir laden Expert*innen aus dem Ausland ein, wo es schon Anlaufstellen gibt. Diese erzählen von ihren Erfahrungen.   


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