Nachgefragt: Extreme Energiekosten – was tun?
Die Energiekosten explodieren. Die Vorschreibungen haben sich zum Teil um das Vielfache erhöht. prima! hat bei einem unabhängigen Energieberater nachgefragt, was man in einem solchen Fall tun kann.
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Herr Dr. Drexler, wie kann es sein, dass die Erhöhungen bei den Energiepreisen so extrem unterschiedlich sind? Auf einem Social Media Kanal berichtet ein Unternehmer von einer Vorschreibung, die in einem Monat bei 260 Euro liegt und dann auf 3.300 Euro steigt. Das ist eine 13-fache Erhöhung vom ersten Teilbetrag auf den zweiten. Wie sind so extrem hohe Teilbeträge möglich und was würden Sie als Energieberater empfehlen?
Dr. Wilfried Drexler: Die derzeitige Lage am Markt für Strompreise als auch Gaspreise ist für sowohl Unternehmer*innen als auch Konsument*innen unübersichtlich geworden. Die Energieversorger haben nach dem Auslaufen der bisherigen Verträge empfindliche Preisanpassungen an die aktuelle Situation vorgenommen, eine Erhöhung im Strombereich um das bis zu 6-fache des alten Preises muss aktuell leider hingenommen werden. Einen Ausweg bildet der sofortige Wechsel zu einer Energiegemeinschaft, welche derzeit im gesamten Burgenland entstehen und beispielsweise Arbeitspreise im Stromsektor um 30 Cent/kWh anbieten. Eine 13-fache Erhöhung ist jedenfalls nicht marktkonform, in diesem Fall sollte entweder mit dem bestehenden Versorger sofort Kontakt aufgenommen werden, um den Preis nachzuverhandeln oder der Anbieter sofort gewechselt werden. Für einen Wechsel braucht man nur im Internet auf den existierenden Preisplattformen einen Antrag bei einem Mitbewerber stellen, was relativ unkompliziert und im Regelfall monatlich möglich ist.
Welche Erhöhungen sind Ihrer Meinung nach realistisch?
Die Preisanpassungen der Energieversorger sind aufgrund des bestehenden Mechanismus zur Strompreisbildung („Merit-Order-Prinzip“ = Einsatzreihenfolge der stromproduzierenden Kraftwerke auf einem Stromhandelsplatz) natürlich aus deren Sicht auch notwendig. Ein Preis unter 10 Cent/kWh gehört aber definitiv der Vergangenheit an. Realistischerweise muss momentan – bis die sinkenden Marktpreise wieder weitergegeben werden – mit einer Verfünffachung gerechnet werden. Deshalb sollte man sofort mögliche Energieeinsparungen im Betrieb umsetzen, das Potenzial dafür ist nahezu bei allen Unternehmen gegeben. Im Rahmen der aktuell von der Wirtschaftskammer Burgenland geförderten Energieberatung kann man sich eine*n Experten*in in den Betrieb vor Ort holen, der bzw. die mit Sicherheit gute Tipps und Vorschläge zu Einsparungen gibt.
Wo sehen Sie die Energieversorger in der Verantwortung, um die Menschen hier besser zu unterstützen? Der Einkaufspreis für Strom ist doch bereits wieder gefallen. Warum wird so etwas nicht weitergegeben? Die Menschen fordern ehrliche Preise statt Förderungen. Wie sehen Sie das?
Der Preisrückgang zieht sich zu lange und ist aus Sicht der Stromverbraucher ärgerlich. Welche Argumente bzw. Ausreden gegen eine schnellere Preissenkung auch immer die Energieversorger hier nützen, diese greifen bei den Konsument*innen nicht. Hier ist aktueller Handlungsbedarf seitens der Politik gefordert und es ist zudem unverständlich, dass diese Thematik nicht breiter von den Verantwortlichen in der Öffentlichkeit diskutiert wird. Das alte Bildungssystem des Strompreises über den Gaspreis muss abgeschafft und durch ein adäquates, modernes System ersetzt werden, sodass der schon längst gefallene Gas-Börsenpreis auch schnell in Form von Strompreissenkungen bei den Konsument*innen ankommt. Förderungen, wie sie jetzt umgesetzt werden, wären dann nicht bzw. nur in Teilbereichen notwendig.
Quelle: https://first-energy.net/energieeinkauf/
report-gaspreisentwicklung Aktuelle Gaspreisentwicklung
Lesen Sie dazu auch das Update vom 8. Feber 2023: Ab 1. April 2023 wird es für die Kundinnen und Kunden der Burgenland Energie einen neuen Tarif geben.
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