Zusammenbraut
Stermanns Tochter heiratet und er ist der einzige Gast. Aber nicht, weil sie bei der Hochzeit sitzen-
gelassen wird, sondern weil sie bewusst, abseits von ihm, feiert und er währenddessen seine eigenen väterlichen Abgründe ganz allein aufarbeiten muss. Mit Herzchen-Deko, Orgel, „Dirk-Pics“, Schokolade, Wein und Kuschelbär. Die tragisch-bizarre Darbietung mit vertraut-komischen Akzenten von Dirk Stermann hat am 8. September für einen ausverkauften Pinkafelder Rathaussaal gesorgt und prima! war zum exklusiven Interview eingeladen, um den Medienprofi etwas näher kennenzulernen.
Foto©Achim Flemisch
Dirk Stermann im Interview mit prima! Redakteurin Eva Maria Kamper über seine neue Phase als Solo-Kabarettist und seine Erfahrungen in der Medien- und Kunstlandschaft. Am 8. September war er mit seinem Programm „Zusammenbraut“ in Pinkafeld. Im Duo mit Christoph Grissemann wird er weiterhin im ORF agieren.
Herr Stermann, mit dem Satire-Duo „Stermann und Grissemann“ kennt man Sie und diese Symbiose, als wären Sie wie Zwillinge unteilbar. Wie ist das Resümee nach einem Jahr Soloprogramm, wie fühlen Sie sich damit?
Stermann: (lacht) Überraschend gut! Man hat mehr Platz auf der Bühne, man wird nicht unterbrochen, man muss das Honorar nicht teilen, das sind alles neue Erfahrungen für mich. Man muss nur mit seiner eigenen ‚hinigen‘ Psyche klarkommen und nicht mit der des Kollegen auch noch, also eigentlich sehr gut!
Sie sind bekannt als Allrounder in der Medienlandschaft, egal ob als Radiostimme, Fernsehmoderator, live auf der Bühne, Werbungs-Bekanntheit, … welcher Kanal ist eigentlich der beste, um den ‚trockenen‘ Humor zu transportieren?
Ich glaube von allen Medien, ist das das Radio ehrlich gesagt, das haben Christoph und ich ja ur-lang gemacht, aber wir machen es schon sehr lange nicht mehr. Doch das Radio feiert jetzt den 100. Geburtstag. Und Deutschland macht etwas Großes dort daraus und wollte mich dafür buchen, aber das war mir dann zu anstrengend. Da habe ich abgesagt. Aber ich mag das Radio trotzdem sehr gern, ich bin gerne analog. Und mag auch gerne Bücher schreiben. Und ich bin einfach auch zu doof für modernes Social Media, ich vergess‘ ständig meine Passwörter und mir ist es dann zu peinlich, meine Freundin wieder und wieder zu fragen.
Sie bespielen jetzt die Bühnen in ganz Österreich, in Städten genauso wie im ländlichen Gebiet. Haben Sie das Gefühl, dass das Publikum am Land bei Auftritten etwas dankbarer ist, dass einmal etwas los ist?
Ja, ich glaube, das ist wirklich ein bisserl so, dass sich das Publikum am Land etwas mehr freut. Weil am Land eher tendenziell weniger passiert, was aber nicht gegen das Land spricht. Aber in der Stadt ist es so, dass immer was ist und du bist nur eine unter vielen Möglichkeiten. Ich bin immer schon sehr gerne am Land aufgetreten und das wird auch so bleiben.
Was wäre Dirk Stermann gerne als Kind geworden, wenn es ihn nicht auf die Bühne verschlagen hätte?
Erste Berufserfahrungen hatte ich als Auslandskorrespondent im Kosovo für das ORF Radio und auch den WDR, aber da hab‘ ich tatsächlich versagt, hatte komplette Blackouts, während ich live war, und das war mir so peinlich, dass ich das nicht mehr machen wollte. Früher als Kind wollte ich fast Rechtsanwalt werden, davor wollte ich, so wie alle wahrscheinlich, Cowboy werden, aber es gibt dafür kaum Jobs in Österreich.
Gibt es einen besonderen Fun-Fact über Dirk Stermann, den Sie noch nie verraten haben?
Ich verrate ja alles, aber dafür, dass ich so tue, als würde ich eh immer alles ausplaudern, muss ich sagen, das stimmt gar nicht, ich habe in der Tat einige Geheimnisse.
DIRK STERMANN
ist am 7. Dezember 1965 in Duisburg geboren und deutscher Fernseh- und Radiomoderator, Werbetestimonial, Kabarettist und Autor. Seit 1987 lebt und arbeitet er in Österreich. Gemeinsam mit seinem Kollegen Christoph Grissemann aus Tirol formierte er sich seit dem Jahr 1990 als Duo „Stermann und Grissemann“ und ist seither für den ORF tätig. Generationsübergreifend kennt man beide noch aus der Satire-Radiosendung „Salon Helga“ von FM4 und auch durch die Late-Night-Talkshow „Willkommen Österreich“ auf ORF1. Dirk Stermann hat mehrere Bücher geschrieben und ist seit dem Herbst 2022 mit seinem ersten Solo-Kabarettprogramm „Zusammenbraut“ unterwegs und machte Station im Rathaus Pinkafeld.
PINKUIN
Anfang des Jahres wurde die Pinkafelder Kulturinitiative PINKUIN gegründet, die dieses Event mit Dirk Stermann veranstaltet hat. Es ist ein Zusammenschluss von kulturinteressierten Pinkafelderinnen und Pinkafeldern mit Künstlerinnen und Künstlern. Ziel der Initiative ist, dass das kulturelle Angebot der Stadt belebt und erweitert wird. Die Initiative freut sich noch über Mitglieder und Verstärkung. Kontakt: buero@pinkuin.at
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