PERMA@school – Meaning
„WARUM müssen wir das lernen? WARUM müssen wir das machen? … das sind Fragen, die bestimmt alle Lehrpersonen des Öfteren in ihrem Schulalltag von den Schüler:innen zu hören bekommen. Wenn man diese fälschlicherweise als banal eingestufte Frage jedoch genauer betrachtet, ist es eine wirklich schwierige Frage bzw. ist sie nicht mit einem Satz oder sogar nur mit einem Wort zu beantworten.
Foto© Michaela Resetarics
Mag. Michaela Resetarics, Msc ist Pädagogin und Gesundheitswissenschafterin. Sie implementiert das PERMA-Modell regelmäßig in ihrem Unterricht.
Der vierte Faktor im Modell ist mit dem Buchstaben M für „Meaning“ abgekürzt. Positive menschliche Entwicklung braucht Erfüllung und Sinnhaftigkeit im Leben jedes einzelnen. Bereits in den 1990-Jahren haben Reker & Wong festgestellt, dass ein starkes subjektives Sinnerleben hoch mit Lebenszufriedenheit und Glück korreliert und ein Mangel an diesem mit Depression und Rückzug. Im Zusammenhang des PERMA-Modells wird Sinn als eine maßgebliche Komponente für gute Lebensqualität, gutes psychisches Wohlbefinden und persönliches Wachstum angesehen (Blickhahn, 2018, S. 307).
Vor allem für Kinder und Jugendliche ist es besonders wichtig, dass sie ein Gefühl von Sinn und Zweck entwickeln, wenn sie etwas Neues lernen sollen. Ein wesentlicher Faktor, um dieses wichtige WHY? zu erkennen, sind positive Beziehungen zu den Lehrer:innen , aber auch zu anderen Mitschüler:innen. Wir wissen, dass es unser Leben und unser Wohlbefinden unermesslich bereichern kann, wenn wir Verbindungen zu anderen pflegen, ein Ziel erkennen und darauf hinarbeiten.
Es ist jetzt einmal so, dass Schule dazu da ist, damit wir unsere Kinder zu mündigen Bürger:innen machen, indem wir ihnen einerseits Wissen vermitteln mit welchem sie andererseits sehr bedacht und reflektiert „in die Welt gehen“. Ich persönlich bezeichne das gerne als „open minded“, denn nur wenn Menschen Wissen haben, können sie auch das machen, was ihnen gefällt, können ihre Stärken leben, können einen wesentlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten.
Doch nicht nur von Kindern und Jugendlichen, sondern auch von Erwachsenen wird oft der Sinn des Lebens hinterfragt. Genau hier ist es enorm wichtig, den Heranwachsenden die Bedeutsamkeit von Werten zu vermitteln – das sind lifeskills, die immer wieder gespürt und gelebt werden müssen und die uns resilienter machen.
Im sozialen Setting Schule habe ich einige Möglichkeiten erarbeitet, wie das große M aus dem Wohlbefindenskonstrukt PERMA gelehrt, gelernt und gelebt werden kann.
Die drei Grundformen des Unterrichts sind lehrerzentrierter (direkte Instruktionen), kooperativer (Projektarbeit) und individualisierender (Freiarbeit) Unterricht (Meyer, 2012, S. 30).
Unterrichtsentwicklung ist der Kern einer guten (und gesunden) Schule und muss systematisch geplant und organisiert werden. Leider kommt es aufgrund der vielen Anforderungen im Schulalltag oft zu kurz, dass sich Lehreinnen und Lehrer in Ruhe überlegen können, wie die Qualität des eigenen Unterrichts optimiert werden kann und wie sie die sozialen und gesundheitlichen Kompetenzen ihrer Schüler:innen fördern können. Modelle zur Unterrichtsentwicklung geben den Lehrpersonen einen Rahmen vor, an dem sie sich orientieren können. Eines davon ist das Entwicklungsviereck von H. Meyer, welches eine gute Grundlage für die Ideenfindung und Umsetzungsstrategie zur Entwicklung neuer Unterrichtskonzepte bildet, um die Lernbedingungen von Schülerinnen und Schülern zu verbessern.
Im Sinne von PERMA@school kann dieses als Rahmen für ein positives Unterrichtskonzept angewandt werden. Es können eigenverantwortliche, kooperative oder freie Arbeitsphasen gut strukturiert werden. Der rote Faden ist bei der Unterrichtsentwicklung besonders wichtig, um das formulierte Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und um ungeplanten Ereignissen oder unerwartetem Feedback gelassen begegnen zu können.
Ein entwicklungsförderliches Feedback ist wieder ein wesentlicher Teil für das schon erwähnte „growth mindset“. Es unterstützt die jungen Menschen bei ihren positiven Entwicklungsprozessen. Aber auch dies muss gelernt und geübt werden!
Eine weitere Möglichkeit, um den Kindern und Jugendlichen den LebensSINNSinn in ihrem Leben zu verdeutlichen, ist die Auseinandersetzung mit Werten. Dabei können die Lehrpersonen in einer eigens dafür geplanten Einheit (ca. 3 UE) gemeinsam mit den Schüler:innen die 3 Schritte zum LebensSINN bearbeiten:
- Schritt: WAS löst in mir starke Gefühle aus, weckt meine Leidenschaft?
- Schritt: WIE kann ich meine Leidenschaften und Stärken nutzen, um mich zu engagieren – alles zu tun, was für mich „Sinn macht“?
- Schritt: WARUM lebe ich meine Werte?
Wenn WERTE gelebt werden, dann bleibt man bei sich selbst…ist sich seiner Selbstwirksamkeit bewusst, weil auch die eigenen Stärken gelebt werden, um bestimmte Sachen – in der Schule die Arbeitsaufgaben – ordentlich zu machen oder sogar noch besser und schöner zu erarbeiten, um auch die Lehrer:innen zu überraschen. Genau um dieses Gefühl – den SINN – geht es…lernen soll Spaß machen, nützlich sein und voller Überzeugung getan werden. Kinder und Jugendliche, die erkennen, dass ihr Lernerfolg wesentlich zur Entwicklung der ganzen Gesellschaft beitragen kann, sind intrinsich motiviert und erleben diese Sinnhaftigkeit!
Michaela Resetarics implementiert diese Interventionen regelmäßig in ihren Unterricht und fördert somit die psychosoziale Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler.
„Stop focusing how stressed you are and remember how blessed you are.“
„Veränderung braucht MUT“
Lesen Sie dazu auch das Interview über das PERMA Modell mit Prof.(FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH MBA, Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland
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