Der Sinn des Lebens
Auf dem Weg zu einem zufriedenen Leben ist die Frage nach dem Sinn entscheidend. Um glücklich zu sein, brauchen wir das Gefühl, einen Zweck im Leben zu erfüllen. „Wir müssen unsere Rolle erkennen und spüren, dass das, was wir tun, eine Bedeutung hat“, weiß Dr. Erwin Gollner, Leiter des Gesundheitsdepartments an der FH Pinkafeld. Kein Wunder also, dass der Begriff „Meaning“ (Sinn) die vierte Säule im PERMA-Modell bildet. Für einen Sinn im Leben würden viele Menschen sogar auf einiges verzichten.
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Was soll von mir bleiben? Welche Spuren will ich hinterlassen? Wer sich diese Fragen stellt, kommt auch zum Sinn seines Lebens und handelt danach.
Die Frage nach dem Sinn des Lebens ist ja eine, die sich jede Generation stellt. Dennoch scheint die jüngere dieses Thema verstärkt in den Fokus zu rücken.
Dr. Erwin Gollner: Ja, das ist richtig. Wir merken es beispielsweise bei der Wahl des Jobs. Diese Generation will die Arbeit als etwas Sinnvolles erleben. Andere Dinge außer dem Geld sind wichtig geworden. Im World Happiness Report zeigt sich, dass 71 Prozent der Arbeiternehmerinnen und Arbeitnehmer für einen sinnvollen Job auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden. Die Sinnhaftigkeit ist bei der Wahl des Arbeitsplatzes ein entscheidendes Kriterium geworden. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fragen sich: Was bringt mir das Unternehmen, in dem ich arbeite? Was macht es für mich? Ist meine Arbeitstätigkeit sinnvoll?
Für Führungskräfte ist das schon eine Herausforderung. Wie kann man Sinn vermitteln?
Ganz einfach über Feedback. Die Kommunikation ist der Schlüssel zu einer guten Führung. Eine Führungskraft muss ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vermitteln, wie sinnhaft ihr individueller Beitrag für das Unternehmen ist, damit dieses seine Mission erfüllen kann. Dazu ist ein Feedback notwendig. Aus dieser Sinnhaftigkeit entsteht eine Wertschätzung. Und wir alle brauchen diese, um zufrieden und glücklich zu sein. Inzwischen haben schon zahlreiche Forschungen bestätigt, dass jene, die in ihrer Arbeit einen Sinn erkennen, weniger unter Stress und Depressionen leiden. Dafür werden Motivation, Qualität der Leistung, Engagement und Wohlbefinden gesteigert.
Damit ein Mitarbeiter also den Sinn in seiner Arbeit und die Wichtigkeit seiner Rolle im Unternehmen erkennt, muss er die Mission des Unternehmens kennen. Meinen Sie damit die Ziele des Betriebes?
Das auch, aber es geht dabei eher um die Werte eines Unternehmens. Wenn ein Unternehmen seine Werte nicht kennt, ist das ein Wettbewerbsnachteil. Man findet dann auch keine oder nur sehr schwer Mitarbeiter. Ein Unternehmen muss klar seine Vision und Mission zum Ausdruck bringen, also seinen Purpose. Erst dann kann ein Mitarbeiter entscheiden, ob sein persönlicher Sinn und seine Werte mit jenen des Unternehmens zusammenpassen. Und nur dann kann er bzw. sie auch in seiner Arbeit in einen Flow-Zustand kommen. Unternehmen werden heute nicht nur nach wirtschaftlichen Kriterien beurteilt, sondern auch unter dem Fokus der ökologischen und sozialen Nachhaltigkeit.
Was raten Sie also einem Unternehmen?
Finde deinen Sinn und definiere deine Werte, dann findest du die richtigen Mitarbeiter.
Für die Generationen davor war das Gehalt das Hauptkriterium dafür, einen Job anzunehmen. Über das Gehalt allein wird man motivierte Mitarbeiter also heute kaum mehr finden?
Es ist ein Wertewandel bei der jungen Generation passiert. Früher hat man gearbeitet, weil man das Geld benötigt hat. Deshalb hat man vieles in Kauf genommen. Das ist bei der heutigen Generation nicht mehr so, weil sie zum Teil auf einen finanziellen Hintergrund von ihren Eltern zurückgreifen kann. Nur des Geldes wegen arbeiten – diese Zeiten sind vorbei.
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Jede und jeder sollte sich den eigenen Nachruf überlegen. (…)
So kommt man zum Sinn des Lebens.
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Wenn wir nun schon so viel davon reden – was macht denn Sinn?
Das ist eine sehr individuelle und persönliche Bewertung.
Der Psychiater Viktor Frankl war selbst KZ-Überlebender. Er hat festgestellt, dass jene Menschen eine höhere Chance hatten, diese Gräuel zu überleben, die einen Sinn im Leiden sahen. Die der Überzeugung waren, dass es Sinn macht, durchzuhalten. Der Sinn des Lebens ist auch Hauptthema der von ihm begründeten Logotherapie.
Er meinte auch, dass es sich bei Lebenskrisen um Sinnkrisen handelt. Auch Aaron Antonovsky hat mit dem Salutogenese-Modell dem Sinn eine große Bedeutung zugeschrieben. Diesen zu finden, gibt Lebensmut.
Man vermutet den Sinn des Lebens oft in den großen Dingen …
… das ist ein Irrtum, denn der Sinn im Leben liegt im Kleinen. Schauen Sie sich beispielsweise die Vereine an. Von der Frage nach dem Sinn lebt das Ehrenamt. Es ist wichtig, dass wir uns überlegen: Was ist mein gesellschaftlicher Beitrag? Was ist der emotionale Abdruck, den ich in der Welt hinterlasse? Das Ehrenamt ist extrem sinnstiftend und sagt viel über den Menschen aus.
Wie finde ich den Sinn?
Eigentlich sollte sich jeder und jede von uns den eigenen Nachruf überlegen. Woran merken andere, dass ich nicht mehr da bin? Was soll von mir bleiben? Welche Spuren will ich hinterlassen. Wenn ich meine Gedanken in diese Richtung lenke, komme ich zum Sinn meines Lebens. Dementsprechend handle ich dann auch.
Was wäre eine gute Basis, um für sich diese große Sinn-Frage beantworten zu können?
Wir sollten viel mehr Rückmeldungen geben. Besonders Eltern ihren Kindern. Je mehr Feedback sie bekommen, umso mehr steigt ihr Selbstwert. Wer mit seinem Kind nicht kommuniziert, gibt ihm das Gefühl, bedeutungslos zu sein. Feedback wiederum fördert das Gefühl, dass es Sinn macht, was man tut. Es ist für jeden Menschen wichtig zu wissen: Ich werde gesehen. Ich werde wahrgenommen. Und wenn ich wahrgenommen werde, ergibt mein Handeln Sinn.
Lesen Sie dazu auch den Kommentar von Mag. Michaela Resetarics, Msc über die Anwendung des PERMA-Modells in Schulen
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