Interview

PERMA@school

Pandemie, Krieg, Teuerung, Klimakrise, Energiekrise … eine sogenannte „Poly-Krise“ hat uns in den letzten beiden Jahren eiskalt erwischt. Es ist für mich nicht verwunderlich, dass die große Frage vieler Schülerinnen und Schüler ist: „Wie sollen wir jetzt positiv denken, wie glücklich sein? Frau Professor leben sie auf der gleichen Welt wie wir?“

Foto© Michaela Resetarics

Mag. Michaela Resetarics, Msc ist Pädagogin und Gesundheitswissenschafterin. Sie implementiert das PERMA-Modell regelmäßig in ihrem Unterricht.

 

In diesen Krisenzeiten fällt es nicht nur uns Erwachsenen schwer, positiv zu denken, sondern auch unseren Kindern. Sie sind in ihren jungen Jahren konfrontiert mit (zu) vielen negativen Schlagzeilen – tagtäglich, stündlich…und haben auch oft das Gefühl der Ohnmacht, nichts ändern zu können.

Soziale Medien sind ein Katalysator für das Unwohlsein, weil darin in dieser fragilen Welt von den Influencern eine „top heile Welt“ erzählt wird.

WAS brauchen unsere Kinder?

Unterstützung bei der Änderung der Perspektive/Blickwinkels – Stärkung der psychosozialen/mentalen Gesundheit

Und dann komme ich in die Klasse mit meinem „Fokus auf das Positive“.

Negative Gefühle gehören zum Leben, sollen jedoch in einem bestimmten Verhältnis zu der Häufigkeit, in der die positiven Gefühle auftreten, stehen. Die Steigerung der Quantität der positiven Gefühle ist ein entscheidender Faktor beim Prozess des Aufblühens. 


Barbara Fredrickson stellte in ihrer Forschung fest, dass das Verhältnis Positivität zu Negativität (P:N), welches sie positiver Quotient nennt, von entscheidender Bedeutung ist. Um langfristiges Wohlbefinden zu generieren hat Fredrickson in ihrer Forschung das Verhältnis 3:1 postuliert, was bedeutet, dass man dreimal so viele positive Emotionen wie negative erleben muss. Bei dem genannten Verhältnis erreiche der Mensch den Tipping -Point, einen Wendepunkt im Leben, von welchem aus sich die Spirale des Wohlbefindens aufwärts dreht …


Positive Emotionen in der Schule sind Indikatoren für guten Unterricht, der konsequent an der Perspektive der Schülerinnen und Schüler ansetzt und ihnen ein wesentliches Maß an Selbstbestimmung und Eigenverantwortlichkeit zugesteht. 

Die Positive Psychologie leugnet nicht, dass es Menschen gibt, denen es nicht gut geht. Aber sie hat den Anspruch, auch die Eigenschaften zu verstehen, die zu einem guten Leben beitragen. 

Das Erleben von positiven Emotionen ist eine grundlegende Facette des Perma-Modells. Die erste Säule kann sehr gut „trainiert“ werden in der Schule. Dort sind alle Kinder für einen langen Zeitraum – egal aus welcher sozioökonomischen Schicht.

Positive Interventionen sind ganz einfache Maßnahmen, die sich gut in den Unterricht implementieren lassen.

„Dankbarkeitsübung“ = „3 blessings“

Geht in jeder Schulstufe, in jeder Sprache, in jedem Unterrichtsgegenstand

Die Lehrerin bzw. der Lehrer stellt diese Frage und lässt die Schülerinnen und Schüler die Antworten aufschreiben (in der VS aufzeichnen): „Wofür bin ich dankbar? Was waren die drei schönsten Erlebnisse am heutigen Tag/in dieser Woche?

 

„Freundlichkeitsübung“

Heute wird jeder freundlich gegrüßt, wir halten jemandem die Tür auf, geben unseren Sitzplatz im Bus ab, machen ein Kompliment

Humor, Lächeln und Freundlichkeit sind ansteckend

 

„Best possible self“

Einen kurzen Aufsatz darüber schreiben lassen, was wäre („what if?“), wenn … alles was ich tue wird perfekt

 

„Positive Emotionen“ wichteln

Positive Emotionen auf Zettel schreiben und einer anderen Person schenken

 

„Lustige Ereignisse sammeln“

Der Fokus wird auf die Erheiterung und die leichte Seite des Lebens gelegt. Mit Lachen und Humor werden positive Gefühle erlebt und Wohlbefinden ermöglicht. Plakatgestaltung in der Klasse


Positive Gefühle verändern, nach der Theorie von Barbara Fredrickson, das Denken, Erleben und Handeln eines Menschen. Diese positive Veränderung trägt zu neuen Ideen und Beziehungen bei und erweitert das Wahrnehmungs- und Verhaltensrepertoire des Menschen (= broaden). Mit der Zeit kommt es durch das erweiterte Verhaltensrepertoire zu neuen Reaktionen, Ideen und Umständen, die wiederum die persönlichen Ressourcen, Potenziale und Stärken der Person aufbauen und fördern (= build) (Fredrickson, 2009, S. 32). Der „Broaden-Effekt“ meint in diesem Zusammenhang, dass positive Gefühle eine offene Bewusstseinslage bewirken. Daran anschließend kommt es zum „Build-Effekt“, bei welchem die positiven Gefühle den langfristigen Ressourcen- und Kompetenzaufbau unterstützen.


Einfach gesagt, sind positive Interventionen Strategien, die Gedanken, Gefühle und Handlungen glücklicher Menschen spiegeln.

 

Es gibt drei wesentliche Aspekte positiver Interventionen:

➢ Der Fokus auf positive Themen

➢ Das Ziel sind positive Ergebnisse und

➢ Die Förderung von Wohlbefinden und positiven Veränderungen bei nichtklinischen Populationen

 

Positive Emotionen fördern Optimismus, Zielgerichtetheit und Resilienz, sie dämpfen die negativen Wirkungen der negativen Emotionen, sie neutralisieren diese und unterstützen uns, die negativen Emotionen schneller zu überwinden.

 


8 Gründe, warum positive Gefühle in der Schule eine gute Investition sind:

Sie erweitern das Denkspektrum

Sie fördern kreative Prozesse

Sie führen zu mehr positiver Kommunikation – besseres Teamwork

Sie kurbeln die „positive Denkspirale“ an – eine positive Grundhaltung entsteht auf lange Sicht

Sie fördern eine hohe Selbstwirksamkeit, die Motivation wird größer

Sie sind ansteckend

Sie sind resilienzfördernd

Sie mildern Stressreaktionen und unterstützen den Umgang mit negativen Emotionen


Mag. Michaela Resetarics, MSc
Die 46-jährige Powermama ist seit über 20 Jahren eine engagierte, motivierte, empathische Pädagogin und seit 2022 Gesundheitswissenschafterin. Sie hat das Masterstudium „Gesundheitsförderung und Personalmanagement“ an der FH Burgenland absolviert und sich in ihrer Masterarbeit intensiv mit dem Thema Positive Psychologie als Teil einer Gesundheitsförderungsstrategie auseinandergesetzt. Das Setting Schule ist ein wichtiges soziales System, in welchem die Interventionen der Positiven Psychologie für alle Beteiligten wirksam angewendet werden können.
Michaela Resetarics implementiert diese Interventionen regelmäßig in ihren Unterricht und fördert somit die psychosoziale Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler.

„Stop focusing how stressed you are and remember how blessed you are.“
„Veränderung braucht MUT“

Lesen Sie dazu auch das Interview über das PERMA Modell mit Prof.(FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH MBA, Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland

>> „Wer positiv denkt, kann Negatives auch besser verarbeiten“


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