Kommentar

Über Lebensräume

Also beschweren kann man sich über alles, aber sicher nicht über diese wunderbaren Herbsttage. Aber eigentlich möchte ich ja, da Oktober und Welttierschutztag, über Tiere schreiben, denen wir zusehends den Platz zum Leben nehmen ...

© Clker-Free-Vector-Images / Pixabay

Nicht einmal Insekten gibt es mehr. Denken Sie nur an Sommernächte und Windschutzscheiben voller Mücken, Käfer und Co. Nix, die Scheiben bleiben sauber. Wo sind die hin? Auch Amseln habe ich keine einzige das ganze Jahr über gesehen. Dafür war der Nussbaum eines Tages voll mit Bienenfressern. Die Schwalbennester haben wir jahrelang von den Hausmauern gestoßen, die kommen auch immer seltener, dafür aber gibt es jede Menge neuer Schädlinge, die vor ein paar Jahren noch nicht zu finden waren. Läuse unterschiedlichster Art, die sich über meine Tomaten hermachen und sie verschrumpeln lassen. Einzig meine Fledermäuse kommen noch und helfen mir bei der Gelsenbekämpfung und ehrlich gesagt, gab es auch davon heuer nicht übermäßig viele.

In Tirol ist man gerade dabei, die Wölfe zu dezimieren, weil sie ein paar Schafe gerissen haben. Der Biber wird zur Plage für die Wälder, also gehört auch der dezimiert. Die Kormorane und Fischotter fressen den Fischern ihre Beute weg und müssen ebenfalls bejagt werden. Diverse Raubvögel, obwohl geschützt, werden immer wieder verletzt gefunden und Menschen, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, dagegen vorzugehen und die Tiere zu schützen, gelten als Eigenbrötler und werden verlacht und oftmals diskriminiert. 

Wie viele Wölfe werden wir wohl haben in Österreich? 50 oder 100, wenn es hoch hergeht. 300.000 Wölfe gibt es weltweit noch, demgegenüber 400 Millionen gezähmte Hunde, 40.000 Löwen, aber 600 Millionen Hauskatzen, 900.000 afrikanische Büffel und 1,5 Milliarden Kühe und Rinder. 50 Millionen Pinguine stehen 20 Milliarden Hühnern gegenüber. Seit 1970 hat sich die Wildtierpopulation halbiert. Gegenwärtig sind 90 Prozent aller großen Tiere dieser Welt entweder Menschen oder domestizierte Tiere. Haben wir gut gemacht, das mit „ … und macht euch die Erde untertan“. Interessiert aber keinen. Thema Nummer eins ist der Klimawandel, aber der ist natürlich eine Folge der Zerstörung von Wäldern, Wiesen,  Felder und Flüssen und das sind natürlich auch die Lebensräume unserer Tiere. Gewesen! Von einem großen Umdenken sind wir weiter weg als die nächste Galaxie. Es gibt leider keine Franz von Assisis mehr, denen es gelingt, bei den Menschen ein Umdenken herbeizuführen. Es gibt viele, die resigniert haben oder alleine weiterkämpfen. Oder die Jugend, die kriminalisiert wird, weil sie vor der Zukunft Angst hat und gegen den Status quo demonstriert.

Beschämend, dass man nicht auf sie zugeht, sie einbindet und um ihre Mitarbeit bittet. Da geht man lieber den einfachen Weg, den der Beibehaltung aller gemachten Fehler, und glaubt auch noch, damit die Stimmen der Massen zu kriegen. Die nächsten Wahlen werden es ja zeigen, ob man nicht besser mit Visionen für eine bessere und sauberere Welt besser gefahren wäre als mit Populismus. 

Ich besitze übrigens zwei Katzen, zwei Meerschweinchen, sechs Hühner, drei Wachteln, eine Schildkröte, einen Bienenstock, 250 französische Weinbergschnecken, von denen ich mir gedacht habe, die werde ich irgendwann einmal essen. Aber irgendwie schaffen es diese Häuschenträger jedes Jahr, wenn es darum geht, sie einzuwintern, zu verschwinden und mit den Resten gibt’s dann eine neue Zucht. Außerdem haben sie sich mit den Nacktschnecken verbündet und fressen mir meine jungen Gemüsepflänzchen ratzeputz weg. Aber sie sind schön und werden wohl nie auf dem  Teller landen. Über die Franzosen sagt man ja, man soll eine Nation nicht unterschätzen, die draufgekommen ist, dass man Schnecken essen kann, die wiederum das perfekte Transportmittel für Knoblauchbutter sind. Aber auch wir Österreicher waren große Schneckenesser. In Wien gab es sogar einen eigenen Schneckenmarkt und die Älteren unter uns können sich vielleicht noch daran erinnern, dass es für Weinbergschnecken, die es einst auch in rauen Mengen gab, gutes Geld gegeben hat. Ach ja, dann noch meine Zwergfledermäuse und den fleißigsten Maulwurf aller Zeiten, dem ich einmal das Leben gerettet habe, weil er in einem kleinen Teich zu ertrinken drohte und der es mir mit dem Umgraben meines ganzen Gartens dankt. Meist allerdings dort, wo ich es nicht bräuchte.

 

Aber davon abgesehen, geht es ganz gut. Mir sowieso, denn ich habe lang genug versucht, etwas zum Besseren zu bewegen. Erfolglos. Ein Freund von mir, ebenfalls nicht mehr der Jüngste, hat sein Leben dem Tierschutz verschrieben und versucht gerade im Alleingang ein Tierheim in Rumänien zu erhalten und meint: „Durch diese Aufgabe den Tieren zu helfen, bin ich nicht nur ein besserer Mensch geworden, es geht mir geistig und körperlich so gut wie schon lange nicht.“ Was sagt uns das?

 

Ihnen noch einen schönen Herbst und wenn wieder Corona aufploppt, dann glauben Sie den Menschen, die glaubwürdig sind. Es ist nicht der Bäcker, der Ihnen das beste Schnitzel empfehlen wird. Passen Sie auf sich und alle Lieben auf!

Ihr Feri Tschank 


Feri Tschank
Seine Stimme und sein Gesicht gehören wohl zu den bekanntesten des Burgenlandes, denn zwei Jahrzehnte (ab 1979) hat er beim ORF Landesstudio Burgenland als Sprecher und Moderator Tausende Radio- und Fernsehbeiträge gestaltet. Die Sendung „Burgenland heute“ hat er von den Anfangsjahren (1988) weg begleitet. 1998 wechselte er zum BKF und war dort zunächst Programmchef, ab 2008 Chefredakteur bis zu seiner Pensionierung. Feri Tschank gilt als versierter Kenner des pannonischen Raumes und hat während seiner journalistischen Karriere besonders in den Bereichen Kunst, Kultur, Kulinarik wesentliche Eckpfeiler gesetzt. Unter anderem hat er mit „Prisma“ die erste grenzüberschreitende TV-Sendung mit EU-Mitgliedsstaaten entwickelt.

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