Kommentar

„Wird scho nix sei“

So, jetzt haben wir den Sommer fast hinter uns und irgendwie habe ich kein gutes Gefühl, was kommenden Herbst und Winter betrifft ...
Ein Kommentar von Feri Tschank.

Auf jeden Fall haben mir meine Bienen 18 Kilogramm Honig beschert, Zucchini und Kürbisse gibt es ohne Ende. Die Marillenmarmelade ist eingekocht, die Birnen sind gegessen und die ersten süßen Weintrauben auch. Lediglich mit den Paradeisern hatte ich heuer, aus welchen Gründen auch immer, kein Glück. Gibt Schlimmeres. Zum Beispiel die Situation unseres Tourismusmagneten Nr. 1, dem Neusiedlersee. Was tun? Wasser aus der Donau leiten, warten bis die nächste Sintflut kommt, auf schneereichen Winter hoffen? Irgendwas wird passieren, sonst wächst nächstes Jahr der Kukuruz auf dem verlandeten See. Aber wenn sich jetzt jeder beim Donauwasser bedient – es gibt ja auch andere Regionen mit großer Trockenheit – ist das Schwarze Meer auch bald ein Fall für Hoffen und Beten.

Wem gehört sie eigentlich, die Donau? Uns Österreichern, zumindest so weit sie innerhalb unserer Grenzen fließt!

Aber hat mich der Verbund jemals gefragt, ob er das Wasser dafür verwenden darf, um daraus Strom zu erzeugen, den er mir dann um teures Geld weiterverkauft? Könnt mich nicht erinnern. Der Wind, der gehört auch allen, aber versuchen Sie einmal in Ihrem Garten zwecks Selbstversorgung ein Windrad aufzustellen. Viel Glück dabei und sollte es Ihnen gelungen sein, dann verraten Sie mir bitte, wie Sie das geschafft haben!

Das mit dem Strom ist so eine Sache und ich muss sagen, da muss ich mich bei der eigenen Nase nehmen. Ich habe ehrlich gesagt bis jetzt keine Ahnung gehabt, wieviel kWh ich jährlich verbrauche. Jetzt habe ich sie und jetzt gibt es rigorose Stromsparmaßnahmen. Wäschetrockner wird stillgelegt, keinen Standbymodus, Sauna erst wieder im Winter und da auch nur ein Mal die Woche. Brotbacken nur in größeren Mengen, keine Duschmarathons, keine Umwälzpumpe bei meinem Kinderplantscher. Ein Drittel muss drinnen sein. 

Aber ich habe bis jetzt keinen ernstzunehmenden offiziellen Aufruf zum Energiesparen gehört. Geschwindigkeitsbegrenzungen? Natürlich nicht! Mir würde schon reichen, wenn die Autofahrer die Tempolimits einhalten würden. Mit einer etwas verschärften Verkehrskontrolle würde mehr Geld in die Taschen des Staates fließen und er müsste sich nicht mit dem Geld der Energiekonzerne sanieren. Gleichzeitig würde eine Menge Energie eingespart werden.

Und überhaupt mein ich, ist Handlungsbedarf angesagt. Wenn sich die Regierung bis Herbst nicht ein paar essenzielle Sachen zum Thema Teuerung, Inflation und Energiepreise einfallen lässt, wird es krachen in diesem Land, denn den aufgelegten Elfer lässt sich Kickl nicht entgehen. Genauso wie Schüssel, Kneissl und Schröder für russische Energiekonzerne lobbyieren, tun es bei den heimischen Konzernen Politiker aus der zweiten Reihe, indem sie dafür sorgen, dass da ja nichts passiert, das gegen die Geschäftsinteressen geht. Wieso kosten eigentlich Pellets das Doppelte vom Vorjahr, wie hat es Brennholz geschafft, zum neuen Klopapier zu werden? Wieso werden für Baustoffe „Made in Austria“ horrende Summen verlangt? Was haben Fleisch, Milch, Obst, Mehl und Gemüse mit der Ukraine zu tun?

Gibt es in diesem Land keine Preisbehörde? Kann wirklich jeder, der zuerst für die Verknappung seiner Produkte sorgt, in weiterer Folge verlangen, was er will?

Anscheinend! Das müsste halt hinterfragt werden. Nicht von der WKO, die hat andere Sorgen – zum Beispiel, dass die reichen Russen nicht mehr nach Wien kommen und sich Hermès-Handtaschen um 80.000 Euro kaufen. Es gibt ja auch noch andere Kammern und eine Heerschar von Beamten, aber das wär natürlich wieder eine aus der Norm fallende Arbeit und das können wir nicht – siehe Corona-Pandemie. Es werden harte Zeiten und fressen wird das Ganze wieder der Mittelstand. Aber irgendwann wird auch die beste Kuh keine Milch mehr geben können. 

Zu allem Überfluss sind jetzt auch noch Wissenschaftler zur Erkenntnis gelangt, dass man vor 40 nicht mehr als zwei Esslöffel Wein oder ein Stamperl Bier pro Tag trinken soll, wenn man sich nicht vorzeitig von dieser Welt verabschieden will. Heißt allerdings nicht, dass man ab 40 all das nachholen kann, was man davor versäumt hat, auch da gewährt man uns nicht mehr als drei Achterl pro Woche. Was das anlangt, habe ich mein Soll wahrscheinlich ein paar 1.000 Mal überschritten. Die Haut als größtes Organ des Menschen sagt man, merkt sich jeden Sonnenbrand. Kann nur hoffen, dass meine Leber über kein Langzeitgedächtnis verfügt. Jetzt kommen solche Aussagen daher, wo wir doch jahrelang geglaubt haben, der Wein wäre gut für die Gesundheit und wir natürlich tapfer auf die Gesundheit getrunken haben.

Wir sind wirklich ein armes Volk. Man kann nur hoffen, dass es bald Forschungsergebnisse gibt, die das wiederlegen. Zeitnah bitte, denn ein langer kalter Winter steht uns bevor.  Ich wünsche Ihnen für die nächsten Monate eine gehörige Portion der österreichischen Mentalität: „Wird scho nix sei.“

Passen Sie auf sich auf! 

Ihr Feri Tschank  


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