Kommentar

Ziel erreicht!

Die fünfte Säule – Accomplishment – die Zielerreichung
Fragt man Schüler:innen, was ihr großes Ziel ist, wird in den meisten Fällen die Antwort „die Schule schaffen“ oder „ein gutes Zeugnis bekommen“ oder „die Matura schaffen“ sein. Stellt man diese Frage außerhalb des Settings Schule kommen durchwegs andere Antworten…nämlich fast ausschließlich Lebensziele, die sich nicht nur auf die Schule beziehen, doch in vielen Fällen eine gute Ausbildung als Basis benötigen. Das sind langfristig angesetzte Ziele, welche einen besonderen Stellenwert für die Menschen haben und auch einen höheren Zusammenhang zu Wohlbefinden und Vitalität aufweisen. Zwei wesentliche Werte, die schon immer in Krisensituationen von großer Bedeutung waren, um fokussiert zu bleiben, sind Hoffnung und Zuversicht. Für unsere Kinder und Jugendliche haben diese seit der Covid-19-Pandemie sehr stark an Bedeutung gewonnen.

Foto© Michaela Resetarics

Mag. Michaela Resetarics, Msc ist Pädagogin und Gesundheitswissenschafterin. Sie implementiert das PERMA-Modell regelmäßig in ihrem Unterricht.

 

 

Der fünfte und, bis jetzt, letzte Bereich, mit dem Seligman sein PERMA-Modell komplettiert, beschäftigt sich mit der Zielerreichung, dem „Accomplishment“ oder „Achievement“.

Es ist unbestritten, dass das Erreichen von Zielen glücklich macht. Dabei können Menschen durch Leistung ihre individuellen Kompetenzen zeigen, erfahren dadurch Wertschätzung und das wirkt sich wiederum positiv auf das Wohlbefinden aus (Lück et al., 2021, S. 19).

 

 

Ziele geben dem Leben eine Struktur und eine Richtung und unterstützen auch die sogenannte „psychische Organisiertheit“ – was wiederum positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit hat. Menschen beschäftigen sich sehr viel mit der Formulierung von Zielen und den Maßnahmen, die zur Erreichung gesetzt werden müssen. Vor allem in der Schule sind unsere Kinder ständig einer Zielerreichung ausgesetzt – Tests, Schularbeiten, Arbeitsaufgaben, Plakate, Referate, uvm. sollen termingerecht abgegeben bzw. ein Stoff bis zu einem bestimmten Termin gelernt werden. Bei einer positiven Zielerreichung wird der oftmals beschwerliche Weg dahin nicht hinterfragt oder ist schon längst vergessen. Doch was ist mit jenen Kindern, die ihre Ziele – wie gute Noten – nicht oft oder gar nicht erreichen?!

Zum Faktor Errungenschaft wird oftmals geschrieben, dass es dabei darum geht, sich Ziele zu setzen, und diese dann auch zu erreichen…und sich dann, wenn man es geschafft hat, auch dafür zu belohnen.

Wie ich schon in einer meiner früheren Ausführungen zu PERMA@school geschrieben habe, bin auch ich genau dieser Meinung…nur schaffen es eben nicht alle Schülerinnen und Schüler, immer ihr angestrebtes Ziel zu erreichen. Genau hier können gezielt eingesetzte positive Interventionen sehr gut bei der Entwicklung von Plänen unterstützend wirken, um diesen „Boost für das Selbstvertrauen“, diese Selbstwirksamkeitserwartung zu bekommen – denn genau diese Erfolgserlebnisse sind eine perfekte Basis für weitere Ziele. Selbstwirksamkeit nimmt eine sogenannte „Moderatorfunktion“ zwischen Lernfreude und Leistung ein. Individuelle Zieldefinitionen zeigen deutlich, was den jeweiligen Personen wichtig und wertvoll ist im Leben und was sie als sinnvoll ansehen.

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  • Sich mit seinen Zielen auseinanderzusetzen, macht also definitiv Sinn!

Martin Seligman selbst verknüpft das Element des Gelingens in „Flourish“ mit der „Grit-Theorie“ von Angela Lee Duckworth. Grit ist eine ausgeprägte Form der Selbstdisziplin. Ein wesentlicher Bestandteil der Theorie ist, dass herausragende Leistungen nicht vom IQ einer Person abhängen, sondern dass der Charakter und vor allen Dingen die Willensstärke – wie sehr man sich für eine Sache anstrengt – entscheidend sind.


  • Die Formel lautet: Leistung = Können * Anstrengung.

Eine wesentliche Bedingung, dass eine Vision umgesetzt wird/ein Ziel erreicht werden kann, ist ein „growth mindset“ der Beteiligten – wie schon in einer meiner vorigen Kolumnen beschrieben. Eine positive Einstellung gegenüber den neuen Herausforderungen gilt als Grundvoraussetzung für das Gelingen und die erfolgreiche Umsetzung einer individuellen Aufgabe. Die Kinder und Jugendlichen können selbst die Veränderung sein, die sie sich wünschen. In Anlehnung an die Interventionen der Positiven Psychologie „best possible self“ und WOOP (©https://psychologie-des-gluecks.de)  könnte ein Entwicklungsprozess zur Stärkung einer positiven Haltung und zu einem dynamischen Selbstbild angestoßen werden.


ÜBUNG: „the future telescope – looking to the best possible self“
Voraussetzung dieser Übung ist, dass die Jugendlichen über ihre Charakterstärken Bescheid wissen und schon Stärkenübungen gemacht haben. Die Schüler:innen der Oberstufe setzen sich bei dieser Übung, die im Zuge eines Projekttages gemacht werden sollte, damit genug Zeit und Raum bleibt, mit ihrer bestmöglichen Zukunft auseinander. Sie sollen sich vorstellen, dass bis zum Abschluss der Schule (Matura, Lehrabschlussprüfung) alles bestmöglich verlaufen ist, sie ihre Stärken aktiv eingesetzt und ihre Chancen genutzt haben und somit ihren Lebenszielen nähergekommen sind. Alle ihre Träume sind in Erfüllung gegangen. Dann nehmen die Schüler*innen einen Stift und einen Notizblock, suchen sich einen gemütlichen Platz (in der Aula, im Schulgarten, in der Bibliothek) und schreiben auf, wie es ihnen mit diesen Vorstellungen geht, was sie in dieser Zukunft tun und was ihnen wichtig ist. Sie sollen 15-20 Minuten lang spontan alles aufschreiben, was ihnen einfällt – in der „Ich-Form“. Am Ende der Zeit wird der Text weggelegt und es gibt eine kurze Besinnungsphase, in der die Schüler*innen Veränderungen in ihrem Befinden wahrnehmen sollen.
Die Vorstellung der bestmöglichen Zukunft motiviert die Schüler:innen, diese Ziele zu erreichen. Die positiven Gefühle, die positive Motivation, die internale Attribution fördern eine positive Zukunftseinstellung. Besonders in Krisenzeiten ist Hoffnung eine wichtige Stärke, die mit dieser Übung gestärkt werden kann.

Die Vorstellung der bestmöglichen Zukunft motiviert die Schüler:innen, diese Ziele zu erreichen. Die positiven Gefühle, die positive Motivation, die internale Attribution fördern eine positive Zukunftseinstellung. Besonders in Krisenzeiten ist Hoffnung eine wichtige Stärke, die mit dieser Übung gestärkt werden kann.

Zum Abschluss bleibt mir nur zu sagen … es ist kein Schluss. Das PERMA-Modell wird immer weiterentwickelt. Vor allem der Zusammenhang von guter psychischer Gesundheit und guter physischer Gesundheit wird in vielen neuen Studien noch mehr hervorgehoben. In meinen Recherchen habe ich mich viel mit den Überschneidungen von PERMA und Salutogenese beschäftigt und sehe beide Modelle als perfekte Basis für eine gut funktionierende Gesundheitsförderungs-Strategie, nicht nur im sozialen Setting Schule. „Lange Rede – kurzer Sinn“… das PERMA-Modell von Martin Seligman besagt, dass wir es selbst in der Hand haben, unser Glück und unsere Lebenszufriedenheit in unserem Leben zu erhöhen – mit unseren Charakterstärken, unserem Willen und vielen guten Gefühlen.


Mag. Michaela Resetarics, MSc
Die 46-jährige Powermama ist seit über 20 Jahren eine engagierte, motivierte, empathische Pädagogin und seit 2022 Gesundheitswissenschafterin. Sie hat das Masterstudium „Gesundheitsförderung und Personalmanagement“ an der FH Burgenland absolviert und sich in ihrer Masterarbeit intensiv mit dem Thema Positive Psychologie als Teil einer Gesundheitsförderungsstrategie auseinandergesetzt. Das Setting Schule ist ein wichtiges soziales System, in welchem die Interventionen der Positiven Psychologie für alle Beteiligten wirksam angewendet werden können.
Michaela Resetarics implementiert diese Interventionen regelmäßig in ihren Unterricht und fördert somit die psychosoziale Gesundheit ihrer Schülerinnen und Schüler.

„Stop focusing how stressed you are and remember how blessed you are.“
„Veränderung braucht MUT“

Lesen Sie dazu auch das Interview über das PERMA Modell mit Prof.(FH) Mag. Dr. Erwin Gollner, MPH MBA, Leiter des Departments Gesundheit an der FH Burgenland

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