Bericht

Don Camillo und Peppone in Hartberg

Während Europa ratlos ob des Brexits und der damit verbundenen Trennung von Großbritannien ist, wächst in Hartberg (endlich) wieder zusammen, was ohnehin schon nebeneinander steht: Rathaus und Pfarrgemeinde. Ein Jahr lang „bekriegten“ sich nun nämlich Bürgermeister Marcus Martschitsch und Pfarrer Josef Reisenhofer bzw. ihre Alter Egos „Don Camillo und Peppone“. Gegenstand der Auseinandersetzung war die Frage, wer es schaffen würde, mehr Energie einzusparen. Gewonnen hat eindeutig das Klima.

Foto Olga Seus

Reichen sich nach einem Jahr wieder die Hände: Die ehemaligen Duellanten beim Energiesparwettstreit – Don Camillo und Peppone, alias Bgm. Marcus Martschitsch und Pfarrer Josef Reisenhofer

„Man zankt sich, man schlägt sich, aber man bleibt Mensch“, so ein Ausschnitt aus dem gleichnamigen Schwarzweiß-Film. Geschlagen wurde zwar niemand, wie Anton Schuller, Klima- und Modellregionsmanager der Stadt Hartberg gleich beruhigte, aber gekämpft wurde mit harten Bandagen: So berichteten beide Seiten, dass alle Räumlichkeiten abgegangen und ungenutzte Räume ausgeschaltet sowie die Heizungen insgesamt heruntergedreht wurden. Ob dabei das radikale Vorgehen von Anton Schuller für jeden geeignet ist, mag dahin gestellt bleiben: „Bei uns hat das so funktioniert: Wir sind mit der Temperatur mal runter gegangen und wieder und wieder, solange bis sich die ersten wirklich beschwerten. Und dann haben wir die Temperatur wieder um ein Grad erhöht, was deutlich spürbar ist und jeder war dankbar.“ Gelohnt hat sich das auf jeden Fall, denn obwohl Pfarrer Reisenhofer noch bei der Bergmesse am 1. September ankündigte, im Winter auf „Nächstenliebe statt auf Fernwärme“ zu setzen, was ihm auch beachtliche 8,23% an Wärme-Energie-Einsparung brachte, schaffte es das Rathaus-Team, in dieser Kategorie auf herausragende 29,94% Einsparung zu kommen. „Erfroren ist aber niemand“, wie Friedrich Hofer vom Klimabündnis Steiermark augenzwinkernd berichtete, doch ob der private Wärmeverbrauch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch den kälteren Arbeitsplatz nun merklich gestiegen ist, wurde nicht berichtet. 

Obwohl die Pfarre an sich schon aufs Stromsparen ausgerichtet ist – so wurde auf die Umstellung auf LED-Luster und auf LED-statt Plasma-Bildschirme, beides bereits im Jahr 2016, hingewiesen – schaffte sie hier einen klaren Sieg mit neuerlichen 10,25% gegen die durchaus ebenfalls sehenswerten 9,53% der Stadt. Bewirkt wurde dies vor allem mit der Umstellung auf LED in den gesamten Räumliechkeiten. Ein Tipp, den übrigens beide Duellanten auch an Privathaushalte weitergeben.

Da das Energiesparduell in dieser Form – zumindest bisher – einzigartig in Österreich gewesen ist (die Gemeinde Semriach hat 2 Monate später allerdings nachgezogen, aber Vorreiter war und bleibt Hartberg), wurde es natürlich auch medial inszeniert: Nicht nur 2 Fernsehteams warteten auf die Verkündung des Ergebnisses, auch zahlreiche Printmedien waren vor Ort, als Don Camillo und Peppone sich die Hand schüttelten und auf dem Hartberger Hauptplatz die Gewinner bekannt gegeben wurden. Am Ende waren sich alle Beteiligten einig: Gewonnen haben alle, allen voran aber das Klima. So rechnete Anton Schuller hoch: „Würden alle ca. 201 österreichischen Städte und dazugehörigen Pfarrkirchen ein ähnliches Ergebnis erzielen, könnten über 13 Gigawattstunden an Energie eingespart werden. Mit dieser Energiemenge könnte man unglaubliche 1.900-mal mit einem Elektroauto unsere Erde umrunden.“ 

Ausruhen will man sich in Hartberg auf dem Erreichten nicht, so wird angestrebt, weiterhin ein laufendes Energie-Monitoring fortzuführen und eine jährliche Berichtlegung nicht nur in Hartberg sondern in der ganzen Klima- und Energiemodellregion zu etablieren. Beteiligte Gemeinden sind hier neben Hartberg auch Hartberg Umgebung, St. Johann in der Haide und Greinbach. 


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