Bericht

Weiterhin Aufregung um Hartberger Schloss

Am Freitag, den 20. 11. 2020 endet die Ausschreibungsfrist für die Weiternutzung des Hartberger Schlosses, doch hinter den Kulissen geht es hoch her. 

Foto Olga Seus

Das Schloss ist das Wahrzeichen von Hartberg.

 

Der bisherige Mieter, der Nahrungsergänzungs- und Frischekosmetikkonzern Ringana hat eine klare Kaufabsicht geäußert und damit verbunden ein weitreichendes Konzept zur Nachnutzung und gleichzeitigen Innenstadtbelebung mit dem Titel „boost the city“ vorgelegt. Nicht das Konzept an sich, sondern die Aussicht auf den Verkauf des Schlosses von öffentlicher in private Hand entfacht die Diskussion. Da das Schloss Eigentum der HSI, einer Tochterfirma der Stadt Hartberg, ist und dort für einen Verkauf eine einfache Mehrheit genügt und zudem die ÖVP die Mehrheit im Gemeinderat darstellt, gilt ein Zuschlag an Ringana verbunden mit der Zustimmung zum Verkauf als nahezu gesichert. 

Petitionen

Dagegen hat sich spontan die private bzw. überparteiliche „Bürgerinitiative Schloss Hartberg“ gebildet, die eine online Petition mit dem Titel „das Schloss Hartberg muss Gemeindeeigentum bleiben!“ gestartet hat. So soll „dem drohenden Verlust an historischem Volkseigentum“ Einhalt geboten werden. In zwei Postaussendungen an die Stadtbevölkerung ist eindringlich auf die Petition hingewiesen worden mit den Argumenten, dass der Verkauf des Schlosses einer „humanistischen Verarmung“ gleichkäme und „Kulturgut ist Eigentum der BürgerInnen!“. Das von Ringana vorgelegte Konzept wird dabei nicht abgelehnt:„Boost the city wird auch von unserer Initiative begrüßt. So wie auch andere Projekte und Ideen zur Innenstadtbelebung.“ Jedoch weist die Bürgerinitiative darauf hin, dass das Konzept auch ohne Verkauf umgesetzt werden könne. Bisher (Stand 18.11.) sind bereits 1.094 Unterstützer auf der Petitionsseite eingetragen, davon 644 direkt aus Hartberg.

Ringana seinerseits hat reagiert und ebenfalls eine Petition gestartet, damit „auch diejenigen eine Stimme bekommen, die zum Projekt „Boost the City“ stehen“. Ringana verspricht dabei 6.000 Nächtigungen, mehr Wertschöpfung und neue Arbeitsplätze. Auch die Petition von Ringana erfreut sich regen Zulaufs, hier sind es (mit Stand 18.11.) 968 Befürworter, davon allerdings nur 230 aus Hartberg.

Satire

Mitte November ist nun von einem Mitglied der Petition, Werner Mucknauer, eine selbst verfasste Satire, die von Andreas Maigl illustriert worden ist, mit dem Titel „Die Zwergenstadt Weichtal: das Märchenschloß“ per Postwurfsendung in Umlauf gebracht worden. Andreas Wilfinger tritt dort als „Schönheitszwerg“, Bürgermeister Marcus Martschitsch als „Oberzwerg ohne Rückgrat“ in Erscheinung. Die Bürgerinitiative, gleichwohl von Mucknauer in seiner Presseaussendung als „wir“ betitelt, begrüßt die Satire zwar, stellt jedoch sogleich richtig: „Die Bürgerinitiative hat aber mit seinen Satireaktionen nichts zu tun, das ist eine Privatangelegenheit von ihm.“

Appell des Bürgermeisters

Bürgermeister Marcus Martschitsch hat nun seinerseits am 18.11. ein Video gepostet, in dem er darauf hinweist: „Wir brauchen einen innovativen zukunftsträchtigen Prozess für unsere Innenstadt“. Er verweist auf die Abstimmung zur Ausschreibung, die mit 19 von 25 Stimmen sehr eindeutig ausgefallen ist. Einziges Ziel sei, Hartberg und die Region zu stärken, weiterzuentwickeln, zukunftsfit zu machen und Arbeitsplätze zu sichern und auszubauen. Er appelliert: „Zukünftige Generationen sollen nicht wieder von einer vertanen Chance reden müssen“ und verspricht seinerseits, Schlossareal und Park sollen öffentlich zugänglich bleiben und „Kultur muss stattfinden können“. Er wolle „Kultur, Wirtschaft und unsere Stadt zusammenführen“ und damit Hartberg als „lebendiges Zentrum in der Oststeiermark“ aufrecht erhalten.


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3 Antworten

  1. Wieso nicht einen Pachtvertrag zu 1,- Euro für 99 Jahre? Muss man jedes öffentliche Gut privatisieren, mit der Gefahr, dass der „Investor“ dann in die Pleite geht und das öffentliche Gut mit der Masse an einen Potentaten verramscht wird? Klar gibt es mehr zu überlegen als mit einem Satz zu sagen ist, aber ein klarer langfristiger Nutzungsvertrag erfüllt den Zweck genauso gut. Und wenn der Nutzer/Mieter/Pächter wirtschaftlich aufgibt, die Pflege vernachlässigt oder anderen Bedingungen nicht nachkommt, fällt das Objekt wieder an die öffentliche Hand zurück. Das hat mit Hongkong funktioniert, das sollte sich auch für ein Schloss in einer oststeirischen Kleinstadt machen lassen. Ein Notar wird sich dafür schon finden …

  2. Es ist unverständlich, dass die Stadt das Schloss ohne breite Information und Einbindung der Bürger veräußern will. Es zeigt von Gerigschätzung unseres Kulturgutes, in nur 3 Wochen Frist an Verkauf oder Pacht zu denken. Aus diesem Grund wehrt sich eine große Zahl an Bürgern in und um Hartberg, diese Vorgangsweise zu akzeptieren. Diese Proteststimmen sind nicht mehr zu übersehen. Ein Umdenken zum Wohle des mehr als 800 Jahre alten Kulturgutes ist dringend gefordert.