Porträt

Ein Sommer wie damals

Es gab früher wohl kaum einen Haushalt am Land, der keins in der Garage hatte: ein Puch Maxi. Als leichtes, wendiges und sparsames Fahrzeug war es für Wege im Ort oder einen Kurzausflug eine praktische Angelegenheit. Heutzutage leisten die modernen E-Bikes ähnliche Dienste. Doch die Beliebtheit des Puch Maxi ist über die Jahre noch nicht verblasst, im Gegenteil, es erlebt gerade einen ganz neuen Hype. In Grafenschachen hat sich eine richtige Maxi-Clique formiert. prima! auf Rundfahrt mit der “Gromschochana Maxi Gang”.

Foto©Eva Maria Kamper

Gemeinsame Ausfahrten mit dem Alltagsmofa „Puch Maxi” aus längst vergangenen Zeiten schweißen die Maxi-Gang als Freunde zusammen. 

 

Ganz schön laut wird das, wenn alle 27 Maxis losknattern. Noch dazu, wenn einer der Fahrer einen Lautsprecher mit Rockmusik am Gepäckträger dabeihat und man sich nur mehr durch lautes Zurufen unterhalten kann. Ausgestattet mit stilechten Stahlhelmen und einheitlichen T-Shirts sorgt die Grafenschachner Maxi-Gang dann ziemlich für Aufsehen, wenn sie in den lauen Sommerabendstunden in der Ortschaft ausschwärmt. Bei ein paar Fahrern qualmt es ganz ordentlich aus dem Auspuff: „Die haben es mit dem Benzin-Öl-Gemisch zu gut gemeint. Aber das macht nichts”, lacht der Chef der Maxi Bande, Marco Luif.“ Das Beste an dem Maxi ist, dass es nahezu unverwüstlich ist.” Werkzeug und Zündkerzen immer im Rucksack dabei zu haben, sei allerdings ein guter Tipp, wie er hinzufügt. Gemeinsames Schrauben gehört für die Gruppe auch dazu, was durch die einfache Bauweise des Maxi und unkomplizierte Verfügbarkeit von Ersatzteilen mit hohem Spaßfaktor geprägt ist. Und das Maxi lässt auch Raum für erfinderischen Mechaniker-Freigeist: „Meinem Kumpel ist unterwegs das Gasseil gerissen, er hat den Rest vom Seil an einen Holzpflock gebunden und konnte mit dem Pflock in der Hand dann trotzdem noch heimfahren”, schmunzelt Marco über Erinnerungen wie diese, die die Männer als dicke Freunde zusammenschweißen. 

2015 habe man in der Ortschaft zu dritt oder viert begonnen, mit den alten Maxis auszufahren, inzwischen sind fast 30 Männer Teil dieser Clique und es werden immer mehr. Und die Anschaffung eines Mofas ist mittlerweile gar nicht so einfach: „Man muss am Gebrauchtmarkt schnell sein, wenn einem ein Maxi gefällt. Sonst ist es sofort weg”, weiß Marco. Durchschnittlich 2.000 Euro sind gut erhaltene Maxis am Markt wert. Doch woher kommt dann der Reiz an diesem kleinen Mofa? Denn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 40 km/h und rund zwei PS ist das Puch Maxi wohl nicht das typische Fahrzeug, das man einem klischeehaft männlichen Statussymbol gleichsetzen würde. „Es ist ein Stück Nostalgie und eine unbeschwerte Gemütlichkeit, auf einem Maxi zu fahren, vor allem hier im Ort oder in die Nachbarortschaften. Und die Leute bleiben stehen und winken, wenn sie uns sehen”, schildert Marco die Freude auf beiden Seiten. Dieser Erklärung ist nichts hinzuzufügen. Als wärs ein Sommer wie damals.  


Puch Maxi
Das Puch Maxi ist ein Mofa, das von Steyr Daimler Puch und später von Piaggio hergestellt wurde. Das Design des Maxi stammt von Louis Lucien Lepoix. Die Maxi-Modelle wurden zwischen 1969 und 1995 gebaut. Ein typisches Merkmal des Maxi ist der bereits im Rahmen integrierte Tank, der an die drei Liter Sprit fasst. Damit ergibt sich eine Reichweite von ca. 100 Kilometern.


Puch Maxis könnten unterschiedlicher nicht sein. Und jedes erzählt eine Geschichte, die immer noch weitergeschrieben wird, denn das Puch Maxi ist im ländlichen Raum wieder hoch im Kurs.

Kollektive Reparaturarbeiten und das verdiente Feierabend-Bier gehören da ebenso dazu.


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