Reportage

Auf den Biber gekommen

Die einen treffen sich zum Walken, die anderen zum Yoga, für den Bücheraustausch, zum Gärtnern oder Stricken. Die Hobbys, die Menschen zusammenführen, sind vielfältig. Diese drei, um die es hier geht, hat der Biber zusammengebracht. prima! auf Spurensuche des viel unterschätzten Ökoingenieurs.

(c) Nicole Mühl

Ein Biberdamm in Welgersdorf. Hier erkennt man, wie das Wasser durch den aufgestauten Damm gefiltert wird.

 

Es ist genau jenes Wochenende, an dem das Südburgenland von starken Sturmböen heimgesucht wird. Die drei Damen, die zu dieser Spurensuche animiert haben, sind dennoch nicht aufzuhalten, die Fährte aufzunehmen. Ihr Blick ist konzentriert auf abgenagte Äste und Baumstämme. Und diese finden sich an diesem Bachufer zwischen Welgersdorf und Hannersdorf zur Genüge. „Weichholz haben die Biber am liebsten“, erklären die drei Biberfreundinnen, als alle an einer windgeschützten Stelle zusammen warten. Die sanduhrförmigen Nagespuren an den Bäumen sind hier nicht zu übersehen. Die Augen von Erika Schmidhuber, Silvia Strauch und Verena Florian suchen die Landschaft ab. Wo angenagte Bäume sind, sind Biberburgen und Dämme auch nicht mehr weit.

Bis zu einem Meter 30 wird ein Biber groß und bis zu 36 Kilogramm bringt er auf die Waage. Auch wenn er pummelig wirkt, ist er mit seinen Häuten an den Hinterpfoten und dem paddelförmigen Schwanz ein ausgezeichneter Schwimmer. „Im Wasser fühlt er sich am sichersten. Deshalb baut er dort auch seine Burgen, sprich seine Behausungen“, erklärt Erika Schmidhuber. Alle drei Frauen haben unabhängig voneinander erkannt, wie wichtig und wertvoll dieses Nagetier ist. Und wie sehr sein Lebensraum durch den Menschen gefährdet wird – auch wenn es unter Naturschutz steht. 

Fakten und Konflikte

Die Rinden der Bäume sind im Winter die Hauptnahrung der Nagetiere. Eine der größten Fehlinformationen sei, dass der Biber Fische frisst, ärgern sich die Naturschützerinnen. „Dabei sind Biber reine Vegetarier. Im Sommer besteht ihre Nahrung aus Gräsern, Kräutern, Jungtrieben im Uferbereich und sie lieben Ackerfrüchte.“ Die Röhren – eine Art Tunnel – die vom Wasser in die Äcker führen und der Ausstieg (Halbröhre) sind ein Ärgernis für die Grundstücksbesitzer bzw. Gemeinden. „Landmaschinen könnten wegen der Röhren und der Ausstiege einbrechen“, berichtet Erika Schmidhuber über ihre Gespräche mit Landwirten. Diese Problematik kennt auch Dr. Klaus Michalek vom Naturschutzbund Burgenland. „Der Konfliktherd zwischen Mensch und Biber liegt darin, dass die meisten Gewässer reguliert sind und die Bewirtschaftung direkt an die Gewässer heranrückt. Die meisten Konflikte entstehen in einem Uferrandstreifen von zehn bis 20 Meter“, erklärt Michalek. Genau dort, wo der Biber lebt. Außerdem ärgern sich die Grundstücksbesitzer über das abgenagte Gehölz und auch die Staudämme sehen viele nicht gern. Eine Gegebenheit, die die drei Biberfreundinnen überhaupt nicht nachvollziehen können. Immerhin trage der Biber genau damit zur Renaturierung der Gewässer bei. „Eine Meisterleistung und für unser Ökosystem enorm wichtig“, sagen sie.

Unbezahlbarer Ökobaumeister

Die Bedeutung des Bibers für die Natur ist erforscht und europaweit anerkannt. „Biber kurbeln die Biodiversität an wie keine andere Art. Sie liefern kostenlos Renaturierungsarbeit“, betont Michalek. Darum ist der Biber auch geschützt. Und tatsächlich ist ein Biberdamm Schauplatz einer gelungenen Wiederansiedelung von längst verloren geglaubten Tier- und Insektenarten. „Biber verändern das Gewässer nachhaltig positiv“, erklären die drei Biberschützerinnen. Amphibien, Vögel, Insekten – die Artenvielfalt, die sich hier durch die Dämme ansiedelt, ist unglaublich“, weiß Verena Florian. 

Biberdämme sind Dienstleister unseres Ökosystems

„Biologen haben herausgefunden, dass der Wasserhaushalt einer Region gestört wird, wenn der Biber entfernt wird“, erklären die Naturschützerinnen weiter. Die Dämme seien gerade in den immer trockener werdenden Sommermonaten enorm wichtig, da sie für offene Wasserflächen sorgen. „Vor allem von Jägern höre ich immer wieder, dass sie froh sind, dass das Wild dadurch in trockenen Sommern Wasserstellen findet“, betont Silvia Strauch, die auch ehreamtliches Naturschutzorgan ist. Als solches tritt sie immer wieder in direkten Kontakt mit Grundstückseigentümern und Gemeindearbeitern, denn wo Biberburgen sind, treten meist Konflikte auf. Aus Unwissenheit, betont sie. Auch wenn es strengstens verboten ist, werden Biberburgen und Dämme immer wieder zerstört. 

Information und Aufklärung sei deshalb dringend notwendig, weiß auch Klaus Michalek. Die Bundesländer haben dazu mit dem sogenannten Bibermanagement eine eigene Stelle einberufen, die Abhilfe schaffen soll. Dieses ist zu kontaktieren, wenn man Biberspuren entdeckt, da der Biber dann registriert wird. Das Bibermanagement ist auch die erste Anlaufstelle bei Konflikten. „Viele Missstimmungen lassen sich ohnehin sehr schnell durch Information ausräumen. Alle Eingriffe sind mit dem Bibermanagement abzustimmen, denn lokale Einzelmaßnahmen müssen an den Standort angepasst werden“, appelliert Michalek. Oft reicht eine Umzäunung oder ein Baumschutz. Keinesfalls jedoch darf ein Biberdamm entfernt werden. „Weil diese Dämme eine besondere Schutzfunktion für den Biber haben. Sie halten den Baueingang unter Wasser, damit keine Feinde eindringen können. Die Manipulation von Biberdämmen muss naturschutzrechtlich geprüft werden. Daher ist immer das Bibermanagement anzurufen“, betont Michalek. 

Die Naturschützerinnen würden sich wünschen, dass die Gemeinden und Grundeigentümer erkennen, dass die Arbeit der Biber im Sinne der Renaturierung unersetzbar ist. „Müsste diese Arbeit bezahlt werden, wäre sie kaum finanzierbar.“   


Bibermanagement Südburgenland

Clemens Trixner, MSc.

clemens.trixner@gmail.com

0677 62 707 409

 


Bibermanagement Steiermark

Mag. Brigitte Komposch, MSc

bibermanagement@oekoteam.at

0660 717 09 33


„Biber stehen unter Naturschutz.“


Das Foto zeigt, dass sich die Nagetiere im Winter von den Rinden der Bäume ernähren. In einem solchen Fall kommt es oft zu Konflikten. Das Bibermanagement ist unbedingt zu verständigen und gemeinsam werden Lösungen gefunden. Alleingänge sind nicht erlaubt, da der Biber unter strengem Naturschutz steht. 

Wer etwa die Behausung des Bibers (Biberburg) zerstört, greift gewaltsam in den Lebensraum der geschützten Tiere ein und gefährdet sie. 

Die Naturschützerinnen Verena Florian, Erika Schmidhuber und Silvia Strauch auf den Spuren des Bibers.






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3 Antworten

  1. Der Biber stellt ja eine riesige Chance für den Wasserrückhalt und die Grundwasserneubildung im Burgenland dar, faszinierend!