Reportage

Baggern einmal anders

Volleyball kennt fast jeder aus dem Schulsport. Doch was bedeutet es, wenn gebaggert oder geblockt wird? prima! hat sich beim TSV Volleyball Hartberg ein paar Bälle um die Nase fliegen lassen.

Foto © Olga Seus

Marie Bruckner bei den MEVZA Beach Volleyball Championships U16/U18 Ende Juli in Hartberg

 

Der Ball fliegt hoch, dann springt die Spielerin, einen kurzen Moment scheint sie zu schweben. Sie trifft den Ball mit voller Wucht und hält die Luft an. Der Ball beschleunigt und trifft. Aber nur aufs Netz. Dabei hätte er knapp drüber gehen sollen. Der Schiedsrichter pfeift, Punkt für die anderen. Die Spielerin ist enttäuscht. Sie hätten den Punkt so dringend gebraucht, damit sie den Satz gewinnen können.

Ein Anfänger hingegen wäre zunächst einmal froh, wenn er oder sie überhaupt einen Ball übers Netz bekommt, den richtigen Winkel, die richtige Kraft und vor allem auch die Höhe erreicht. Von gezielten Anspielpunkten ist zunächst nicht die Rede. Der Ehrgeiz erwacht, sobald man die Grundtechniken beherrscht: Baggern, Pritschen, Angriff oder Block. Dann kommen erste taktische Überlegungen und man ärgert sich, wenn nach den maximal drei erlaubten Ballberührungen innerhalb der eigenen Mannschaft der Ball nicht ins gegnerische Feld befördert wird oder ins Aus geht. Man freut sich, wenn man einen guten Block gesetzt hat oder einen Ball genau in die Lücke zwischen zwei gegnerischen Spielerinnen.

Taktik & Action im Team

Doch erst jahrelanges intensives Training lässt daraus ein komplexes Spiel werden. „Volleyball ist irrsinnig spannend, da jeder Punkt zählt und man damit in einer Art ‚Dauerstress‘ ist. Es besticht durch eine hohe Dynamik, ist actionreich und ist taktisch äußerst anspruchsvoll“, so Markus Gaugl, der früher selbst im österreichischen Nationalteam spielte und heute Geschäftsführer des TSV Hartberg Volleyball ist. 

Eine Nachwuchstalent aus Hartberg, die 17-jährige Marie Bruckner, beschreibt ihren Sport so: „Volleyball ist etwas ganz Besonderes. Ich liebe es, im Team zu spielen, gleichzeitig ist man ganz nah beim Gegner ohne direkten Kontakt.“ Tatsächlich ist die Beherrschung der Techniken genauso wichtig wie das Zusammenspiel. Bei den Kleinsten fängt das mit Dreier-Gruppen an, wird auf vier gesteigert, bis es dann in der U15 zur bekannten Sechser-Aufstellung kommt. Ein Ausnahmefall ist Beachvolleyball: Auf kleinerem Feld wird auf Sand in Zweierteams gespielt. Die Damen spielen im Bikini: „Das gehört wohl zum Beachfeeling mit Sand und Sonne dazu“, sagt Gaugl und auch Marie winkt ab: „Das ist eben so“. Der Fokus liegt auf dem Spiel. Alles andere wird – nach fünf Jahren mit vier Trainingseinheiten pro Woche – ausgeblendet. „Nervös bin ich nur mehr vor sehr wichtigen Spielen“, sagt sie souverän.


TSV Hartberg Volleyball

1985 gegründet als Sektion des TSV Hartberg, seit 2000 ein eigenständiger Verein. Größte Erfolge: 2006/7 und 2012/13: Sieg Österreichcup Herren. Auch heute spielt der TSV Hartberg Volleyball erfolgreich in der Herren- und Damenbundesliga mit und stellt darüber hinaus Teams in der Landesliga, der Oberliga und in den verschiedenen Nachwuchsgruppen von U11 bis U20. Der TSV Hartberg hat sich damit einen Namen als „Ausbildungsverein“ gemacht, der jungen Nachwuchstalenten die Chance zum Spielen und damit zur Aufnahme in bekanntere Kader gibt. „Wir sehen das nicht als Problem, wir haben so immer recht junge Mannschaften mit guten Spielern. Wenn diese später große Erfolge feiern, ist das auch ein Stück unser Verdienst“, so Geschäftsführer Gaugl.


Marie Bruckner

Marie Bruckner, Jahrgang 2004, spielt seit sieben Jahren Volleyball. Anfangs noch neben ihrem anderen Sport, dem Tanzen, seit bald drei Jahren ist das Training so intensiv, dass weder für viele Verabredungen mit Freunden, noch sonstige Hobbies Zeit bleibt. Ihrem Berufswunsch Profispielerin ist sie dabei durchaus näher gekommen, auch wenn sie weiß, dass man damit nicht eben reich werden kann:

– Schülerliga 1. Platz,

– österreichischer Meister in der Halle in den Kategorien U13 und aktuell U18, schließlich

– 2020: Einberufung ins österreichische Damen-Nationalteam, wo sie momentan den Rang einer Reservespielerin hat.

Bei den MEVZA Beach Volleyball Championships U16/U18, vom 23.-25.7.21 in Hartberg ist  Marie Bruckner in der Kategorie U18 gestartet und mit Emma Hohenauer 2. geworden.


Volleyball ist ein Teamspiel, man sieht genau, dass sich Maries Partnerin Emma Hohenauer bereit macht, den Ball weiter zu spielen

Marie Bruckner beim Anzeigen ihrer Taktik

Marie bei einem klassischen Block

Marie beim Service


Fotos © Olga Seus_bei den MEVZA Beach Volleyball Championships U16/U18, 23.-25.7.21 in Hartberg

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