Reportage

„Dann kommen sie wieder nach Hause”

Haustiere sind Familienmitglieder. Sie begleiten uns, halten uns auf Trab, trösten uns und erfüllen unseren Alltag mit vergnüglicher Konversation und treuherzigen Augen. Aber leider ist ihre Lebensspanne im Vergleich zur menschlichen wirklich unfair kurz. Und so kommt im Laufe des Lebens unweigerlich der Tag, an dem wir uns von unserem Liebling verabschieden müssen. prima! auf Besuch in einer Tierbestattung.

(c) Eva Maria Kamper

Urnen sind in allen Variationen und Preisklassen erhältlich. Auch als Schmuck kann man den verstorbenen Liebling bei sich tragen.

 

Im Fall des Todes eines Tieres ist für die „Entsorgung“ des Körpers offiziell die Tierkörperverwertung zuständig. Ein unvorstellbarer Gedanke für viele Tierhalter*innen. Ob der verstorbene Liebling im eigenen Garten begraben werden darf, kann man nicht pauschal beantworten, da jedes Bundesland in Österreich eigene Regelungen und Verordnungen hat. Eine würdevolle Alternative ist daher eine Tierbestattung in Form einer Kremierung, also einer Einäscherung. Sandra und Mathias Adelmann führen seit 2019 eine Tierbestattung in Stegersbach und haben bereits unzählige Haustiere – vom Hamster bis zum Pferd – auf ihrem letzten Weg begleitet. „24/7”, also rund um die Uhr an sieben Tagen die Woche, sind sie für ihre Kundschaft erreichbar, wie sie betonen. Denn dass dieser letzte Weg ein emotionaler und sehr belastender Ausnahmezustand für die Menschen ist, ist ihnen bewusst. 

Der Moment des Abschieds 

„Kaum jemand befasst sich schon zu Lebzeiten der Haustiere mit diesem Thema. Wenn der Zeitpunkt dann gekommen ist, möchten wir schnell zur Seite stehen”, schildert Mathias Adelmann, der gemeinsam mit seiner Ehefrau großen Wert darauf legt, den Ablauf der Abholung zur Einäscherung so piätätvoll wie möglich zu gestalten. Dem Kunden genauso wie dem leblosen Tierkörper gegenüber. „Wenn wir das Tier abholen, fließen oftmals bittere Tränen, da weint man sehr oft mit. Und das ist auch ganz normal und gut so”, schildert Sandra Adelmann. Dabei erinnert sie sich an eine herzzerreissende Situation, wie sich ein kleiner Bub verzweifelt mit der toten Katze auf der Toilette eingesperrt hat, weil er nicht wollte, dass sie mitgenommen wird. „In diesen Momenten ist es wichtig, dass man den Menschen den Respekt und die Zeit gibt, sich zu verabschieden.” 

Urnen und Schmuck 

Der Tierkörper wird dann ins Tierkrematorium nach Graz gebracht, wo die Einäscherung als Einzelkremierung stattfindet. In der Zwischenzeit haben die Menschen die Möglichkeit, sich eine passende Urne oder andere Erinnerungsstücke für die Asche auszusuchen. Die Auswahl dabei ist riesig. Urnen aller Arten und Materialien sind in verschiedenen Preisklassen erhältlich. Eine weitere liebevolle Art, das Haustier weiterhin bei sich zu haben, sind Schmuckstücke mit beispielsweise einem Anhänger, in die sich eine kleine Menge der Asche einfüllen lässt. Wer auch ein bisschen mehr Geld ausgeben mochte, kann aus der Asche sogar einen richtigen Diamanten anfertigen lassen. Kostenpunkt der Einäscherung ist zum Beispiel bei einer durchschnittlich großen Katze circa 135 Euro, ein Hund bis zu 15 Kilo an die 200 Euro. Die Urnen gehen ab 40 Euro aufwärts. Beim Schmuck ist auch eine große Auswahl vorhanden, wobei diese für Männer beträchtlich kleiner ausfällt. 

Der Weg zurück 

Die Asche der Tiere wird nach spätestens zwei Wochen von der Tierbestattung aus dem Krematorium abgeholt. Es ist aber kein graues feines Pulver, wie man vielleicht glauben möchte, sondern erinnert eher an einen weißen, kalkartigen Sand mit gröberen kleinen Teilchen. Dass dies einmal das geliebte Haustier war, ist kaum vorstellbar. Die Tierbestattung nimmt sich oft auch Tieren an, die im Straßenverkehr tot aufgefunden werden, wo nicht sofort ein Besitzer ausfindig gemacht werden kann. „Wir haben dafür eine Spendenkassa und lassen die Tiere auf unsere Kosten kremieren, da wir auch diesen tragisch und einsam verstorbenen Lebewesen eine würdevolle Beerdigung ermöglichen möchten. Diesen Respekt hat jedes Tier verdient. Wir teilen dann eine Beschreibung des Tieres in den sozialen Medien, in der Hoffnung, dass sich ein Besitzer meldet”, sagt Sandra Adelmann. 

Die letzten Überreste in Form der Asche in der Urne bringen die Tierbestatter gerne persönlich zu den Haustierbesitzern zurück. „Das ist nach dem ersten Schmerz und Schock für die Menschen meist wieder ein ‚schöner’ Augenblick. Auch wenn die Trauer über den Verlust des Haustieres groß ist und auch noch längere Zeit andauert, ist der Moment des Überreichens der Urne ein ganz besonderer. Denn dann kommen sie wieder nach Hause!” 



Mathias und Sandra Adelmann kümmern sich im Sterbefall eines Haustieres mit viel Einfühlungsvermögen um die Abholung und Einäscherung.

Das Tierkrematorium in Graz

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