Das „Raffelhaus“
Eines der schönsten, typisch burgenländischen Arkadenhäuser steht in Oberwart: das Raffelhaus. Allein der Garten ist eine Geschichte für sich.
Foto: Wilhelm Hodits
Im südlichen Hofbereich steht ein großer Nussbaum, der das Haus beschattet.
Etwa 200 Jahre ist es alt, das sogenannte „Raffelhaus“ und mitten im Zentrum von Oberwart gelegen. Der aufmerksame Besucher wird bemerken, dass es einen Meter tiefer liegt als der Gehsteig. Die Zufahrt war damals nur über die heutige Ganghofergasse möglich. Erst Ende 1950 wurde die Schulgasse errichtet. Auf die Höhenlage des Raffelhauses wurde dabei jedoch keine Rücksicht genommen, und so liegt es heute eben bis zu einem Meter tiefer als der Gehweg.
In Besitz der aus Tirol stammenden Familie Raffel kam das Haus um 1888. Mihaly Raffel war Lehrer in Neumarkt und kaufte das Haus samt der anschließenden Mühle für seinen Sohn János. Und dieser wiederum vermachte die Mühle seinem Sohn Johann, der in Oberwart als Müller stadtbekannt und sehr beliebt war. Besonders stolz war er auf seinen Sohn, der unter dem Namen Bubi Raffel als Tierarzt für Großvieh über die Grenzen der Stadt hinaus kein Unbekannter war. Bubi Raffel starb im September 1997. Seither wird das Arkadenhaus von seiner Witwe bewohnt – und auch der Garten wird von ihr nach wie vor mit viel Aufwand und Leidenschaft gepflegt. Übrigens: Auch Otto Wölfel, der bekannte Oberwarter Kantor und Volkschullehrer, wurde in diesem Haus (dem Elternhaus seiner Mutter) im Jahr 1924 geboren.
Das Arkadenhaus
Das Haus wurde um 1820 als Hakenhof errichtet. Wer es erbaute, ist gänzlich unbekannt.Die Mauern sind solide 60 cm stark. Auf der gesamten Südseite verläuft ein Arkadengang. Der westliche Quertrakt wurde 1905 dazugebaut. Im Zuge dieser Baumaßnahmen wurde auch der heute mächtige Weinstock gepflanzt, der das Haus für sich eingenommen hat. Der eigentlich größere Garten, der nördlich gelegen war, wurde mit dem Bau der Schulgasse (1959-1960) an die Stadtgemeinde verkauft. Im Zuge dessen wurde auch der Wirtschaftstrakt abgetragen. In den 1960er Jahren war das Raffelhaus als Kükenbrutstätte bekannt. 1970 wurde diese endgültig geschlossen.
Danach wurde das Haus saniert, und die Zimmer sind heute noch in dem gediegenen Stil verschiedener Zeitepochen eingerichtet. 2006 wurde ein Wintergarten zugebaut, den Frau Raffel heute besonders als Heizung in der Übergangszeit schätzt. Aber kaum zu übertreffen ist der alte Nussbaum im südlichen Teil des Gartens. Es ist ein Ruhepol mitten in der Stadt, der sicherlich viel erzählen könnte.
Schreibe einen Kommentar
1 Antworten
Willi Hodits hatte Gelegenheit, Einblick in ein einzigartiges Haus zu bekommen…