Reportage

Die kleinste Skihütte

Aus einer Rumpelkammer hat er in Oberwart im Südburgenland eine Skihütte gebaut. Marc Andre Bresnig wollte etwas schaffen, worauf er stolz ist. Vom Traum eines stadtbekannten Kellners.

© Nicole Mühl

Marc Andre Bresnig aus Oberwart hat aus einer alten Scheune eine kleine Skihütte gebaut. Upcycling in einer außergewöhnlichen Form.

 

Im Traum kommen die Ideen. Es war während der Corona-Zeit, als Marc Andre Bresnig immer wieder mitten in der Nacht aufwachte, zu Papier und Stift auf seinem Nachtkästchen griff und Einfälle für seine Handwerksarbeiten aufzeichnete. Im Garten seines Hauses stand bis zu diesem Zeitpunkt eine Art Rumpelkammer. Und diese beschäftigte ihn schon lange. „Ich wusste nicht genau, was ich damit machen sollte“, erinnert er sich zurück. Dann kam der Lockdown und Marc Andre, der beim Stadtwirt in Oberwart als Kellner arbeitet, hatte plötzlich Zeit zur Verfügung. „Und die habe ich genutzt“, lächelt er.

Zuerst wurde ordentlich entrümpelt. Aber weggeschmissen wurde so gut wie nichts. „Ich hab von meinem Vater gelernt, dass man aus allem etwas machen kann“, sagt er. Das handwerkliche Geschick habe er sicherlich von ihm mitbekommen. Alles wurde daher verwertet. Zu diesem Zeitpunkt stand für ihn bereits fest, dass er aus der alten Rumpelkammer eine Skihütte machen will. „Die kleinste in Österreich. Vielleicht sogar der ganzen Welt“, kichert er. Er selbst hatte durch seinen erlernten Kellner-Beruf in jungen Jahren in einer Skihütte gearbeitet und die Liebe zu diesem „heimeligen Flair“ ist geblieben. Einen Plan hatte er für sein Vorhaben nicht. Die Ideen kamen über Nacht. Aus einem alten Schreibtisch baute er eine Bar. Das war das erste Stück in der Hütte. Aber da hatte er schon einiges an Schwerstarbeit hinter sich, denn das gesamte Objekt wurde von ihm zuvor gedämmt. „Damit es im Winter auch kuschelig warm ist“, sagt er. Dann kamen der Boden und die Wände. Jedes Stück Holz in der Hütte hat er selbst gefräst, geflämmt und verlegt. Die Rückenlehne der Bank hat er extra abgerundet. „Details sind mir wichtig“, sagt er. Einmal hat er ein gehobeltes Kaminholz geschenkt bekommen. „Das war mir zum Verheizen viel zu schade. Also habe ich eine Lampe daraus gemacht“, greift er eines der vielen Besonderheiten in der Hütte heraus.
Als er mit der Stube fertig war, startete er das nächste Projekt: den Erdkeller. „Einen Monat lang habe ich jeden Tag daran gearbeitet. Die Erde habe ich Kübel für Kübel raufgetragen, damit man hier aufrecht stehen kann“, erzählt er. Aus einem finsteren Erdloch hat er einen Raum gemacht, der ihm heute unterhalb der Hütte als eigenes kleines „Kino“ dient. Darin eine Art Chill Lounge aus Ziegeln und Paletten, an den Wänden eine Leinwand und ein Beamer. Aus alten Fensterbrettern hat er einen aufklappbaren Tisch gezimmert und die Wände hat er mit seinen Händen Zentimeter für Zentimeter verschmiert. Die alten Balken bei den kleinen Fensterschlitzen sorgen für Frischluft und Licht. Oft komme er hierher, auf die große Leinwand ist dann ein Wasserfall projiziert, im Hintergrund läuft seine Lieblingsmusik. „Da kann ich dann wirklich abschalten“, sagt er. Wie viel Schweiß und Mühe es ihn gekostet hat, werde er nie vergessen. Aber müde wurde er nie.

Lebensträume

Seinen Beruf als Kellner liebt Marc Andre, „aber die meisten wissen nicht, wie hart die Gastronomie ist“, sagt er. Seine Skihütte sei für ihn ein Ausgleich, ein Ruhepol. Und eine Bestätigung. „Ich glaube, ich wollte mir selbst beweisen, dass ich auch handwerklich was drauf habe. Dass ich etwas schaffe“, sagt er. Sein Traum ist noch nicht ausgeträumt. Irgendwann möchte er ein Sozialprojekt verwirklichen. „Mit Menschen, die keine Arbeit finden, will ich handwerklich etwas produzieren“, sagt er. Arbeit sei für jeden wichtig.

Oft bleiben Spaziergänger vor seinem Haus stehen und fragen nach. Die lädt er gleich zu einer Besichtigung ein. Wenn die Leute mit Staunen seine Skihütte betrachten, freut er sich und dann ist er auch auf sich selbst stolz. Wenn er von solchen Momenten erzählt, muss er schlucken. „Weiß du“, sagt er, „ich hab das nicht nur für mich gemacht. Es kommen so viele Freunde und Bekannte her und du glaubst nicht, was hier schon alles stattgefunden hat.“ Von wilden Partys bis hin zu stundenlangen Gesprächen, vom miteinander Lachen und Weinen, vom Kartenspielen und Eierspeisessen erzählt er dann, weil er einfach gerne Menschen bewirtet und umsorgt.

Eine eigene WhatsApp Gruppe hat er mit seinen engsten Freunden. Da reicht dann, wenn er ein kurzes „Bin daheim“ losschickt und schon wird die Hütte wieder zum lieb gewonnenen Treffpunkt. Immer mit dem obersten Prinzip: Was in der kleinsten Skihütte in Oberwart passiert und geredet wird, bleibt auch in der Skihütte.


Aus einem alten Schreibtisch hat er eine Bar gezimmert.

Viele Kleinigkeiten wie der „Zwitscherkasten" prägen die Skihütte von Marc Andre.

Den Erdkeller hat er zu einem kleinen „Kino" umfunktioniert. Aus Ziegeln und Paletten hat er eine Chill Lounge gestaltet,

Den Erdkeller hat er zu einem kleinen „Kino" umfunktioniert. Ein alter Fensterbalken dient als aufklappbarer Tisch.

Neuestes Projekt: der Whirlpool inkl. Lounge

Auch der Garten von Marc Andre Bresnig ist voller kreativer und verspielter Details – wie etwa ein Wasserlauf mit Flaschen.

Aus alten Kisten hat er einen Zug gebaut, der als Blumenkisterl dient.

Lange hat Marc Andre nach diesem Bild gesucht. Es zeigt die Gemeinde Kitzeck, von der seine Großmutter stammt. Zu allen Dingen, die Marc Andre in seiner Skihütte und in seiner Gartenlounge hat, hat er einen engen Bezug.

Auch neben seinem Haus im Garten hat er eine Chill Lounge aus recyceltem Material gestaltet.

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