Reportage

Die Überfliegerin von Punitz

Mit 19 Jahren weiß Marie Walter aus Mischendorf sehr genau, was sie will: fliegen.
Und dieser Traum ist möglich. Auch beziehungsweise gerade im Südburgenland.
Marie Walter macht derzeit die Ausbildung zur Privatpilotin in der Punitz Flugbetrieb GmbH.
Dabei hält sie sich immer ihren Traum vor Augen: Linienpilotin zu werden. Hoch hinaus geht es von Punitz in die Welt.

(c) LEXI

Marie Walter mit ihrem Fluglehrer Reinhard Kremsner. Er ist Inhaber und Mitbegründer der Flugschule Punitz. Marie will wie er Linienflugzeuge fliegen.

 

„Ich habe bereits eine Ablebensversicherung abgeschlossen“, erzählt Marie Walter, blickt aus dem Fenster und zieht die Mundwinkel zu einem Lächeln nach oben. Draußen zieht der Nebel vorbei, außerdem nieselt es, wie man an der Fensterscheibe erkennen kann. Kein Flugwetter also. Und trotzdem ist der heutige Schauplatz ein Flugplatz. Genauer gesagt, der in Punitz. 

„Weißt du, fliegen ist einfach ein Traum, der für mich Wirklichkeit wird“, schwärmt Marie Walter. Schon als Kind war für sie das Beste am Urlaub der Hin- und Rückflug. Nach ihrem Lehrabschluss  als Versicherungskauffrau hat sie sich bei der Flugschule in Punitz vorgestellt.

Knapp sechs Monate später steht sie nun kurz davor, die „PPL“-Prüfung zu machen. Diese „Privatpiloten-Lizenz“ ermöglicht es ihr, ein Kleinflugzeug hobbymäßig zu fliegen. „Auf den PPL baut alles auf. Den braucht man, um überhaupt einmal Berufspilotin werden zu können“, erklärt Marie Walter. Auch sie möchte ihr Hobby irgendwann zum Beruf machen: „Das hängt aber zunächst vom Geld und von der Zeit ab. Natürlich möchte ich das so schnell wie möglich fertig machen, aber es gibt keine Zeitvorgabe für die Ausbildung. Außerdem muss ich meine finanziellen Mittel wieder aufstocken, um die nächste Stufe machen zu können“, fährt sie fort.

Darüber, dass in Russland Wodka in Achtel-Gläsern serviert wird

„Das Südburgenland ist das schönste Ende der Welt. Das sagen auch unsere Flugschüler aus den Nachbarländern immer wieder“, beginnt Inhaber, Mitbegründer der Flugschule in Punitz und ehemaliger Linienpilot Reinhard Kremsner seine Erzählung über den Flugplatz. „Wir hatten in Punitz schon circa 1.000 Schüler und bilden vom Fußgänger zum fertigen Linienpiloten aus.“ Kremsner ist ein „patriotischer Südburgenländer und stolz, hier wohnen zu dürfen“, wie er selbst sagt. Von Calgary in Kanada bis Brisbane in Australien hat er bereits alles gesehen. Geflogen ist er mit Passagieren, für Organtransplantationen und für „Stars“. „Ich hatte bereits Roger Moore und Kate Moss im Flieger sitzen und bin für hochrangige Politiker im In- und Ausland geflogen. Da erlebt man schon einiges.“

Wenn er von seinen Flügen erzählt, beginnen seine Augen zu leuchten. Eine Geschichte ist ihm besonders in Erinnerung geblieben: „Wir sind mit einem Politiker nach Russland geflogen. Untergekommen sind mein Co-Pilot und ich in einer Hochsicherheits-Gefängniszelle, weil es eben der sicherste Ort in der Stadt war. Für uns wurde ein Gala-Dinner gegeben, wo nur das Teuerste aufgetischt wurde, roter Kaviar zum Beispiel. Außerdem gab es Wodka. Aber nicht so wie bei uns in einem Stamperl-Glas, sondern in Achtel-Gläsern. Und wenn man da nicht geübt ist, wird es schwierig“, lacht er. Was ihm besonders an seinem Job gefallen hat, war, dass er die Länder und Kulturen dieser Welt kennenlernen durfte und darüber hinaus längere Zwischenstopps hatte. So konnte er auch einmal 40 Tage am Stück in Australien verbringen.

Frauen in „Männerberufen“

Besonders freut Reinhard Kremsner, dass sich immer mehr Frauen fürs Fliegen interessieren. Im heurigen Jahr sind das in Punitz sieben – mehr, als in den ganzen letzten Jahren zusammen. Auch Marie Walter ist eine davon. „Ich finde es in der heutigen Zeit komplett normal, wenn Frauen sogenannte ‚Männerberufe‘ ausüben.“ Auf die Frage, wie sie von männlichen Kollegen wahrgenommen wird, antwortet Marie Walter mit einem Lächeln: „Eigentlich finden das alle immer total cool.“ Besonders angetan haben es ihr die Navigationsflüge, wo man alles selber ausrechnet und sich mit Hilfe von Karten orientiert. Dennoch ist ihr berufliches Ziel, so wie Kremsner, mit Jets um die Welt zu fliegen und ferne Länder erkunden zu können.

Marie Walter ist der festen Überzeugung, dass sie es schaffen wird: „Fliegen lernt man nicht mal eben so, weil einem fad ist, man muss schon dafür brennen, sonst ist man hier falsch. Es ist mein Traum und meine Leidenschaft und das will ich zu meinem Beruf machen.“ Ihren derzeitigen Job möchte sie dennoch momentan weiterführen. „Als Versicherung“, sagt Marie mit einem Augenzwinkern.  


Von Punitz aus in die Welt

Den Flugplatz in Punitz gibt es seit dem Jahr 1985. Auf einer Fläche von 16 Hektar wurden bereits 1.000 Pilot*innen ausgebildet. Dafür stehen fünf Flugzeuge zur Verfügung. Darüber hinaus gibt es einen Flugsimulator, wo geübt werden kann. Bis zum/zur Linienpilot*in können alle Ausbildungen in Punitz absolviert werden. Das beinhaltet auch die Ausbildung und Auffrischung für Fluglehrer*innen. 

Bis zum*zur Linienpilot*in kann man mit Kosten von ungefähr 60.000 Euro rechnen. Die Basisausbildung zur Privatpiloten-Lizenz kostet rund 15.000 Euro und beinhaltet eine Theorie- und Praxisprüfung. 

Inhaber und Mitbegründer der Flugschule ist Reinhard Kremsner, er selbst kann auf eine erfolgreiche Karriere als Linienpilot zurückblicken und durfte schon mit den Stars dieser Welt fliegen. Er bildet vor Ort die Pilot*innen von morgen aus. 

Die Berufsaussichten sind sehr gut, da Pilot*innen durch den Fachkräftemangel gesucht und benötigt werden.

Weiters besteht noch eine Kooperation mit dem BORG Güssing, wo Schüler*innen zum/zur Privatpilot*in ausgebildet werden. Der Theoriekurs kann bereits mit 16, die praktische Prüfung mit 17 Jahren erfolgen.


Vor jedem Flug wird eine genaue Überprüfung durchgeführt.

Im Cockpit.

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