Mit der Salzkarawane durch die Wüste – der „Nomade auf Zeit“ Karl Lueger
„Als ich das erste Mal dort war, war ich gleich begeistert vom Flair Afrikas. Mich faszinierte die Überfahrt. Man steigt in Gibraltar aufs Schiff und eine Stunde später ist man in Tanger in einer komplett anderen Welt“, berichtet Karl Lueger über seine erste Afrikareise, die beileibe nicht die letzte bleiben sollte.
Foto©Karl Lueger
Unterwegs mit der Salzkarawane: Die Schwielenfüße der Kamele sind perfekt an den sandigen Untergrund angepasst: So wird ihr Gewicht verteilt und die Tiere sinken auch bei einer Ladung von bis zu 120 kg pro Tier nicht ein.
Karl Lueger ist vielen Hartbergern ein Begriff: Neben seiner Frau Isabell Bayer-Lueger war er Mitinitiator des Stadt.Land.Garten-Projekts und gemeinsam hat das Paar viele Jahre lang den Schaugarten bellabayer betrieben. Doch das Garteln ist nur eine Leidenschaft des gelernten Gärtners, bereits während seiner Ausbildung lockte ihn das Fernweh.
Zunächst noch zog es ihn an den sonnenwarmen Felsen zum Klettern in die Wüste, doch auch nach einer Knieverletzung, die das Aus für seine Kletterei bedeutete, blieb die Faszination für die fremde Welt bestehen. Winter für Winter zog es ihn fort, bis er sich schließlich 1995 der letzten großen Handelskarawane anschloss, die noch zu Fuß durch die Wüste zog und nach wie vor zieht: Die Salzkarawane. Um daran teilzunehmen, kaufte er eine Packladung Salz und bekam dadurch den Platz auf dem nun freien Kamel. Insgesamt 750 Kilometer ging es in 21 Tagen. Etwa alle 250 Kilometer gibt es einen Brunnen. Der muss erreicht werden. „Ja, es geht schon manchmal eine Karawane verloren. Aber im Großen und Ganzen haben die Karawanenführer ein unerklärliches Gespür für die Gegend und wissen genau, wo sie hinmüssen. Eines Tages in der Wüste dachte ich, heute sollten wir beim Brunnen ankommen und fragte den Führer, ob das der Fall sei. Da zeigte er hinter mich und ich bemerkte, dass ich beinahe auf dem Brunnen stand“, so Lueger. Jeden Tag kam die Karawane bis zu etwa 60 Kilometer vorwärts, weil die Gehzeiten lang und die Rastzeiten kurz waren. Bei bis zu 45 Grad wurde bis zu 18 Stunden marschiert, neben dem Gehen kochten die Karawanenführer sogar Tee, um Zeit zu sparen. Erst nachts, etwa um zwei Uhr wurde angehalten, die Kamele wurden abgeladen, ein einfaches Mahl bereitet. Lueger erzählt von gestampfter Hirse mit Datteln und Ziegenkäse, was mit Wasser aufgegossen wurde. Das wurde gegessen und dann kurz geschlafen. Bereits ab etwa fünf Uhr gingen die Vorbereitungen los, die Kamele wurden beladen, ein einfacher Hirsebrei gefrühstückt und weiter ging der Marsch, auch bei Sandstürmen, gegen die Müdigkeit, immer weiter.
Viele Stationen, die immer wieder in die Wüste führen
So große Karawanentouren macht der 66-jährige Karl Lueger zwar nicht mehr mit, er organisiert inzwischen aber immer wieder über sein eigenes kleines Reiseunternehmen „Nomade auf Zeit“ Ausflüge in die Wüste. „In der Wüste kommt man zur Ruhe und zu sich selbst“, so sein Resümee. Viele seiner Reisekameraden haben genau davor auch Angst, denken, diese Erfahrung sei mit einem psychischen Zusammenbruch verbunden. Natürlich weiß Lueger genau, wie er Menschen an ihre Grenzen bringen kann. Er hat in seinem Leben nicht nur in Österreich Selbsterfahrungscamps für Auszubildende geleitet, sondern ist ebenso mit straffälligen und drogenabhängigen Jugendlichen als Resozialisierungsmaßnahme durch die Wüste gezogen. „Ich mag solche Touren nicht mehr. Ich mag Menschen nicht zu irgend etwas bringen müssen. Ich will einfach, dass sie eine schöne Zeit haben.“
Oft ist er aber auch allein oder nur mit seiner Frau Isabell unterwegs, um neue Routen zu erkunden oder einfach nur, um den Jahreswechsel zu verbringen. „Den Winter über bin ich gerne auswärts. Wenn ich dann den Sand unter den Sandalen spüre und den Kamelstrick in der Hand, dann weiß ich wieder genau, dass ich hier richtig bin.“
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Mit der Salzkarawane durch die Wüste