Reportage

Pflegekompetenz in drei Sprachen

Menschen auf ihrem letzten Lebensabschnitt ein Zuhause bieten, das ist das Ziel eines „Pflegekompetenzzentrums“. Diese Zentren gibt es mittlerweile im ganzen Burgenland. In Schandorf wird seit 2021 ein weiteres gebaut. Es gilt als besonders. Besonders herausfordernd, besonders gebaut, mit besonderen Räumlichkeiten. prima! hat sich vor Ort ein Bild gemacht.

zVg

Blick auf den Eingang des Zentrums. Die Fassade ist schlicht in Weiß gehalten.

 

In wenigen Minuten öffnet das Pflegekompetenzzentrum in Schandorf das erste Mal seine Pforten. Es ist der 4. September 2022 – Tag der offenen Baustelle. Interessierte Menschen können das Gebäude heute das erste Mal besichtigen. Eine ältere Dame ist mit ihren beiden Töchtern hergekommen und hat sich schon mehrere Folder und Informationsmappen des Zentrums eingepackt. Sie wirkt sehr rüstig, aber man könne nie früh genug anfangen, sich um einen Pflegeplatz umzusehen, sagt sie. Ein halbes Jahr später ist nun das Pflegezentrum fertiggestellt. Ab März 2023 werden die ersten Seniorinnen und Senioren einziehen.

Die Besonderheiten

Das Pflegekompetenzzentrum bietet 60 Langzeit- und fünf Kurzzeitpflegebetten. Außerdem ist es in Wohngruppen aufgegliedert. Für eine solche Gruppe gibt es einen Gemeinschaftsraum, danach folgen abgetrennt die jeweiligen Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner. „Die Menschen können so in einer kleinen Gemeinschaft leben, in der sie jederzeit einen Ansprechpartner haben. Wenn Bedarf besteht, können sie sich aber auch zurückziehen und einmal alleine sein“, so Andreas Balog, Geschäftsführer des Arbeiter-Samariterbundes Österreich. Im ganzen Gebäude sind fünf Wohngruppen zu je zwölf Personen angelegt. Damit soll auch die Selbstbestimmung im Alter erhalten und gefördert werden. Der Pflegebedarf richtet sich nach den Bedürfnissen der Bewohnerschaft. Die Pflegefachkräfte stehen rund um die Uhr zur Verfügung.

Die Versorgung der Menschen erfolgt regional und biologisch: „Das Pflegekompetenzzentrum in Großpetersdorf ist weniger als zehn Kilometer weit weg. Die dortige Küche wird auch das Zentrum in Schandorf mit biologisch hochwertigen Speisen versorgen“, so Andreas Balog. Den Menschen soll der Aufenthalt so angenehm und würdevoll wie möglich gemacht werden. Die Atmosphäre im Gebäude ist heimelig: „Uns ist es wichtig, dass sich die Bewohnerinnen und Bewohner wie zuhause fühlen. Umso wichtiger ist es aber, dass sich auch das Personal gut aufgehoben fühlt. Deswegen haben wir die Vorschläge unserer Pflegefachkräfte ins Konzept mit einfließen lassen“, so Balog. Eine Besonderheit ist, dass das Zentrum dreisprachig betrieben wird – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sprechen Deutsch, Kroatisch und Ungarisch. Rund 40 Arbeitsplätze wurden mit dem Bau geschaffen.

Die „burgenländische Bauweise“

Die Pflegeplätze im Burgenland sind begehrt, die Warteliste ist lang. Als Bauträger des Pflegekompetenzzentrums in Schandorf agiert die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft (OSG), Auftraggeber ist der Arbeiter-Samariterbund. Wer mit der OSG baut, baut vorwiegend regional. „Die ‚burgenländische Bauweise‘ hat sich bewährt. Wir setzen auf Regionalität, kurze Wege und auf Nachhaltigkeit. Wir haben im Burgenland gute Unternehmen, die möchten wir auch bei unseren Bauten einsetzen“, so Alfred Kollar, Obmann und Vorstand der OSG. Schwierig war, so Kollar, dass während der Pandemie gebaut wurde. Man hatte eine Erschwernis durch die Bestimmungen der Regierung und die Preissteigerungen. Letztlich wurden auch diese gut bewältigt.

Beim Bau selbst handelt es sich um einen Ziegelmassivbau. Die Nutzfläche beläuft sich auf rund 4.700 Quadratmeter. Der gesamte Bau ist barrierefrei gestaltet. Insgesamt wurden zehn Millionen Euro investiert. Geheizt wird mittels Fernwärme, die allgemein zugänglichen Räume werden im Sommer klimatisiert. Für den Strom wurde eine Photovoltaikanlage am Dach installiert. Die Räumlichkeiten selbst sind großzügig angelegt und in hellen Farben gestaltet. Diese Atmosphäre hat schon die Besucherinnen und Besucher am Tag der offenen Baustelle im September begeistert. Ob die ältere Dame mit den Prospekten nun im März wohl hier einziehen wird? Einen Platz hätte sie sich im September jedenfalls am liebsten gleich reservieren lassen. Mit einem Augenzwinkern, denn, „sicher ist sicher“.  


Immer wieder finden sich kleine Sitzecken, die zum Beisammensein einladen.

Die Kaffeeecke im Aufenthaltsbereich ist ein Zusammenkunftsort für die Bewohner.

Einblick in eines der Zimmer.

Wir haben gebaut

Die Bauleitung übernahm die Oberwarter Siedlungsgenossenschaft. Architekturarbeiten sowie die Bauaufsicht wurden von der BPM Bauprojektmanagement GesmbH. aus Oberwart durchgeführt. Die Baumeisterarbeiten stammen von STECO Sterlinger & Co aus Oberwart und der Konstruktiva Bau Gmbh. Die Tiefengründung wurde von der Keller Grundbau Ges.mbH aus Wien übernommen. Für den Trockenbau zeichnet die Schieder Innenausbau GmbH aus Grafendorf verantwortlich. Die Zimmererarbeiten wurden an die Firma Holzbau Dachdeckerei Spenglerei Igler aus Markt Allhau vergeben. Die Spenglerei- und Schwarzdeckarbeiten hatte die Firma Spenglerei-Dachdeckerei Paar GmbH aus Wolfau inne. Die Installateurarbeiten stammen von der Licht Loidl GmbH aus Lafnitz, die Elektrotechnik von der Zweigstelle in Pinkafeld. Die Fenster sowie die dazugehörigen Minirollos wurden vom Lagerhaus Bau- und Gartenmarkt in Unterwart bezogen. Als Fliesenleger engagierte man die Strobl & Strobl Fliesendesign GmbH aus Stegersbach. Die Malerarbeiten wurden von der Malerei Tim Schöberl aus Großpetersdorf durchgeführt. Die Innentüren lieferte die Firma Talos GmbH aus Mattersburg. Die Aluportale lieferte die Alu Pfeiffer GmbH aus Markt Allhau – diese war auch für die Schlosser-Arbeiten verantwortlich. Die Böden wurden von der Hoffmann GmbH aus Oberwart verlegt. Der Aufzug wurde von der Heißenberger Gesellschaft m.b.H. aus Wien installiert. Die Gartengestaltung wird von der Firma Mayer Josef Gartengestaltung aus Kemeten übernommen. Die Zaunarbeiten wurden von der Pratscher Zauntechnik GmbH aus Jabing/Pinkafeld durchgeführt. Für die Einrichtung war die GH-Möbeltischlerei, Hoffmann & Söhne GmbH aus Eisenstadt zuständig. Die Beklebungen stammen von der barabas grafik & beschriftungen GmbH aus Oberwart.


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