Stadtmuseum Pinkafeld: Mauern, die Geschichte erzählen
Das Stadtmuseum in Pinkafeld ist das älteste noch erhaltene Gebäude der Stadtgemeinde. Das Bewusstsein und Interesse der Bevölkerung für die Tradition hat über die letzten Jahrhunderte das Kulturgut am Leben erhalten. Von einem damaligen politischen Nutzen wurde das Gebäude über die Jahre immer wieder umfunktioniert und gewann dadurch konstant an neuer Bedeutung - vor allem für die Bewohnerinnen und Bewohner. Heute ist es das Stadtmuseum und erzählt als ältestes Museum des Burgenlandes die Geschichte Pinkafelds.
©Museumsverein Pinkafeld
Das mächtige Gebäude stand ursprünglich frei an der höchsten Stelle des damaligen Marktes Pinkafeld, am Rand des historischen Siedlungskerns rund um die römisch katholische Pfarrkirche, was seine Bedeutung als repräsentatives Gebäude unterstreicht.
Das große grüne Eingangstor verschafft Zugang hinter die wuchtigen Mauern des Stadtmuseums, dem ehemaligen Landgericht. Vor knapp 200 Jahren stand hier auch Nikolaus Schmidhofer – oder aus Erzählungen besser bekannt als „Holzknechtseppl“. Der berüchtigte Anführer einer Räuberbande war berühmt für seine schweren Verbrechen und sorgte im Ort Pinkafeld und der Umgebung – damaliges Westungarn – für Angst und Schrecken. In diesem Gebäude wurde über sein Leben entschieden, als er eines Nachts gefasst und verhaftet wurde. Mit seiner Hinrichtung 1828 wurde das letzte Todesurteil vollstreckt. Die Geschichte des räuberischen „Holzknechtseppl“ kennt jeder im Ort – sie wird bereits jedem Kind erzählt. Hinter den vergangenen schaurigen Begebenheiten steckt aber noch viel mehr – nämlich viel Historie.
Ästhetik, Atmosphäre & Besonderheiten
Die gelbe Außenfassade hat den rustikalen Pranger als Blickfänger. Er wurde hier eingemauert, um daran zu erinnern, dass hier einst das Landgericht war und Pinkafeld das Privileg der Gerichtsbarkeit hatte. Der ausgestreckte Arm mit Schwert war ein Zeichen dafür, dass zu dem Zeitpunkt eine Gerichtsverhandlung stattfand – jetzt hinterlässt es bei den Museumsbesucherinnen und -besuchern einen bleibenden ersten Eindruck. Sobald man das Grundstück betritt, wird man von der Ruhe im Innenhof begrüßt. Hinter jeder Tür verbirgt sich ein weiteres Stück Geschichte und sorgsam gestaltete Ausstellungen erwecken die Vergangenheit zum Leben. Auf der linken Seite bekommt man einen Einblick des Ursprungs des Ortes Pinkafeld. Fossilien, Gesteinsstücke und andere Artefakte sind zur Betrachtung ausgestellt. Das jetzige Stadtmuseum bietet viele Besonderheiten, dazu zählen das Kirchenmuseum mit der ältesten ausgestellten Weihnachtskrippe Burgenlands, das Feuerwehrmuseum, das Museum der Pinkafelder Tuchmacher und das Garnisonsmuseum. Im Feuerwehrmuseum hängt auch ein Votivbild, das die Geschichte der „unsichtbaren Hand“ repräsentiert. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es einen Brand im Schloss Batthyány in Pinkafeld, das Feuer wurde nur bemerkt, weil die „unsichtbare Hand“ eine kleine Glocke läutete, die draußen angebracht war, so wurden Menschen auf den Brand aufmerksam. Jeder Raum wurde mit viel Bedacht und Liebe ausgestattet. Das Interesse an der Heimat ist überall erkennbar. Alte Gebrauchsgegenstände und Maschinen wurden aufgehoben und gepflegt und haben nun ihren Platz im Museum gefunden. „Die Leute aus Pinkafeld legen viel Wert auf ihre Heimat und ihnen ist wichtig, die Geschichten am Leben zu erhalten“, betont Obmann des Museumsvereins Pinkafeld Rudolf Köberl. Um das Interesse immer wieder zu wecken, finden seit 30 Jahren Sonderausstellungen statt. Eine große Bandbreite an Themen kann hier als Interessensschwerpunkt dienen. Vereinsjubiläen, alte Berufe oder andere historische Ereignisse sind für eine Ausstellung relevant. Dieses Jahr ist die Sonderausstellung den „ Schaffelmachern von Hochart“ gewidmet – ein altes Handwerk, das Aufmerksamkeit verdient. Die Ausstellung hält noch bis 31. Oktober für Besucherinnen und Besucher die Türen offen.
Funktionen über die Jahre
Alle Räumlichkeiten des Museums erfüllten im Laufe der Zeit Funktionen, welche zuerst von politischer und dann vermehrt von gesellschaftlicher Bedeutung waren. Vom großen Adelshaus, erbaut im 17. Jahrhundert, wurde es mit 1728 zum Rathaus und Landgericht. 1848 wurde das Landgericht aufgrund von Verlust der Gerichtsbarkeit aufgelöst, aber Rathaus blieb es bis 1954. Dafür wurde es dann aber zu klein und der vordere Teil wurde zur Wohnung umfunktioniert. Der Direktor der ehemaligen Hauptschule, die direkt gegenüber war, hat hier mit seiner Familie bis 1976 gewohnt. Gleich darauf wurde der städtische Kindergarten bis 1988 in das Gebäude verlegt. „Die gute Instandhaltung des Gebäudes konnte gewährleistet werden, da man immer einen neuen Nutzen dafür schaffte“, erklärt Rudolf Köberl. Im heutigen Feuerwehrmuseum war einst die Schulküche und im Raum der Tuchmacherausstellung fand der Werkraum der ehemaligen Hauptschule Platz. Mit 1988 fand sich der kulturelle Nutzen und es wurde offiziell das Stadtmuseum Pinkafeld. Jedem Raum wurde Gebrauch geschenkt und mithilfe der Bewohnerinnen und Bewohner aus Pinkafeld sammelten sich Gegenstände, die nun das Museum schmücken und bei Besucherinnen und Besuchern für einen dauerhaften Eindruck sorgen.
Entstehung & Funktionen des Bauwerks über die Jahre
– Im 17. Jahrhundert unter Ernreich Ridscheit am Schleiten erbaut
– 1629: Adelssitz der Freiherren von Rindsmaul
– 1728: Gemeinde Pinkafeld kauft das Gutshaus der verstorbenen Rindsmaul Familie – es wird zum Rathaus und Landgericht
– 1830: letztes Gerichtsurteil wird gefällt
– 1848: Landgericht wird aufgelöst nach Verlust der Gerichtsbarkeit
– Bis 1954 Rathaus
– 1954–1976: vordere Teil des Gebäudes wird als Wohnung genutzt
– 1976–1988: städtischer Kindergarten
– 1984–1988: Gesamtrenovierung und Umbau
– Seit 1988 Stadtmuseum (inklusive Garnisons-, Feuerwehr und Kirchenmuseum)
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Das Stadtmuseum Pinkafeld