Blue Chip Energy Güssing
Als in Güssing die modernsten Solar-Module produziert wurden.
(c) Peter Sitar / Archiv
Nach einjährigen Vorarbeiten erfolgte 2007 der Spatenstich im Beisein vom damaligen Vizebürgermeister Vinzenz Knor, der damaligen Landesrätin Verena Dunst und Landesrat Helmut Bieler, des damaligen Landwirtschaftsministers Nikolaus Berlakovich, Landeshauptmann Hans Niessl und Bürgermeister Peter Vadasz.
Wir alle kennen die Diskussion über die Abhängigkeit vom globalen Märkten. Dann, wenn kleinste Bauteile nicht geliefert werden und der Preis künstlich in die Höhe getrieben wird, weiß man die Industrie im eigenen Land zu schätzen. Wie nachteilig es sein kann, gewisse Schlüsseltechnologien und -betriebe zu verlieren, lässt sich auch im Burgenland, konkret in Güssing, nachvollziehen. Etwa anhand des Herstellers von hoch effizienten Solar-Modulen, Blue Chip Energy.
Das Unternehmen, das 2006 gegründet wurde und zur Deutschen Solon SE gehörte, errichtete in Güssing eine der damals modernsten Fabriken zur Erzeugung besonders effektiver PV-Module. Nach einjähriger Vorbereitung erfolgte 2007 der Spatenstich. Die Produktionsstätte basierte auf einer sogenannten Reinraum-Technologie, um jegliche Verunreinigung der Solarzellen zu verhindern. Nur über spezielle Schleusen und mit spezieller Bekleidung gelangte man in diesen Bereich.
Doch schon 2011 kam das Aus für das Unternehmen. Was mehrere Gründe hatte: Ein Großauftrag aus Italien fiel plötzlich weg, konzernintern gab es wirtschaftliche Konflikte und den Rest besorgte die Konkurrenz aus China. 110 hochqualifizierte Facharbeiter verloren damals ihre Jobs. China kopierte gut und vor allem billig, daher wurde die Produktion europaweit größtenteils in das Land der aufgehenden Sonne verlagert. Das Werk in Güssing steht leer. Eine Pandemie, die damit verbundenen Lieferketten-Probleme, explodierende Energiekosten, der Krieg in der Ukraine zeigen deutlich, welche Auswirkungen es hat, solche Schlüsseltechnologien nicht mehr im Land zu haben. Es reicht schon ein Containerschiff, das sich im Suez-Kanal ein paar Tage querstellt und schon brechen die Lieferketten zusammen. Dazu kommt noch die gewaltige Nachfrage nach PV-Anlagen und den benötigten Zusatzgeräten, wie Gleichrichter oder E-Speicher. Bleibt die Erkenntnis: Blue Chip wäre heute wichtiger denn je. Aber das ist Geschichte.
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2 Antworten
Blue Chip Energy Güssing
Wir haben dort Solarzellen produziert. Die Zellen wurden von unseren Kunden in PV-Modulen verbaut.
Wenn ich mich richtig erinnere, wurden damals Schutzzölle gegen die billigere China-Ware nicht umgesetzt (wer dagegen war, bitte selbst zu recherchieren)