Bericht

„Burgenländischer Aktionsplan gegen Gewalt“ präsentiert

Es sind vor allem Frauen, die von Gewalt betroffen sind. Das zeigen die schockierenden Zahlen, denn allein im Vorjahr wurden in Österreich 28 Frauen und Mädchen ermordet. Mit dem "Burgenländischen Aktionsplan gegen Gewalt" werden nun bestehende Netzwerke und die Zusammenarbeit zwischen den Gewaltschutzorganisationen ausgebaut, um dieser alltäglichen Gewalt entgegenzuwirken.

Foto©Bgld. Landesmedienservice

Karin Gölly (Vertreterin des Netzwerks Gemeinsam gegen Gewalt), LH-Stv.in Astrid Eisenkopf und Landespolizeidirektor Martin Huber präsentierten den „Burgenländischen Aktionsplan gegen Gewalt“.

Unter Federführung des Referats für Frauen, Antidiskriminierung und Gleichbehandlung  wurde in einem zweijährigen Prozess der „Aktionsplan gegen Gewalt“ erarbeitet. Mitgewirkt haben rund 20 im Gewaltschutz tätige Stellen im Burgenland, Expertinnen und Experten sowie Polizei und Justiz. Der Aktionsplan gegen Gewalt  listet die bereits bestehenden Beratungs- und Unterstützungsangebote auf und enthält konkrete Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt. Das Ziel ist klar: Er soll der zunehmenden alltäglichen Gewalt, die sich vor allem gegen Frauen richtet, entgegenwirken, denn die Fakten sind schockierend: 28 Frauen und Mädchen wurden im Vorjahr in Österreich ermordet. Überwiegend von (Ex-)Partnern oder Tätern aus dem familiären Umfeld. Seit Jahresanfang 2023 gab es bereits neun Femizide.

„Gewalt hat viele Gesichter, nimmt viele Formen an und tritt an vielen verschiedenen Orten auf. Doch die Opfer sind häufiger Frauen und die Täter fast immer männlich. Dies belegen auch aktuelle Zahlen des Gewaltschutzzentrums Burgenland, wonach von den rund 700 beratenen Menschen knapp 80 % weiblich, 90 % der Gefährder*innen männlich sind“, erklärt LH-Stvin Astrid Eisenkopf. Der Ort des Geschehens ist sehr oft das familiäre und häusliche Umfeld. „Diese erschütternden Femizide führen uns in dramatischer Art und Weise vor Augen, dass Gewalt gegen Frauen in Österreich leider immer noch an der Tagesordnung steht. Viel zu viele Frauen leben in Beziehungen, die von Gewalt geprägt sind und müssen um ihr Leben fürchten. Der Aktionsplan gegen Gewalt soll dazu beitragen, dass alle Menschen im Burgenland, allen voran Frauen und Kinder, ein gewaltfreies Leben führen können“, hofft Eisenkopf.

Vier Lebensbereiche als wesentliche Orte von Gewaltausübung definiert

Vier Lebens­bereiche wurden definiert, in denen spezifische Formen von Gewalt am häufigsten ausgeübt bzw. sichtbar werden: Familie, Bildungsbereich, Arbeitsumfeld sowie öffentlicher und digitaler Raum. Für jeden Bereich wurden bereits bestehende Maßnahmen aufgelistet und Vorschläge für konkrete weitere Schritte formuliert. Ergänzt wird der Aktionsplan durch Aspekte der Medienarbeit und Vernetzung.

Notrufnummern sichtbar machen

So ist etwa bei „Gewaltschutz im öffentlichen und digitalen Raum“ geplant, verstärkt auf Notrufnummern und Anlaufstellen hinzuweisen, u.a. durch Anbringen der entsprechenden Info auf Apothekensackerl sowie durch Kurzanleitungen zum richtigen Einschreiten bei beobachteter Gewalt (etwa in Form von Piktogrammen). Weitere Ideen für den öffentlichen Raum wären eine Telefonbegleitung für einen sicheren Nach-Hause-Weg oder auch der Ausbau der offenen Jugendarbeit sowohl als Streetwork vor Ort als auch online.

Land hat bereits viele Maßnahmen gesetzt

Jede fünfte Frau ist ab ihrem 15. Lebensjahr körperlicher und/oder sexueller Gewalt ausgesetzt.  Das Land hat deshalb bereits eine Reihe von wichtigen Maßnahmen gesetzt. 2021 wurde das bislang privat betriebene Frauenhaus gemeinsam mit dem Sozialhaus Oberwart in die KRAGES-Tochter Soziale Dienste Burgenland GmbH eingegliedert. Damit wurde zum einen die nachhaltige Finanzierung sichergestellt, zum anderen auch die hohe Betreuungsqualität dauerhaft gewährleistet. Betroffene Frauen profitieren damit auch vom leichter zugänglichen Angebot professioneller Hilfen.

Frauenberatungsstelle in jedem Bezirk, zwei Männerberatungsstellen

Zudem wurde in jedem Bezirk des Burgenlandes eine Frauenberatungsstelle installiert. Eisenkopf dazu: „Für Frauen, die Hilfe benötigen, ist es enorm wichtig, dass die Hilfe vor der Haustüre liegt und dass die Hilfe unbürokratisch, vertraulich und einfach zugänglich ist.“ Die Frauenberatungsstelle Neusiedl am See hat sich auf die Beratung bei sexualisierter Gewalt spezialisiert. Gleichzeitig ist es aber wichtig, auch bei den Gefährdern und Gewalttätern anzusetzen. Seit Dezember 2022 gibt es deshalb in Neusiedl/See, neben jener in Oberwart (mit Außenstellen in Güssing und Jennersdorf) eine zweite Männerberatungsstelle im Burgenland, die einen ihrer Schwerpunkte auf Anti-Gewaltarbeit setzt.

Der „Burgenländische Aktionsplan gegen Gewalt“ ist unter folgendem Link abrufbar: Gewaltschutz – Land Burgenland


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